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Medienexperten und NGOs: Um die Pressefreiheit in Bulgarien steht es schlecht

Foto: BGNES
Am 3. Mai 1991 hat die UNESCO eine Erklärung mit dem Appell für eine "unabhängige, pluralistische und freie Presse" verabschiedet, die ein "Meilenstein in der demokratischen Entwicklung der Welt" wird. Zwei Jahre später erklärte die UNO-Vollversammlung den 3. Mai zum Welttag der Pressefreiheit. Hauptanliegen der Vereinten Nationen war und ist eine bessere Informiertheit über die Bedeutung der Pressefreiheit und über die Wahrung der Medienvielfalt.

Medienexperten und Nichtregierungsorganisationen aus dem In- und Ausland haben die bulgarische Medienlandschaft wegen der wachsenden wirtschaftlichen Abhängigkeit der Journalisten von ihren Verlegern mehrmals kritisiert. Bemängelt wird jedoch auch, dass der Professionalismus der bulgarischen Journalistik in den letzten Jahren stark nachgelassen hat, dass es an tiefgründigen investigativen Reportagen fehlt und nicht zuletzt, dass die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung viel zu wünschen übrig lässt.

Diese Mängel kreist auch der Vorsitzende des Medienrats Georgi Lozanow ein. "Um die Pressefreiheit in Bulgarien steht es in den Nachwendejahren schlecht", fasst Lozanow zusammen. "Es muss uns allen klar sein, dass die Pressefreiheit in Bulgarien den Normen eines EU-Mitgliedlandes nicht entspricht. Dabei handelt es sich um das Recht, informiert zu werden. Das erübrigt sich aber mit dem Zugang zur Information nicht, sondern es geht um die Qualität und die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung. Und in diesem Punkt hat Bulgarien noch einen langen Weg vor sich, bis es sich mit den demokratischen Ländern Europas messen darf", behauptet der Vorsitzende des Medienrates Georgi Lozanow.

In den ersten Jahren nach der Wende hatten die bulgarischen Medien hauptsächlich mit dem schweren Erbe der politischen Zensur aus der Zeit des Einparteiensystems bis 1989 zu kämpfen. An diese Zeit erinnert sich auch der langjährige Zeitungsjournalist Ewgeni Petrow, heute Autor seines unlängst gegründeten Internetportals für Politik und Wirtschaft. "In der Tat gab es in Bulgarien lange Jahre die politische Abhängigkeit der Journalisten, die sich nach der Wende in eine wirtschaftliche Abhängigkeit verwandelt hat", sagt Ewgeni Petrow. "Die Redakteure und Reporter sind von ihrem Verleger abhängig, der oft eigene Businessinteressen verfolgt. Für meine Begriffe gibt es in Bulgarien viel zu viele Medien und insbesondere in Zeiten einer Rezession werden sie nicht aus der Verlagstätigkeit finanziert, sondern aus anderen Geschäftstätigkeiten des Verlegers", behauptet der Journalist Ewgeni Petrow.



Und so stellt es sich heraus, dass der Großteil der Medien in Bulgarien eigentlich nur ein Instrument in den Händen der Verleger sind, um seine Geschäftsinteressen auf einem ganz anderen Gebiet zu verfolgen. Viele Medienexperten beobachten jedoch noch eine besorgniserregende Tendenz in Bulgarien – die Reduzierung der Medien auf leicht zu verdauende Formate. Allein im Radioäther von Sofia gibt es mehr als 20 Musiksender. Eine Ausnahme bilden nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk und der private Radiosender Darik, die ein vielfältiges Programm mit aktueller Information aus Politik und Wirtschaft anbieten. Heißt das aber automatisch, dass die Bulgaren kein Bedürfnis nach kritischer Berichterstattung und unabhängigen Informationsquellen haben?

Eine der angesehenen Medienexpertinnen in Bulgarien, Swetlana Boschilowa, unterrichtet Journalistik an der Sofioter Universität und sieht die Medienvielfalt im demokratischen Bulgarien gefährdet. "Ein journalistisches Grundprinzip ist, dem Publikum Meinungsvielfalt anzubieten, so dass sich jeder ein Bild selbst machen kann", sagt Boschilowa. "Wenn wir aber in der Radiolandschaft nur zwei Sender haben, die eine solche tiefgründige Berichterstattung anbieten, dann ist die Demokratisierung und die Entwicklung des Medienmarktes in Bulgarien bedroht. Ein solches bipolares Modell ist gefährlich und führt zu klassischen Bildverzerrungen. Ich bin sicher, dass das Publikum in Bulgarien das Bedürfnis nach kontroverser Berichterstattung hat, da sie aber fehlt, wenden sich die jungen Menschen und die gebildeten Bulgaren immer mehr dem Internet zu, hören kein Radio mehr und schauen auch nicht mehr bulgarisches Fernsehen", resigniert die Medienexpertin Swetlana Boschilowa.
По публикацията работи: Vessela Vladkova


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