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In punkto Pressefreiheit liegt Bulgariens Medienlandschaft europaweit weit hinten


Foto: BGNES

Studenten und Journalisten protestieren gegen die Missachtung der Medienfreiheit.

Branimir studiert an der Sofioter Universität Journalistik. Er wählte dieses Fach, weil der Job des Journalisten sehr dynamisch ist und die Möglichkeit bietet, viele und verschiedene Menschen kennen zu lernen. Und obwohl er über die eigene berufliche Zukunft zuversichtlich ist, bereitet ihm die Medienlandschaft in Bulgarien Sorgen. Ist die Pressefreiheit wirklich garantiert? Im Grundgesetz schon.

In der Praxis sieht es leider nicht immer so. Auch in der Vergangenheit gab es Fälle von Erpressung und Bedrohung von Journalisten, ja sogar von Übergriffen. Unter starkem politischen Druck leiden vor allem investigative Journalisten in Bulgarien, was auch der jährliche Bericht über den Grad demokratischer Freiheiten der amerikanischen Organisation Freedom House bestätigt. Die weltweite Tendenz ist ohnehin besorgniserregend – die Pressefreiheit schrumpft das achte Jahr in Folge. Besonders schlecht geht es den Journalisten in Lateinamerika und in der ehemaligen Sowjetunion. In diesem Bericht belegt Bulgarien Platz 76 von insgesamt 196 Ländern. Europaweit liegt aber Bulgariens Medienlandschaft weit hinten abgeschlagen mit EU-Mitgliedern wie Italien und Griechenland. Im Fall Bulgariens ist besorgniserregend, dass sich der Grad der Pressefreiheit von Jahr zu Jahr verschlechtert. Nur der regionale Vergleich stimmt etwas optimistischer – Bulgarien ist neben Griechenland und Slowenien führend auf dem Balkan.
Das größte Problem in Bulgarien sind nach wie vor die ungeklärten Eigentumsverhältnisse. Noch immer investieren in Medien Geschäftsleute und Konzerne der Schattenwirtschaft, die mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung gebracht werden. Diese Medien sind auf dem ersten Blick demokratisch und frei, bedienen jedoch in Wirklichkeit die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Eigentümer. Diese Besonderheit der Medienlandschaft in Bulgarien kommentiert nun Prof. Vessela Tabakowa, die an der Journalistikfakultät der Sofioter Universität unterrichtet:

"Die wirtschaftliche Abhängigkeit ist eine Voraussetzung für die fehlende freie Meinungsäußerung, erübrigt jedoch das Problem nicht", meint Prof. Tabakowa. "Es fängt bereits mit den jungen, angehenden Journalisten an, die sich die Frage stellen müssen, warum sie diesen Beruf ausgesucht haben. Darauf muss man sich eine ehrliche Antwort geben können. Erst dann kommen wir zu solchen Problemen, wie wirtschaftlicher Abhängigkeit. Viele Journalisten sind bereit, ohne Arbeitsvertrag und Sozialversicherung zu arbeiten, und überschreiten somit die Grenze der Schattenwirtschaft. Hinzu kommt die allgemeine Wirtschaftslage im Land – viele Verlage und Sender stehen in direkter Abhängigkeit zu den Werbeaufträgen. Manche Medien übernehmen freiwillig die Rolle von PR-Agenten, um Geld zu verdienen. Die Kundschaft ist breit gefächert – von Wirtschaftssubjekten bis hin zu Parteien. Und so gelangen wir zur politischen Abhängigkeit. Damit ist das Bild komplett", meint die Medienexpertin Prof. Vessela Tabakowa.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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