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Krenkraftwerksprojekt „Belene“ zwischen EU und Russland

Die russischen Experten versicherten, dass die für Belene geplanten Reaktoren von der neuesten Generation sind und nichts mit denen des japanischen Katastrophen-Meilers Fukushima etwas gemein haben.
Foto: Tanja Harisanowa
Russland hat sein Interesse am Bau des zweiten bulgarischen Krenkraftwerks bei Belene an der Donau bestätigt. Der neue Meiler wird voraussichtlich 6.3 Milliarden Euro kosten, falls die Bauarbeiten bis 2017 abgeschlossen werden sollten. Die russischen Ingenieure wollen für die Sicherheit der Reaktoren garantieren.

Der staatliche russische Nuklearkonzern „Rosatom“ gab verschiedene Angaben über die Sicherheitsparameter an und verwies darauf, dass die Sicherheitsanlagen des Mailers 40 Prozent der Baukosten der gesamten Zentrale ausmachen. Das Kernkraftwerk solle laut Angaben dem Einschlag eines 400 Tonnen schweren Flugzeuges standhalten und problemlos bei Umwelttemperaturen zwischen -60°C und +60°C arbeiten. Die russischen Experten versicherten auch, dass die für Belene geplanten Reaktoren von der neuesten Generation sind und nichts mit denen des japanischen Katastrophen-Meilers Fukushima etwas gemein haben. Die Sicherheit könne zusätzlich hochgeschraubt werden, wenn man beispielsweise einen Damm zur Donau hin errichtet, um den Zerstörungen eines Tsunami vorzubeugen. Tsunami sind jedoch an der Donau kaum zu erwarten und solche Sicherheitsvorkehrungen würden das Projekt unnötig verteuern. Dennoch räumte Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow eine Verzögerung des Projekts gerade aus Sicherheitsgründen ein. Der Minister schlug eine neue Variante vor: nämlich, dass der erste für „Belene“ projektierte Reaktorblock im bestehenden Kernkraftwerk „Kosloduj“ errichtet wird. Darauf will sich jedoch „Rosatom“ nicht einlassen.

„Eine Analyse weist aus, dass der Bau des projektierten Reaktors in „Kosloduj“ anstatt in „Belene“ die Baufristen um zwei bis drei Jahre verlängern und auch einen Mehraufwand mit sich bringen würde“, kommentierte die Idee der bulgarischen Regierung Kyrill Komarow, Exekutivdirektor des Rosatom-Konzerns. „In „Belene“ steht bereits die nötige Infrastruktur und es wurden beträchtliche Investitionen getätigt. Bei einer Verlagerung nach Kosluduj müsste man dort von Null anfangen und die von Bulgarien getätigten Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro wären verloren.“

Die derzeitigen Kraftwerkskatastrophen in Japan haben natürlich den Gegnern des Atomstroms Auftrieb verliehen. Daher ist die Aussage von EU-Energiekommissar Günther Oettinger von dieser Woche verständlich, der meinte, dass der Bau des zweiten bulgarischen Kernkraftwerks „Belene“ nochmals geprüft werden müsse. Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow bestätigte, dass nach Japan der Kernsicherheit nun eine erhöhte Aufmerksamkeit gelten müsse, ließ sich jedoch nicht hineinreden und meinte, dass „ jedes Land das Recht darauf habe, den eigenen Energiemix zu bestimmen“. Auch würden die festgelegten technischen Parameter die seismische Aktivität berücksichtigen und eine hohe Sicherheit garantieren. Das Sicherheitsniveau von „Belene“ sei sogar höher veranschlagt, als das vieler anderer europäischer Reaktoren.

Die geplanten Kernkraftwerke sind wegen der eingesetzten neuen Technologien weniger risikobehaftet. Der Schuh drückt jedoch bei den bestehenden älteren Anlagen. Daher will die Europäischen Union Tests an Hand von Computermodellen unter Einbeziehung von einheitlichen Standards durchführen lassen, um zu ermitteln, inwieweit die 153 Kernkraftwerke in den EU-Staaten Extremsituationen, wie Erdbeben, Tsunami und Terroranschlägen standhalten können.

„Bulgarien hat hinsichtlich des Kernkraftwerks „Kosloduj“ nichts zu befürchten, denn das ist der europaweit am häufigsten inspizierte Meiler. Die Reaktorblöcke V und VI, die in Betrieb sind, wurden mit den Jahren auf den neuesten Stand gebracht“, kommentierte Minister Trajkow den EU-Beschluss.

„In der Europäischen Union herrscht auch das Einvernehmen, einheitliche Sicherheitsstandards einzuführen“, sagt Sergej Zotschew, Vorsitzender der Atomenergiebehörde Bulgariens. „Den Mitgliedsstaaten wird weiterhin das Recht eingeräumt, selbständig über ihren Energiemix zu bestimmen. Viele Länder werden sich nicht davon abbringen lassen, weitere Kernkraftwerke zu errichten.“

Die Zukunft des Kernkraftwerksprojekts „Belene“ ist noch unklar. In zwei Wochen sollen die Verhandlungen zwischen Bulgarien und Russland darüber abgeschlossen werden. Experten sind der Ansicht, dass die bulgarische Seite die Katastrophen in Japan und die Haltung von Brüssel dafür nutzen könnte, den Russen für „Belene“ eine Absage zu erteilen, ohne die Beziehungen zu diesem Land zu gefährden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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