Einen Ausflug in die Welt der geheimnisvollen Wälder - dieses Erlebnis bietet der jüngste Naturpark Bulgariens - Belasitza. Vielleicht ist auf diesem abenteuerlichen Vorhaben ja der erste touristische Reiseführer "Belasitza" ihr Begleiter, der dieses im Süden des Landes gelegene Gebirge als einzigartigen Ort auf der Balkanhalbinsel präsentiert, dessen Tore weit für die Kulturen Bulgariens, Mazedoniens und Griechenlands geöffnet sind. Leider sind wir auf unseren Streifzügen durch die Wälder noch nicht so frei wie die Vögel und müssen uns an die Landesgrenzen halten. "Die Natur kennt keine Grenzen", meint dagegen Latinka Topalowa-Scheschicha, Autorin und Herausgeberin des Reiseführers "Belasitza" und Chefin der hiesigen Filiale der Biovielfalt-Stiftung.
Leider sind wir noch nicht im grenzfreien Schengen-Raum. Ich hoffe jedoch, dass das in naher Zukunft Wirklichkeit wird, zumindest für Bulgarien. Andererseits regt uns diese Tatsache an, über die Barrieren nachzudenken, die wir Menschen zwischen uns selbst errichten. Belasitza birgt viele Geheimnisse. Es zählt zu den Gebirgen mit sehr gut erhaltener biologischer Vielfalt, weswegen es auch als Naturpark kategorisiert wurde. Hier gibt es zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Hier wächst beispielsweise das Stojanov-Veilchen, das als Endemit nur hier im Belasitza-Gebirge und nirgendwo anders auf der Welt wächst. Ebenfalls im Belasitza-Gebirge heimisch ist der Balkan-Endemit Lilium albanicum. Interessant ist auch, dass 80 Prozent aller Tagfalter im Belasitza-Gebirge und seinem Vorland anzutreffen sind. Zudem ist ein Großteil der in Bulgarien gelisteten Lurche und Kriechtiere hier heimisch. Gleiches gilt für 30 Prozent der in Bulgarien gelisteten Vögel, einschließlich seltener Arten wie Schwarzspecht und Weißrückenspecht.
Foto: www.belasitsa.net
Belasitza ist das einzige Gebirge Bulgariens, das sich über drei Länder erstreckt und zwar Bulgarien, Mazedonien und Griechenland. An der Nordhängen erfrischt in den heißen Sommermonaten ein kühle Brise, was für diesen Teil des Balkans ungewöhnlich ist und auf die besondere, majestätische Atmosphäre der jahrhundertealten Buchen- und Kastanienwälder zurückzuführen ist.
Auf der Südseite sieht es anders aus. Dort sind die beiden Seen im Belasitza-Vorland das Highlight. Der eine nennt sich Dojran-See und erstreckt sich zwischen Griechenland und Mazedonien. Der Kerkini-See wiederum liegt ausschließlich auf griechischem Gebiet. Dort nisten Mischkolonien aus Pelikanen, Reihern und Kormoranen - eine wahre Vogeloase. Alle Staaten des Dreiländerecks haben ihre Lebensweise und Kultur bewahrt. Im touristischen Reiseführer weisen wir auch auf die bulgarische Folklore hin sowie auf die typischen Speisen der Region, die man unbedingt kosten sollte. Reis mit Krebsen ist ein Gericht, das am Theodorstag im Dorf Gabrene zubereitet wird, das nur einen Kilometer von der bulgarisch-mazedonischen Grenze entfernt liegt. Andere beliebte lokale Gerichte sind die Banitza und der so genannte Krajschtnik, ebenfalls ein mit Schafskäse gefülltes Blätterteiggebäck. Und wenn man sich schon einmal im Herzen der Kastanienwälder aufhält, sollte man im Herbst unbedingt die leckeren Kastanien probieren. Auch die Küche der Nachbarländer Griechenland und Mazedonien ist sehr schmackhaft. In der Umgebung des Dojran-Sees wiederum hat Fisch Kultstatus. Am Kerkini-See kommen Fleisch-Fans auf ihre Kosten. Hier werden zahlreiche spezielle Gerichte aus dem Fleisch der lokalen `Wasserbüffel-Rasse`serviert.
Belasitza liegt abseits des Massentourismus. Das Gebirge bietet malerische Aussichten, zahlreiche historische und archäologische Stätten als auch Begegnungen mit altehrwürdigen Kirchen und Klöstern. All diese sind akribisch im touristischen Reiseführer erfasst, so dass man sich in den Waldestiefen eher gefunden als verloren fühlt. Nahe der Dörfer verlaufen ausgeschilderte Wanderwege, die selbst für weniger geübte Touristen geeignet sind. Die Besteigung des Gebirgskamms erfordert jedoch gewisse Fähigkeiten, da Belasitza zu den steilsten Gebirgen Bulgariens zählt.
Foto: www.bg.wikipedia.org
Das Frühjahr ist genau die richtige Jahreszeit für Ausflüge in das Gebirge, da dieses hier eher Einzug hält - schwärmt Latinka Topalowa-Scheschicha. - Die Kastanien erblühen in all ihrer Pracht. Auch geht eine Theorie davon aus, dass die Kastanienblüte bei der Namensgebung des Gebirges Pate gestanden hat. Denn, wenn die Kastanien blühen, ist das ganze Gebirge in Weiß "Bela" gehüllt. Im Sommer bietet der Gebirgskamm herrliche Aussichten auf die benachbarten Hügel. Trainierte Insider können auch im Winter hier klettern. Ausflüge in der Laubzeit sind all jenen zu empfehlen, die einen langen warmen Herbst mit dem Aroma von Kastanien mögen.
Übersetzung: Christine Christov
Foto: Belasitza-Endemit Stojanov-Veilchen
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