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Batschkowo-Kloster bewahrt jahrhundertealte Meisterwerke der Kirchenmalerei

Foto: Архив
Die sich im Herzen der Rhodopen erhebenden Gemäuer des Batschkowo-Klosters "Maria Himmelfahrt" bewahren zehn Jahrhunderte Geschichte, in denen sich drei Kulturen verewigt haben – die byzantinische, die georgische und die bulgarische Kultur. Das Kloster wurde 1083 vom Georgier Grigorij Bakuriani gegründet, einem namhaften Feldherrn des westbyzantinischen Heeres. Die von ihm verfasste Klostersatzung (Tipik), die übrigens die älteste erhaltene Satzung Bulgariens ist, erzählt über die Geschichte der heiligen Gemäuer. Das Buch über das Batschkowo-Kloster wurde von der bekannten Kunstwissenschaftlerin Dr. Kostadinka Paskalewa verfasst.

"Mit all unseren Kräften müssen wir danach streben, in dieser Welt in Weisheit zu leben – zitiert die Wissenschaftlerin eine Phrase aus der Klostersatzung, mit der ihr Buch beginnt. – Während meines einmonatigen Klosteraufenthalts ist mir bewusst geworden, dass diese Phrase im Alltag der Mönche ihre Anwendung findet – sie sind fromm, in sich gekehrt, arbeitsam, sorgsam, geistlich. Ursprünglich waren die heiligen Gemäuer ein rein georgisches Kloster, wie auch sein Stifter Grigorij Bakuriani. Dem Kloster angeschlossen waren ein Armenkrankenhaus, eine Schule sowie drei Klosterfilialen. Diese Art der Wohltätigkeit war für die mittelalterlichen Klöster sehr typisch."

Die Klosteranlage umfasst diverse Kirchen. Eines der ältesten Gebäude ist die Bakuriani-Beinhauskirche, von denen nur wenige in Bulgarien erhalten sind. Ihre dem Tod und der Auferstehung gewidmeten Fresken zählen zu den Meisterwerken der Kirchenmalerei auf dem Balkan. Ebenfalls dargestellt ist der bulgarische Zar Iwan Alexander, der im XIV. Jahrhundert Stifter und Patron des Klosters ist. In jener Zeit trat Byzanz das Gebiet um das Kloster an den bulgarischen Herrscher ab.


"Das zweitwichtigste Gebäude ist der s.g. Speiseraum, in dem ein besonderes Ritual gepflegt wird, dass an das Abendmahl Jesu erinnert. Während des Essens wird aus den Heiligenleben gelesen, so dass die Mönche neben der Nahrung auch die bedeutenden moralischen Vorgaben ihrer Ahnen aufnehmen" – erzählt Dr. Paskalewa. – Im Speiseraum selbst überwiegt das Thema der Heiligen Jungfrau Maria. Sie ist die Schutzherrin der Brüderschaften der Mönchskloster. Darüber hinaus ist hier die Stammlinie von Jesu abgebildet – die genealogische Stammreihe Christi, wo sich auch die Jungfrau Maria als seine Mutter wiederfindet."

Am unteren Ende sind zudem Aristoteles, Platon, Plutarch, Diogenes und Aristophanes zu sehen, mit denen die Verbindung zwischen dem Christentum und den antiken Denkern veranschaulicht wird.

"Dabei handelt es sich um ein sehr bedeutendes Dekorationselement, das einen neuen Aspekt in der Geschichte des Christentums aufzeigt. Einen neuen Neohumanismus, der auch in den Werken des großen Philosophen Johannes Italus zum Ausdruck kommt. Sein Schüler ist der georgische Philosoph Joannes Petritzi (ca. 1050-1130). Dank der Literatur- und Übersetzertätigkeit des Klosters etabliert sich dieses als Schule für Denker und Philosophen, die die wichtige Verbindung zwischen Georgien und Byzanz herstellen."


Die Nikolaienkirche

Ein weiteres bedeutsames Bauwerk der Klosteranlage ist die Konzilskirche. Ihre Bilderwand zeichnet sich durch herrliche und reichhaltige Verzierungen sowie durch alte Ikonen aus dem XVII. Jahrhundert ab. Im Kirchenvorraum sind zwei der Klosterstifter - Georgi und Gabriel - abgebildet. Ein weiteres Religionsdenkmal im Klosterkomplex ist die Nikolaienkirche. Sie ist das erste Gotteshaus, das vom berühmten Wiedergeburtsmaler Zachari Zograf ausgemalt wurde. Hier befindet sich auch sein erstes Selbstbildnis (1840). Abgebildet ist ferner das Jüngste Gericht, wo der Künstler aufgetakelte Frauen und vermögende Herren aus Plowdiw als Sünder darstellt. Auch die Wandmalereien im Durchgang unter der Erzengelskirche stammen von Zahari Zograf.

Vor allem aber zieht die wundertätige Ikone der Heiligen Jungfrau Maria mit dem Jesuskind in der Konzilskirche die Gläubigen an, auf deren Einfassung das Jahr 1311 vermerkt ist. Über das Auffinden der Ikone in der Kluwija-Gegend erzählt man sich zahlreiche Legenden, die über die Jahrhunderte den Glauben der Menschen an ihre wundertätige Kraft bewahrt haben. Alljährlich findet am zweiten Osterfeiertag ein Prozessionszug zum Fundort statt, wo ein Dankgottesdienst abgehalten wird. Für Gläubige ist das Batschkowo-Kloster ein Ort des Trostes und der Heilung sowie der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: pravoslavieto.com und wikipedia.org
По публикацията работи: Maria Peewa


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