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Weihnachten an der Front

Foto: Archiv
Die Menschen feiern Weihnachten nicht nur, wenn sie in Zivil sind, sondern auch dann, wenn sie die Uniform anziehen und an die Front müssen. Das Nationale militär-historische Museum bewahrt eine Photographie, worauf die Weihnacht 1916 des I. Sofioter Infanterieregimentes festgehalten ist.

Hart und voller Prüfungen war dieses Kriegsweihnachten, für einige Soldaten vielleicht auch das letzte. Unter ihnen bestand jene besondere Frontkämpfernähe. Auf ihren Gesichtern auf dem Photo ist eine leise Hoffnung zu entdecken, vielleicht auf ein baldiges siegreiches Kriegsende. Die Soldaten sind durch den Erfolg der kürzlich erfolgreich abgeschlossenen Kosovo-Operation ermutigt, an der die erste Infanteriedivision beteiligt war, zu der das Infanterieregiment gehört. Sie erinnern sich gern, wie sie in einigen Orten mit damals überwiegend bulgarischer Bevölkerung triumphal begrüßt wurden, die aber außerhalb der bulgarischen Grenzen lagen. Nach dem Ende der Kampagne Ende November wurde das erste Sofioter Infanterieregiment bei Kratovo disloziert wurde und blieb dort bis zum 25. Januar 1916. Dort bei Kratovo wurde laut der Regimentsgeschichte Weihnachten in einem besonderen Geist der gegenseitigen Achtung und Solidarität und unter sehr bescheidenen Unständen gefeiert. Damals feierte man die Geburt Christi in der bulgarischen orthodoxen Kirche nach dem Julianischen Kalender am 7. Januar. Auf dem stillen Kampffeld wussten die Helden nicht, dass die Kampfhandlungen im neuen Jahr noch schrecklicher aufflammen werden, dass sich Rumänien in den 1. Weltkrieg eintreten wird und, dass ihr nächstes Weihnachten nördlich, an der Donau-Dobrudscha-Front sein wird. Dort warteten auf sie neue Heldentaten und Ehre. Bei der Kampagne im Norden ging es 1916 um die Befreiung von Süd- Dobrudscha, die 1913 ungerechterweise Rumänien angeschlossen wurde. Einige der Helden auf dem Photo werden die siegreiche Attacke bei Tutrakan und den Einzug der ersten Infanteriedivision in Bukarest am 9. Dezember 1916 erleben.

Der Tag vor Heiligabend – 5. Januar 1917 war bemerkenswert in der Geschichte des Regimentes. An diesem Tag erreichten die bulgarischen Soldaten nach dreieinhalb Monaten Kämpfe siegreich den Fluss Sereth, Nebenfluss der Donau. Am nächsten Tag, dem 6. Januar rückte das Regiment bei starkem Wind, Kälte und Regen aus zum Dorf Domnica, wo Weihnachten gefeiert wurde. Die Geschichte der Kriegsweihnachten des ersten Sofioter Infanterieregimentes geht an der Front von Bitola 1918 zuende. Im Krieg zeichnete sich eine Niederlage der Zentralmächte ab. Bulgarien hatte sich ihnen im Streben angeschlossen Gebiete, die überwiegend durch Bulgaren besiedelt waren, der Heimat anzuschließen. Die enttäuschten Hoffnungen, die im Feuer der Weltkonfliktes verbrannten, leben weiter auf dem Bild.

Ein richtiges Wintermärchen war aber das Weihnachten am 7. Januar 1945 in der Stadt Bačka Palanka, (zu deutsch – Plankenburg) damals in Ungarn, heute in Serbien. Das war die letzte Phase des Zweiten Weltkrieges. Einige Monate zuvor, hatte sich Bulgarien der Anti-Hitler-Koalition angeschlossen, um zur Zerschlagung des Nazismus beizutragen. Einige Tage zuvor verlies das 11. Sliwener Infanterieregiment die nassen und kalten Schützengräben beim Dorf Sotin und war nun in Wohnungen untergebracht und die Soldaten erhielten zum ersten Mal einen Laib Weißbrot. Und obwohl die Stadt halb zerstört war, sorgte die Natur für ein wunderbares Wintermärchen am Heiligabend. Das beste Geschenk für den jungen, gerade 20jährigen Zugführer Offiziersanwärter Tascho Taschew war der erste Brief von seiner Mutter, den er an der Front erhielt und eine Grußkarte von seiner Schwester.

Es wurde eine Feier organisiert. Alle schauten die geschmückte Tanne an. Der Akkordeonist spielte nostalgische bulgarische Lieder. Um die Gastgeber einzubeziehen, sang ein ungarisches Mädchen einen Csárdás. Zur allgemeinen Freude erklang ein bulgarischer Volkstanz, eine Racheniza. Der Höhepunkt des magischen Weihnachtsfestes war das Telegramm, in dem mitgeteilt wurde, dass der Akkordeonist Sulakow Vater geworden ist und einen Sohn hat. Er weinte und umarmte alle Anwesenden“, schrieb in seinem Tagebuch der junge Offiziersanwärter Tascho Taschew und der Akkordeonist spielte ein patriotisches bulgarisches Lied...

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Marieta Stanewa


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