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Die orthodoxe Fastenzeit - Tipps für gesunde Ernährung

In der Fastenzeit kochen die Bulgaren sehr oft Bohnen-Eintopf.
Foto: Ljudmila Sawowa
Es gibt unendlich viele Entgiftungskuren, Diäten, Tipps für gesunde Ernährung usw. Hinzu kommen allerlei Stoffwechselverbesserer und Ernährungszusätze in den Apotheken. Die beste Entschlackungskur ist und bleibt aber der altbewährte Kalender der Fastenzeit. Früher haben die Bauern auf dem Land ohnehin nur das gegessen, was sie selbst anbauten. Und zudem zu der passenden Jahreszeit – es gab nun mal im Winter keine Erdbeeren. Hinzu kommt die Fastenzeit vor allen großen Kirchenfesten, wie Weihnachten und Ostern.

Die orthodoxe Kirche hat vier Fastenzeiten. Die erste im Jahr ist die sog. große Fastenzeit. Sie beginnt sieben Wochen vor Ostern und dauert bis Ostersonntag insgesamt 50 Tage. Danach folgt die Apostel-Fastenzeit vom ersten Sonntag nach Pfingsten bis zum Tag der Heiligen Peter und Paul am 29. Juni. Die Länge dieser Fastenzeit hängt vom Osterdatum ab – je später im Jahr Ostern ist, um so kürzer die Apostel-Fastenzeit. Zwischen dem 1. und dem 15. August folgt dann die Mariä-Entschlafung-Fastenzeit. Die nächste große Fastenzeit ist vor Weihnachten. Sie beginnt am 15. November und dauert bis zum ersten Weihnachtstag. Deshalb fällt das Abendmahl am Heiligabend in die Fastenzeit.


© Foto: Ljudmila Sawowa

Die orthodoxe Kirche schreibt ferner vor, dass an jedem Mittwoch und Freitag gefastet wird, außer in den Wochen direkt nach Ostern und Weihnachten. Während der Fastenzeiten sollte sowohl die Anzahl der täglichen Mahlzeiten wie auch deren Gehalt eingeschränkt werden. Innerhalb dieser Fastenzeiten gibt es Tage mit strengeren und weniger strengen Regeln: die mildeste Form ist Verzicht auf das Fleisch und die Milch von Landtieren, bei der strengsten Form sind mit Ausnahme von Honig und Meeresfrüchten keinerlei tierische Lebensmitteln erlaubt, kein Öl und keine alkoholischen Getränke. Zudem sollen dann nur zwei Mahlzeiten am Tag gegessen werden und nichts zwischen den Mahlzeiten. Meeresfrüchte galten in den alten Mittelmeer-Kulturen, wo diese Regeln entstanden, als minderwertige Nahrung der Armen.


© Foto: Ljudmila Sawowa

Jede Fastenzeit hat außerdem ihre eigene Regeln und Besonderheiten. So gelten die ersten drei Tage der Ostern-Fastenzeit als besonders wichtig. Das sind die ersten drei Tage nach Käsefastensonntag, wenn man das strengste Fasten einhalten soll, um seine Seele zu reinigen. Denn mit dem großen Fasten bereiten sich die orthodoxen Christen sieben Wochen lang auf das Fest der Auferstehung Christi vor. Dabei ist wichtig zu betonen, dass das Fasten keine Diät ist. Der eigentliche Sinn des Fastens besteht darin, nicht nur den Körper, sondern vor allem den Geist zu reinigen und zu entgiften. Man sollte alle bösen Gedanken vertreiben, seinen Zorn zähmen, nicht lügen und auf sämtliche Gelüste verzichten. Wer alles richtig macht, soll sich nach dem Fasten geistig und körperlich viel wohler fühlen. Man wird gelassener, ausgeglichener und gesünder.


© Foto: Ljudmila Sawowa

Weil die geistige Reinigung beim Fasten viel wichtiger als der Verzicht auf Nahrung ist, hat die orthodoxe Kirche bestimmte Menschen von den Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme befreit. Das sind schwangere Frauen und stillende Mütter, schwer kranke und zerbrechliche Menschen, u.a.

Berichte von Reisenden durch Bulgarien im Mittelalter beschreiben die bulgarische nationale Küche als "einfach, aber gesund". In der Fastenzeit kochten die Bulgaren sehr oft Gemüsebrei. Viel verbreitet waren auch verschiedene Blätterteiggerichte. Die berühmte Baniza gab es während der Fastenzeit nicht mit der traditionellen Käse-Ei-Füllung, sondern mit Spinat, Wallnüssen und Äpfeln.

Der Mais und der Reis waren im Mittelalter in Bulgarien unbekannt. Dafür aber Kichererbsen und Grütze. Während der Fastenzeit haben bis heute noch Oliven und Olivenöl Hochkonjunktur in der bulgarischen Küche.

Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Albena Besowska


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