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Großer Allerseelentag

Foto: BGNES
Wenn jemand aus unserem Familien- oder Freundeskreis von uns geht, dann sagt man, dass mit ihm oder ihr auch ein Teil unser selbst geht. Ein lieber Mensch ist nicht mehr da, dennoch bleibt das Gefühl, das uns einst verbunden hat und füllt scheinbar die Leere nach dem Abschied aus. Wer an die Unsterblichkeit der Seele glaubt, den tröstet der Gedanke, dass die Seelen unserer geliebten Menschen an einen besseren Ort im Jenseits kommen. Das ist auch der Inhalt unserer Gebete an Gott, ihre Seelen an einen glückseligen, lichten und kühlen Ort zu geleiten, der weder Schmerz, noch Leid, noch Seufzer kennt.

Den orthodoxen Christentraditionen zufolge helfen diese Gebete der Seele ihren Weg in die ewige Glückseligkeit zu finden. Die Kirche rät uns, diese Gebete immer dann zu sprechen, wenn uns das Gefühl der Trauer um unsere Lieben schmerzhaft erfasst. Man glaubt, dass namentlich der von uns empfundene Schmerz ein Aufruf der Seele des Verstorbenen ist, für ihn zu beten. Namentlich die Gebete der Lebenden helfen, die Sünden der Verstorbenen zu vergeben. Im Neuen Testament sagt Christus, die Seelen der Gerechten wandeln am Ort der Freude, wo sie leben, fühlen und denken. Die Seelen der Sünder kommen an den Ort der Qual, wo sie leiden, sich ihrer schrecklichen Lage bewusst werden und umsonst der mit Sünden vergeudeten Zeit auf Erden nachtrauern. Doch auch für sie gibt es Hoffnung. Nämlich dann, wenn sie sich noch zu Lebzeiten ihrer Sünden bewusst geworden sind und ihre schlechten Taten bereuen. Wir Lebenden können um ihre Rettung bitten und zwar nicht nur in Gebeten, sondern auch, in dem wir Almosen verteilen und Totenmessen abhalten.

Neben ganz bestimmten Tagen und Jahrestagen, an denen wir die Verstorbenen ehren, hat die Kirche auch ganz spezielle Tage zum Gedenken an alle Toten festgelegt. Diese fallen stets auf einen Samstag, da der Körper Christi an einem Samstag begraben wurde. Deswegen werden samstags auch Liturgien für Seelenfrieden und zum allgemeinen Gedenken gelesen. An diesem Tag werden zudem die Seelenmessen gelesen. Im orthodoxen Kalender wird an drei Samstagen Allerseelen begangen und zwar am Tag vor Beginn der Fastnacht, zu Pfingsten und am Erzengeltag.

Dem Erzengel-Allerseelen geht stets das große Fest der Erzengel voraus. Deshalb wird dieser Tag vom Volke als größter Allerseelentag begangen. An diesem Tag säubern wir die Gräber unserer verstorbenen Verwandten und bereiten sie für den Winter vor. Wir vergießen Rotwein als Symbol für das Blut Christi und zünden als Zeichen der Verehrung und des Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele am Grab eine Kerze an. Die Beweihräucherung des Grabes ist Ausdruck unseres reinen Gebets um das Seelenheil, die Blumen, die wir auf das Grab legen, erinnern an die Tugenden unseres geliebten Verstorbenen. Wir verteilen an Verwandte und Bekannte Brot und Weizen als Zeichen der Unsterblichkeit sowie Kleingebäck, auf dass das jenseitige Leben des Verstorbenen leicht sein möge. Almosen werden zudem an zufällige Passanten verteilt und zwar mit den Worten "Vergeb`s Gott!" Andere Gläubige wiederum tafeln in Gedenken an geliebte Menschen gemeinsam auf. Auf diesen Tafeln stehen dann neben den obligatorischen Rundbroten, Wein und Weizen auch die Lieblingsspeisen des Verstorbenen.

An Erzengel-Allerseelen ehren wir neben unseren verstorbenen Verwandten auch all jene bulgarischen Soldaten, die für ihr Vaterland ihr Leben gaben.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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