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Hisarja – das Wasser, das heilt und verjüngt

22 Quellen mit verschiedener chemischer Zusammensetzung sprudeln auf dem Territorium von Hisarja.
Foto: Weneta Nikolowa
Seit über 2000 Jahren bietet ein kleines Städtchen am Fuße des Balkangebirges die Heilung verschiedener Krankheiten sowie verjüngende Spa-Behandlungen. Unter dem Motto „In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist“ zieht Hisarja – eine unserer bekanntesten Kurstädte – auch heute viele Menschen an.

Der Winter ist hier verhältnismäßig mild, der Frühling riecht nach Blumen, der Sommer ist schattig und kühl. Der größte Reichtum des kleinen Kurstädtchens ist jedoch das Mineralwasser. 22 Quellen mit verschiedener chemischer Zusammensetzung sprudeln auf dem Territorium von Hisarja. Legenden preisen ihre heilenden Eigenschaften bereits seit der Antike, als die Römer hierher kamen und beschlossen, eine befestigte Siedlung zu bauen, die sie nach ihrem Imperator Diocletianopolis nannten. Heute zeugen Überreste von herrlichen Palästen, Kasernen, frühchristlichen Basiliken und Verwaltungsgebäuden von ihrer einstigen Größe. Ebenfalls erhalten sind die Festungsmauern aus behauenem Stein mit den typischen Streifen aus Terakotta-Platten.



Bei einem Spaziergang durch das architektonische Freilichtmuseum stoßen wir auf gut erhaltene Überreste römischer Thermen. Die Bäder von Hisarja dienten der Erholung und der Stärkung der Gesundheit. Ihre Besucher unterzogen sich heilenden und verschönernden Behandlungen, die von Priestern durchgeführt wurden. Auch heute können sich die hiesigen balneologischen Heilanstalten und neuen Spa-Zentren nicht über fehlende Gäste beklagen.

Seit vielen Jahren arbeitet Jana Hristosowa in einem hiesigen Hotel mit modernem Balneozentrum. Zuweilen, so die Physiotherapeutin, sei der Andrang so groß, dass man mit den Heilbehandlungen kaum nachkomme. Das Mineralwasser in Hisarja ist vor allem für die Behandlung von Nierenerkrankungen sowie Erkrankungen des Magen- und Darmtrakts geeignet. Die meisten Besucher kommen jedoch in den warmen Monaten.

„Vor allem im Sommer. Ab Mai reisen israelische Touristengruppen an, manchmal bis zu 400 Leute pro Tag“, erklärt Jana. „Es gab auch Tage, an denen wir bis zu 900 Behandlungen durchgeführt haben, was enorm anstrengend ist. Unser Angebot enthält Wärmetherapien sowie Heilbehandlungen mit Paraffin, Laugen und Schlamm aus dem Toten Meer. Traditionell bieten wir zudem Akupunktur und Laserpunktur. Wer etwas für sein Äußeres tun will, kann sich Thalasso-Therapien zum Abnehmen, Anti-Cellulite-Behandlungen u.a. unterziehen. Darüber hinaus bieten wir verschiedene Wannenbehandlungen sowie Unterwassermassagen. Neben Israelis kommen auch viele Bulgaren sowie Gäste aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich und anderen Ländern zu uns.“



Als Antikrisenmaßnahme senkten viele Hoteliers in den Wintermonaten die Preise für Übernachtung und Spa-Pakete. So platzen einige Hotels Ende Februar buchstäblich aus allen Nähten. Auch die für diese Region untypischen Schneefälle und Minusgrade konnten die Touristen nicht davon abhalten, in den Außenbecken mit warmem Mineralwasser zu entspannen. Immerhin hat ein Eintauchen in das hiesige Mineralwasser die tonisierende Wirkung eines Schlucks Vitamincocktail. Das Mineralwaser in Hisarja ist nicht nur heilsam sondern auch entspannend, ganz zu schweigen davon, dass die Haut bereits nach der ersten Wasserbehandlung weich wie Seide wird.

Begeben Sie sich in die Obhut der einheimischen Therapeuten und Masseure. Sie werden sich wie neu geboren fühlen! Danach empfehlen wir einen Spaziergang durch die mit tausendjähriger Geschichte getränkten Ruinen des einstigen Diocletianopolis und einen Abstecher in eines der hiesigen Restaurants, wo sie leckere einheimische Gerichte kosten und die Ruhe genießen können.



Und wenn der Winter und das Grau sich endgültig verabschieden, wird Sie die Kurstadt mit grünen Parks voller Vogelgezwitscher bezaubern, die vom Duft seltener Baumarten erfüllt sind. Auf Schritt und Tritt werden Ihnen Quellbrunnen begegnen, aus denen Mineralwasser mit verschiedener Zusammensetzung und heilenden Eigenschaften sprudelt, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Der bekannteste trägt den Namen „Momina Salsa“ zu Deutsch „Jungfrauenträne“.

Die Legende erzählt von einer hübschen Bulgarin, die während der türkischen Fremdherrschaft in den Harem eines hiesigen Beys gesteckt wurde. Eines Abends forderte sie ihr Herr auf, die Gäste nackt zu bedienen. Als sie sich mit dem Tablett in der Hand erhob, traf die gedemütigte Maid den Bey am Kopf, der auf der Stelle tot war. Als Strafe folgte der Scheiterhaufen. In dem Augenblick, in dem die Flammen den Körper des nackten Mädchens erfassten, rollten aus ihren Augen zwei warme Tränen, aus denen eine heilende Quelle hervorsprudelte. Heute ziert die Skulptur des Mädchens, dessen Hände das Tablett hoch über dem Kopf halten, als touristisches Logo das Zentrum der Stadt. Einige hundert Meter vom Momina-Salsa-Quellbrunnen entfernt gibt es vier weitere Quellen, deren Wasser sich in herrliche Brunnen ergießen.

Mit seinen zahlreichen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbauten Villen, als der Balneo-Tourismus hier einen wahren Aufschwung erlebte, besitzt die Stadt einen unwiderstehlichen Charme. Beeindruckend sind auch die neuen Hotels mit ihrem Luxus und allen möglichen Spa-Verwöhnungen, die im krassen Gegensatz zu den verwahrlosten Heilzentren aus der Zeit des Sozialismus stehen. Letztere gehören jedoch zum Kolorit des Kurstädtchens und erinnern an vergangene Zeiten. Heute ist Hisarja ein Magnet für Liebhaber von Ruhe und gesundheitsbewusstem Urlaub und drauf und dran, den Ruhm der Rhodopen-Stadt Welingrad zu überschatten, die zur Spa-Hauptstadt des Balkans gekürt wurde.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Weneta Nikolowa
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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