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Steigendes Interesse an Biolandwirtschaftsprojekten

Foto: EPA / BGNES
In den von der EU-Kommission angestrebten Novellen der Gemeinsamen Agrarpolitik 2014-2020 hat die Umorientierung zur Förderung "grüner" Praktiken einen zentralen Stellenwert. 30 Prozent des Budgets sollen für die Direktzahlungen an die Landwirte verausgabt werden – 25 Prozent für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Mit seinen Naturgegebenheiten und seinen Agrartraditionen ist Bulgarien geradezu prädestiniert, sich in der Biolandwirtschaftssparte als eines der führenden Länder zu etablieren. Leider ist diese Art Landwirtschaft aus einer Reihe von Gründen noch nicht besonders weit entwickelt, auch wenn seit zwei Jahren gewisse Fortschritte zu verzeichnen sind.

Was sagen die Zahlen? Seit 2008 haben sich die Bio-Anbauflächen in Bulgarien fast verzehnfacht. 2010 gab es 820 eingetragene Bio-Landwirte – viermal mehr als 2006, dem Jahr vor dem EU-Beitritt Bulgariens und damit dem Zugang unserer Landwirte zu den EU-Fonds. Neben den Bio-Anbauflächen steigt in Bulgarien auch die Zahl der Bio-Imker, die sich seit 2008 fast verdoppelt hat. Mit gerade einmal 25.000 Hektar nehmen sich die Bio-Anbauflächen im Land jedoch recht bescheiden aus. Bescheiden sind auch die an die Bio-Landwirte ausgezahlten EU-Subventionen über das Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes, die sich für 2008 auf 3,75 Millionen Euro, für 2009 auf 5,7 Millionen Euro und für 2010 auf 11,1 Millionen Euro belaufen.

"Die Biolandwirtschaft kommt nur langsam voran", gesteht die stellvertretende Agrarministerin Swetlana Bojanowa gegenüber Radio Bulgarien. "Verwaltungstechnisch haben wir noch Aufholbedarf. Das gebe ich ganz offen zu. Allerdings bin ich Optimistin, dass wir mit Hilfe der EU-Fonds und unserer Naturgegebenheiten alle derzeitigen Hindernisse aus dem Weg räumen werden. Die Zahlen belegen, dass den Landwirten die Finanzhilfe zusagt und sie offensichtlich weiter Bioanbau betreiben. Jedoch müssen auch wir als Vertreter des Staates etwas tun, um es den Menschen einfacher zu machen, ohne dabei zu vergessen, dass sich die Bioproduzenten mit den Fördermittel-Konditionen sowie den Umweltpraktiken sehr gut auskennen müssen. Selbstverständlich sind die Anforderungen an die Bio-Landwirte höher."

Im Land gibt es ca. 200 Bioproduzenten, die bisher keine Fördermittel erhalten. Diese wolle man in das Programm einbeziehen, fügt Vizeagrarministerin Bojanowa hinzu. Zu diesem Zweck will das Ministerium 32 Millionen Euro aus dem Etat für "Agroökonomische Zahlungen" des Programms zur Entwicklung des ländlichen Raumes in den Etat zur "Modernisierung der Agrarwirtschaften" umleiten, die namentlich in die Biolandwirtschaft investiert werden sollen. Gegenwärtig sind im Etats zur Modernisierung der Agrarwirtschaften lediglich 5 Prozent für Landwirte vorgesehen, die von der herkömmlichen Produktion auf Bioproduktion umsteigen wollen. Allerdings muss die EU-Kommission für diese Art der Umverteilung von Mitteln als auch für die Anhebung der Ausgleichsfördermittel für die Ökolandwirtschaft erst noch grünes Licht geben. Der 2006 festgelegte Umfang der letzteren erfordert einer Aktualisierung.

"Die Wirtschaftslage 2006 war vollkommen anders als heute", erinnert Swetlana Bojanowa. "In der Zwischenzeit sind die Kosten für Saatgut, für Öko-Dünger, für die Arbeitskraft u.a. gestiegen. Auf der Grundlage der von uns erstellten Kostenanschläge haben wir eine Anhebung der Zahlungen vorgeschlagen. Falls diese bis Jahresende von der EU-Kommission bewilligt werden, könnten wir den Bio-Landwirten im Dezember mehr Fördermittel auszahlen."

Gegenwärtig werden 95 Prozent der bulgarischen Bioprodukte ausgeführt. Der Konsum von Bioprodukten im Land selbst ist bescheiden gering. Aus dem Bioanbau stammen vor allem gezüchtete Kräuter und aromatische Ölpflanzen, von denen der Lavendel mit 10 Prozent der Bioanbauflächen den größten Anteil innehat. Interesse besteht zudem am Bioanbau von Walnüssen, Haselnüssen und Mandeln sowie von Getreide. Biogemüse wird bisher nur in relativ geringen Umfängen angebaut. Noch schwächer ausgeprägt ist die Bio-Tierzucht, die vor allem die Haltung von Schafen und Ziegen umfasst.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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