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Demetrios von Basarbowo und die Höhlenklöster in Bulgarien

Das Höhlenkloster des Heiligen Dimitar Basarbowski
Foto: bg.wikipedia.org
Am 26. Oktober ehrt die orthodoxe Kirche den heiligen Demetrios. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche fiert am gleichen Tag aber auch einen bulgarischen Heiligen – den Demetrios von Basarbowo, oder wie er auf Bulgarisch genannt wird: Dimitar Basarbowski.
Seinen Namen trägt eines der Höhlenklöster Bulgariens, das einzige übrigens, das noch bewohnt ist. Wir nehmen das zum Anlass und wollen uns in dieser Ausgabe der Religionsreihe den Höhlenklöstern Bulgariens zuwenden.

Der Naturpark „Russenski Lom“ liegt etwa 20 Kilometer südlich von der bulgarischen Donaustadt Russe und ist nach dem Fluss „Russenski Lom“. Heute umfasst der Naturpark fast 5.000 Hektar.
Neben vielen Karsthöhlen ist hier die Flora und Fauna besonders reich. Im Park gedeihen mehr als 700 Arten höherer Pflanzen, darunter etliche, die selten oder vom Aussterben bedroht sind.

Ein Besuch lohnt sich auch aus dem einfachen Grund heraus, weil sich auf dem Gelände des Naturparks auch etliche historische Sehenswürdigkeiten befinden, angefangen bei der Steinzeit, über die Antike und Spätantike bis zum Mittelalter. Genannt sei die mittelalterliche Festung Tscherwen, aber vor allem die Höhlenklöster.
Auf dem Gelände des Naturparks liegt ein Höhlenkloster, von dem jedoch nur sehr wenige wissen. Es ist das einzige Höhlenkloster in Bulgarien, in dem noch Mönche leben und das seine Funktion in den Jahrhunderten nicht eingebüßt hat.

Die Rede ist vom Basarbowo-Kloster, benannt nach dem heiligen Dimitar Basarbowski, dem wohl bedeutendsten Abt dieses Klosters. Die Klostergründung liegt in der Zeit des Zweiten Bulgarenreiches im 12. bis 14. Jahrhundert – die erste urkundliche Erwähnung stammt aber erst aus dem 15. Jahrhundert. Während der Türkenherrschaft erfreute sich das Kloster anscheinend einer großen Beliebtheit, denn der Vater der neubulgarischen Literatur, Paisii von Hilendar, erwähnt es in seiner „Slawo-bulgarischen Geschichte“. Darin teilt er auch nähere Einzelheiten über das Leben des heiligen Dimitar Basarbowski mit. Er wurde etwa Anfang des 17. Jahrhunderts im Dorf Basarbowo, keine zehn Kilometer von der Donaustadt Russe entfernt, geboren. Als Sterbejahr gibt Paisii 1685 an.

Der Vita des Heiligen zufolge war er kein Geistlicher. Er war ein einfacher Mensch aus dem Volke, der ein dürftiges Dasein fristete und sich von einigen Schafen, die er hielt und einem kleinen Weinberg ernährte. Sein ganzes Leben lang lebte er in einer kleinen selbstgebauten Hütte. Er führte ein frommes und gottgefälliges Leben, starb und wurde an gleicher Stelle begraben. Schnell vergaß man ihn.
Später hatten aber mehrere Menschen aus der Gegend den gleichen Traum, in dem sie angewiesen wurden, die sterblichen Überreste des Dimitar zunächst ins Dorf Basarbowo zu überführen, was dann auch geschah. Und Wunder stellten sich ein. Die Menschen besannen sich auf einmal des gottesfürchtigen Menschen, der ein bescheidenes, aber äußerst ehrbares Leben geführt hatte und den Gott anscheinend erst nach seinem Ableben belohnt hatte – seine Gebeine bewirkten Wunder.

In den Jahrzehnten begannen sich die Menschen verschiedene Geschichten über das Leben des Dimitar von Basarbowo zu erzählen, die jedoch historisch nicht belegt werden können. Selbst im benachbarten Rumänien begann man Legenden zu verbreiten und der zwischenzeitlich heilig gesprochene Mann erlangte Berühmtheit.
Während des russisch-türkischen Krieges von 1774 (einer von vielen) befahl der russische General Peter Saltikow, die Gebeine des Heiligen nach Russland zu überführen. Ein in Bukarest lebender Bulgare bat ihn jedoch, die sterblichen Überreste des Dimitar in Rumänien zu lassen – als ein Art Entschädigung für die während des Krieges erlittenen Verluste. Der General willigte ein und so ruhen die Gebeine des heiligen Dimitar von Basarbowo bis heute in der Patriarchenkirche „Heilige Konstantin und Helena“ in Bukarest.

Das Basarbowo-Kloster wird im 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. In den türkischen Steuerregistern wird es mit dem walachischen Fürsten Iwanko Besarab in Verbindung gebracht, dessen Tochter Theodora mit dem bulgarischen Zaren Iwan Alexander (1331-1371) verheiratet war. Er scheint dieses Kloster gegründet zu haben oder hat es zumindest reich beschenkt.

Im 14. Jahrhundert war das Kloster anscheinend dem heiligen Johannes geweiht, wie aus einer alten Urkunde zu entnehmen ist. Es könnte jedoch sein, dass sie sich auf die gleichnamige Kirche des nahegelegenen Dorfes Basarbowo bezieht. Eines ist jedoch sicher – das in einen Felsen gehauene Kloster wurde schon früh verlassen, so dass sein Name in Vergessenheit geraten ist. Erst in der Zeit nach dem Ableben des heiligen Dimitar von Basarbowo wurde es neu bewohnt und entsprechend nach ihm benannt.

Später erneut verlassen wurde es erst Mitte des 20. Jahrhunderts wiederbelegt und ist seitdem wieder bewohnt. Unbewohnt geblieben sind ihrerseits alle anderen Höhlenklöster Bulgariens, die sich außer im Naturpark „Russenski Lom“, auch bei Schumen und Warna an der Schwarzmeerküste, bei Widin in Nordwestbulgarien, dem Dorf Kreptscha und der Stadt Terwel in Nord- und Nordostbulgarien befinden.

Von der mittelalterlichen bulgarischen Kunst sind heute nur wenige Denkmäler erhalten geblieben. Auf wundersame Weise haben aber die Wandmalereien des Höhlenklosters bei Iwanowo die Zeit überdauert. Sie geben ein Beispiel für die hohe Kunst der damaligen Reichshauptstadt Tarnowo ab und wurden in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

In der Nähe der heutigen Ortschaft Iwanowo, südlich der Donaustadt Russe, befinden sich in einer Höhe von 32 Metern über dem Fluss Russenski Lom die Reste eines Höhlenklosters. Wann sich erste Einsiedler in den steilen Abhängen Zellen in den Fels gehauen haben und wann die Anlage verlassen wurde, ist nicht bekannt. Einen Höhepunkt erlebte das Kloster im 14. Jahrhundert, der Zeit der größten Verbreitung des Hesychasmus, einer spätbyzantinischen Strömung des Schweigens, der Askese und der primären Vollkommenheit, die in Bulgarien zu einer Zeit eindrang, da im Land soziale Rechtlosigkeit und Konflikte mit den Feudalherrn das Leben prägten. Es war nur natürlich, dass das Einsiedlertum Tausende Anhänger fand, die sich in vielen Klöstern und Zellen niederließen, darunter auch im Kloster bei Iwanowo.

Die Wandmalereien in der Klosterkirche stammen aus der Zeit des Zaren Iwan Alexander (1331-1371), der auch als Stifter im Narthex abgebildet ist. Dieser niedrige und enge Raum überrascht mit der Vielzahl an Szenen und Figuren, die in einzelnen Kompositionen mit kleinen Abmessungen (ein mal anderthalb Meter) gruppiert sind. Darunter ist auch die in der bulgarischen Kunst erste „erzählende“ Malerei, deren Gegenstand das Leben des heiligen Gerassim ist – kontinuierlich in Einzelheiten geschildert.

Die in weichen Pastellfarben gehaltenen zarten Figuren und Gesichter wirken lebensecht und körperhaft und sind von einer für die damalige religiöse Malerei seltenen Dynamik durchdrungen. Posen und Gesten machen einen impulsiven Eindruck, sind aber völlig natürlich dargestellt. Viele Details verraten eine Rückbesinnung auf die Antike, wie nackte Karyatiden, auf Löwen fußende Säulen und Masken. Die Wandgemälde können als Vorboten der Renaissance auf bulgarischem Boden angesehen werden und lassen die Malerei jener Zeit in der Hauptstadt Tarnowo erahnen. Heute sind die Reste der Klosteranlage ein wichtiger Programmpunkt des Kultur- aber auch des Religionstourismus in der Region.
По публикацията работи: Wladimir Wladimirow


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