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Den Sternen etwas näher – die Roschen-Sternwarte

Die Roschen-Sternwarte
Foto: Архив
Der größte astronomische Komplex in Südosteuropa befindet sich in einer herrlichen und von der Moderne unberührten Gegend in den mittleren Rhodopen unweit der Stadt Smoljan – die Roschen-Sternwarte. Durch das gigantische Auge ihres zwei Meter langen Teleskops können die Besucher im Nu undenkbare Entfernungen überwinden und sich virtuell ans andere Ende der Galaxie „teleportieren“. Das hiesige Expertenteam führt die Touristen durch die Räumlichkeiten und macht die Besucher mit der Geschichte des Teleskops sowie den jüngsten kosmischen Entdeckungen bekannt.

Eingeweiht wurde die Roschen-Sternwarte im fernen Jahr 1981. Bei der Standortwahl ließen sich die Projektanten vom Prinzip leiten, dass ein derartiges Objekt hoch gelegen sein muss, um den industrie- und siedlungsbedingten Einfluss von Luftverschmutzung und Fremdlichteinfall weitestgehend zu eliminieren. Neben kristallklarer Luft sollte sich der Standort auch durch die meisten klaren Nächte auszeichnen.

Und so erwies sich der 1750m hohe Roschen-Gipfel als idealer Standort für den Sternwartenbau. Darüber hinaus wurde das Observatorium erdbebensicher gebaut und kann Erdstößen der Stärke 7-8 auf der Richterskala standhalten. Am beeindruckendsten ist jedoch das Zwei-Meter-Teleskop. Das Fernrohr lugt durch eine bewegliche Kuppelöffnung und kann auf jeden Punkt des Horizonts ausgerichtet werden. Trotz seiner 80 Tonnen Gewicht wird das Teleskop lediglich von einem 150 Watt-Motor angetrieben. „Mit anderen Worten ist dieser Motor um einiges schwächer als der Motor eines Damenföns“, scherzt der Sternwartenchef Nikola Petrow und fügt hinzu:



„Jährlich kommen über 10.000 Touristen zu uns. Häufig besuchen uns Kinder, aber auch Gäste aus dem In- und Ausland. Die Sternwarte ist täglich für Besucher geöffnet. Abends finden Nachtbeobachtungen mit kleineren Teleskopen statt. Mit diesen sind vor allem Mondbeobachtungen interessant – die Aussicht ist so wirklichkeitsnah, dass man den Eindruck hat, auf der Mondoberfläche gelandet zu sein! Man kann aber auch den Jupiter beobachten, ebenfalls sehr gut zu sehen ist der Saturn. Unsere Besucher beeindrucken vor allem die Nebel- und Sternhaufen, die wunderschön sind. Auch die Andromedagalaxie ist gut zu sehen. Ferner gibt es bei uns ein Sonnenteleskop. Dieses erzeugt eine Art künstliche Sonnenfinsternis, so dass man verschiedene heftige Materieströme am Sonnenrand, so genannte Protuberanzen, beobachten kann.“

Mit dem gigantischen Auge kann man Galaxien beobachten, die über sechs Milliarden Lichtjahre entfernt sind. Dabei sollte man sich vor Augen führen, dass das Licht in einer Erdsekunde 300.000km zurücklegt! D.h. je weiter wir in die Ferne sehen, desto weiter kehren wir in die Vergangenheit zurück. Die Teleskope für Nachtbeobachtungen stammen vom deutschen Unternehmen Carl Zeiss Jena, das Sonnenteleskop wurde in Bulgarien hergestellt.

Die Tätigkeit der Wissenschaftler von der Roschen-Sternwarte beschränkt sich jedoch nicht nur auf Rundgänge und Vorträge. Im Observatoriumskomplex wird vertieft im Bereich der Astrophysik geforscht – und das in Zusammenarbeit mit den renommiertesten Weltraumzentren. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Erforschung der Asteroiden und Kometen, deren Flugbahnen verfolgt werden, um rechtzeitig vor einem eventuellen Zusammenstoss mit der Erde warnen zu können. Nikola Petrow erzählt zudem von den häufigsten Fragen der Touristen. Allen voran von der obligatorischen Frage nach unbekannten Flugobjekten, die auch den Wissenschaftlern keine Ruhe lässt.

„Außerirdische Lebewesen haben wir noch nicht beobachtet, was aber nicht bedeutet, dass es außerhalb der Erde kein Leben gibt“, erklärt Nikola Petrow. „Die meisten Astronomen gehen davon aus, dass wir in unserem Sonnensystem in den nächsten Jahren mit Sicherheit außerirdisches Leben nachweisen werden. Nicht etwa andere Zivilisationen, sondern Mikroorganismen, die in Lebensräumen existieren, in denen man bisher kein Leben vermutet. Und warum nicht auch auf dem Mars? Neue Theoriemodelle belegen, dass Leben selbst auf dem Neptun möglich ist, dessen Oberfläche vollständig aus Eis besteht. Allerdings gibt es bereits Satellitenaufnahmen, die auf dem Neptun das Vorhandensein von Wasser in Flüssigform belegen, was eine Voraussetzung für Leben ist. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um Geysire, die ihre Wasser in über 100km hohen Fontänen ausstoßen.“



Falls sie ihre Höhenangst überwinden und sich auf die Terrasse wagen, die die Sternwartenkuppel wie einen Ring umschließt, können sie den Sternen noch näher sein. Von hier aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die sanften Rundungen der Rhodopen, die sich erst am Horizont verlieren.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Weneta Nikolowa
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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