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Hochqualifizierte Arbeitskräfte dringend gesucht

„Jeder zweite Arbeitgeber verspürt einen Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften, die er auf unserem Arbeitsmarkt nicht finden kann“. Das sagte der Vizepräsident der Bulgarischen Wirtschaftskammer Kamen Kolew anlässlich der Einführung der sogenannten „Blue Card“. Sie bescheinigt einen legalen Aufenthalt von Angehörigen aus Nicht-EU-Ländern zum Zwecke der Erwerbstätigkeit. Anvisiert werden vor allem hochqualifizierte Drittstaatenangehörige, denen auf diese Weise ein Aufenthalt in der Europäischen Union ermöglicht wird.

In Bulgarien wird die „Blaue Karte“ am 1. Juni dieses Jahres eingeführt. Es hat sich herausgestellt, dass sich auch in Bulgarien die Reihen an hochqualifizierten Arbeitskräften gelichtet haben. Dafür gibt es verschiedene Gründe, angefangen von den Modetendenzen in der Bildung bis zur Auswanderung. Und so werden Ingenieure und Physiker, aber auch Schlosser, Monteure, Schweißer und Krankenschwestern immer seltener, nicht nur in Bulgarien, sondern in ganz Europa. Also müssen sie von woanders kommen.

„Die Arbeitgeber und die Geschäftswelt als Ganzes werden zweifellos einen Nutzen aus der Einführung der „Blue Card“ zur Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte ziehen können“, ist Kamen Kolew, Vizepräsident der Bulgarischen Wirtschaftskammer, überzeugt. „Unsere Umfragen haben ergeben, dass für jeden dritten Arbeitgeber das grundlegende Problem nicht im fehlenden Kapital oder der Bürokratie liegt, sondern im Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften. Jeder zweite Arbeitgeber kann bestimmte Stellungen nicht besetzen, weil es an Spezialisten fehlt. Der geregelte Zufluss von Arbeitskräften aus Drittstaaten wird von großer Bedeutung für die bulgarische Geschäftswelt sein.“

Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauwesen, Leichtindustrie und sogar Finanzen sind Bereiche, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht. Selbst die ausländischen Investoren haben aus diesem Grund ebenfalls häufig Schwierigkeiten, ihre Projekte zu verwirklichen. Dennoch wird die neue „Blaue Karte“ kein Allheilmittel sein und die Bestimmungen selbst bergen Gefahren. So z.B. muss ein Arbeitnehmer aus einem Drittland zwei Jahre auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt sein, bevor er auch in anderen EU-Ländern nach Arbeit suchen darf. Damit könnte sich Bulgarien in ein Sprungbrett für jene werden, die nach Westeuropa einwandern wollen.

„Wir können die Richtung des Arbeitskräftestroms nicht ändern, der von Bulgarien nach Westeuropa und von Europa nach Amerika verläuft. So können wir also nur Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern erwarten. Das hängt mit den Lohnverhältnissen zusammen“, erläutert Kamen Kolew.

Jahre lang wanderten Arbeitskräfte aus Bulgarien aus. Nunmehr werden ihre Stellen Arbeitnehmer aus anderen Ländern einnehmen.
„Bulgarien besitzt trotz allem einen solchen Standard, der Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Ländern genügend hoch erscheint, um hier nach Arbeit zu suchen“, setzt der Vizepräsident der Bulgarischen Wirtschaftskammer fort. „Wichtig für uns ist aber, auszusieben. Auch decken sich nicht immer beide Begriffe hochgebildete und hochqualifizierte Experten.“

Einige Arbeitgeber behaupten, dass Bulgarien einen Bedarf an IT-Spezialisten hat. Dabei ist das doch ein Bereich, in dem die Bulgaren im Weltmaßstab so einiges bieten.
„Traditionell besitzen wir sehr gute Experten und sie haben den Vorteil, auch in ihren eigenen Land arbeiten zu können, wobei sie nach westeuropäischen Standards bezahlt werden. Dieser Bereich weitet sich aus und es ist daher nicht verwunderlich, wenn auch Spezialisten aus dem Ausland hierher kommen.“

Die Arbeitgeber in Bulgarien rechnen damit, ihre Stellen mit Arbeitnehmern aus Serbien, Kroatien, Russland und Moldawien zu besetzen.
„Der Standard in Bulgarien und in diesen Ländern ist in etwa gleich, doch wir haben auch Vorteile zu bieten. Alles ist eine Frage der Absprache, der Höhe der angebotenen Gehälter, der Arbeitsbedingungen und Entwicklungsperspektiven“, versichert der Vizepräsident der Bulgarischen Wirtschaftskammer Kamen Kolew.

In drei Jahren werden alle Schranken für die Arbeitnehmer aus Bulgarien fallen, in allen anderen EU-Ländern arbeiten zu können. Das wird erneut zum Abwandern von Fachleuten führen. Dann wird die bulgarische Geschäftswelt vor allem auf die „Blue Card“ setzen, um die benötigten qualifizierten Fachkräfte zu nutzen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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