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Bulgarische Wirtschaft braucht ausländische Investitionen

Gegenwärtig halten sich die Investoren vor allem risikobedingt zurück“, verweist Wirtschaftsexperte Latschesar Bogdanow.
Foto: Архив
Was die Zukunft der bulgarischen Wirtschaft betrifft, sollte vor allem die Anziehung von ausländischen Investitionen auf der Tagesordnung stehen. Das ist der Standpunkt des Makrowirtschaftsexperten Latschesar Bogdanow von Industry Watch.

Warum akzentuiert der Wirtschaftsanalyst auf diese Tatsache? Weil es zwischen den Jahren des Aufschwungs und der heutigen Wirtschaftslage in Bulgarien einen frappierenden Unterschied gibt. In nur einem einzigen Jahr sind die ausländischen Investitionen in unserem Land auf ein Drittel geschrumpft. 2009 beliefen sich die ausländischen Investitionen in Bulgarien auf 2,5 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es lediglich nur noch 884 Millionen Euro. Trotz allem hält sich die bulgarische Wirtschaft über Wasser. Mit dem Wirtschaftsexperten Latschesar Bogdanow sprach Tanja Harisanowa.

Stimmen sie der These zu, dass Bulgarien die Rezession hinter sich gelassen hat und es wirtschaftlich wieder bergauf geht?

„Derartige Anzeichen gab es bereits im Frühjahr. Allerdings sind diese lediglich ein Indiz dafür, dass wir die Talsohle hinter uns gelassen haben und sich einige Branchen allmählich erholen“, kommentiert der Wirtschaftsexperte. „Die Menschen erwarten jedoch eine allumfassende Konjunktur – d.h. steigende Produktion, steigende Investitionen und mehr Arbeitsplätze. Das zeichnet sich leider nicht ab und wird meiner Meinung nach nicht so einfach zu erreichen sein. Einige Branchen haben sich marktbedingt auf Vorkrisenniveau eingepegelt. Das ist besonders beim Bau von Ferienimmobilien der Fall. Dort wird man den Umfängen der vergangenen Jahre jahrzehntelang hinterher laufen. Andererseits kann man das Wirtschaftsniveau von 2006 – 2008 nicht ausschließlich über den Export erreichen. Aufgrund seiner Rückständigkeit ist Bulgarien noch lange Zeit auf bedeutende ausländische Investitionen angewiesen.“

Die Konjunktur in unserem Land wird entscheidend vom Investitionsprozess beeinflusst. Wie und womit kann Bulgarien vor dem Hintergrund einer weltweiten Stagnation Investoren anziehen?

„Diese Frage stellen wir uns bereits seit 20 Jahren, d.h. seit Beginn des Übergangs zur Marktwirtschaft. Gegenwärtig halten sich die Investoren vor allem risikobedingt zurück“, verweist Wirtschaftsexperte Latschesar Bogdanow. „Bulgarien hat verhältnismäßig niedrige Einkommens- und Gewinnsteuern, was offensichtlich ein Plus für das Land ist. Bulgarien ist Teil des gesamteuropäischen Marktes, was ebenfalls dafür spricht, sich hier geschäftlich niederzulassen. Trotzdem reichen alle diese Vorteile nicht aus, um die Angst und dass Risikogefühl zu überwinden, dass Bulgarien als nächster Staat Pleite gehen könnte. Die Regierung muss alles daran setzen, um dieses makrowirtschaftliche oder politische Risiko zu beseitigen und danach versuchen Investoren zu gewinnen, die sich langfristig im Lande niederlassen wollen. Das ist nur mit einem vorteilhaften Geschäftsumfeld möglich – von einem funktionierenden Justizsystem bis hin zu einer adäquaten Verwaltung. Eine im Herbst 2010 von der Weltbank finanzierte Studie belegt, dass sich in Bulgarien die staatlichen Gebühren allmählich in ein Instrument einer sekundären Steuererhebung verwandeln.“

Droht der bulgarischen Wirtschaft eine zweite Rezession?

„Eine eindeutige Prognose ist sehr schwierig. Eine erneute Rezession ist nicht auszuschließen und das aus mindestens zwei Gründen – erstens zeigt die Weltwirtschaft zwar erste Anzeichen der Erholung, jedoch sind diese nicht eindeutig. Mehr noch, in den USA und in einem Teil Westeuropas harren noch viele Probleme ihrer Lösung und dass trotz zahlreicher Rettungspläne. Viele Banken sind in einer schwierigen Lage, die Staatshaushalte einiger EU-Länder sind in scheußlichem Zustand. Es wäre möglich, dass wir von außen eine neue Krise einschleppen. Außerdem dauert in einigen Staaten die Krise weiter an – wie etwa in Griechenland, Ungarn, Rumänien und anderen europäischen Ländern. Zweitens ist die bulgarische Regierung trotz ihres ausgeglichenen Vorgehens drauf und dran, die Fiskaldisziplin und Stabilität zu gefährden. Es besteht die Gefahr, dass sie populistischen Kurs nimmt, zumal Wahlen anstehen, was zu einem panischen Rückzug von Investoren und zum Abbruch jeglicher Investitionspläne führen kann.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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