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Griechisches Geld kommt nach Bulgarien

Die griechischen Unternehmen investieren in unterschiedlichste Branchen bei uns – von der Schwerindustrie über Textil- und Nahrungsgüterproduktion bis zu den Dienstleistungen.
Foto: BGNES
2.000 griechische Unternehmen haben wegen der Finanzkrise in Griechenland in den letzten zwei Jahren ihren Sitz nach Bulgarien verlegt. Ihr Kapital wird auf eine Milliarde Euro geschätzt. Das sagte der bulgarische Finanzminister Simeon Djankow dieser Tage in einem Interview für die deutsche Tageszeitung "Die Welt". Die griechischen Gelder kommen nach Bulgarien, weil die Steuern, die die Unternehmen bei uns bezahlen, deutlich niedriger sind: 10 % gegenüber 28 % in unserem südlichen Nachbarland. Das Nachrichtenportal GreekReporter berichtete, dass 800 griechische Unternehmen bis Ende des Jahres vorhätten, ihre Tätigkeit auf bulgarisches Gebiet zu verlegen. Neben den niedrigen Steuern, die sie hier bezahlen hätten, könnten sie ihren bulgarischen Beschäftigten vier mal weniger bezahlen als in Griechenland. GreekReporter schätzt den Umfang des griechischen Kapitals in Bulgarien auf 3 Milliarden Euro. Außerdem seien 100.000 Arbeitsplätze entstanden.

Es gibt kaum noch eine bulgarische Gemeinde, in der es nicht wenigstens einige rein griechische Firmen geben würde. Bevorzugt werden Blagoewgrad, Sandanski, Melnik, Goze Deltschew und andere Städte, die nahe der Grenze zu Griechenland liegen. Attraktiv für die griechischen Geschäftsleute sind auch die Großstädte Sofia und Plowdiw. Die griechischen Unternehmen gehen in die unterschiedlichsten Branchen bei uns – von der Schwerindustrie über Textil- und Nahrungsgüterproduktion bis zu den Dienstleistungen. In den letzten Jahren gibt es eine neue Mode bei den Griechen. Sie kaufen die um fast 15 % billigeren Autos in Bulgarien und melden sie hier an, wegen der niedrigen Versicherungsprämien. Das gilt besonders für Transportunternehmen.

Auch einfache Bürger versuchen bei uns ihre Ersparnisse zu retten. Die Griechen eröffnen massenweise Konten bei bulgarischen Banken aus Angst vor den reduzierten Wertungen für ihre Banken, die bankrott gehen könnten. Das geschieht in den Grenzregionen in großem Umfang. Es werden von Hunderten bis zu Zehntausenden Euro eingezahlt. Unsere Nachbarn sind beunruhigt, weil ihre Banken ihnen Schwierigkeiten beim Abheben von ihren Ersparnissen machen. Auch der Strom der Überweisungen der bulgarischen Emigranten aus Griechenland nach Bulgarien hat offensichtlich zugenommen.

Griechenland versucht die Kapitalflucht einzudämmen, die sich seit Beginn der Haushaltskrise auf 40 Milliarden Euro beläuft, indem sie die staatlichen Garantien für die Einlagen bis Ende 2015 verlängert hat. Das ist fast ein Drittel der Hilfe, die Athen von der EU und dem IWF forderte. Die Regierung hat Angst, dass die Kapitalflucht das Land ausbluten und die Versuche der Erholung unterminieren wird. Die Spannung wird weiter durch die negativen Bewertungen der internationalen Ratingagenturen für die griechischen Banken gesteigert. Der Kapitalfluss zu den bulgarischen Banken zeugt davon, dass die Maßnamen der griechischen Regierung nicht wirksam sind und die Kunden nicht von der Stabilität des Finanzsektors überzeugen können. Andererseits haben die griechischen Unternehmen keinen Anreiz im eigenen Land zu investieren wegen der durch die Krise außerordentlich stark geschrumpften inneren Nachfrage und der erwarteten Verschlechterung der Lage im Land. Andererseits bietet ihnen die bulgarische Wirtschaft die niedrigste Einkommenssteuer in der Europäischen Union, niedrigere Mehrwertsteuer als in Griechenland und eine der niedrigsten staatlichen Verschuldungen in der EU von 18 % des Bruttoinlandsproduktes, während die griechischen Schulden 160 % ausmachen. Für die griechischen Firmen ist außerdem wichtig, dass es in Bulgarien außerordentlich leicht ist, sich registrieren zu lassen. Die Fachleute meinen, dass die griechischen Unternehmen auf diese Weise versuchen, der Eurozone und dem überbewerteten Euro zu entfliehen. Es sei daran erinnert, dass Bulgarien den Euro noch nicht eingeführt hat.

Die Experten warnen jedoch, dass auch die bulgarische Wirtschaft von der Krise in der Eurozone bedroht ist und ein Drittel der Banken in Bulgarien griechischen Bankinstituten gehört.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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