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Bulgarische Volkskunst - Nikolaustag

Heiliger Nikolaus, der Wundertäter
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Am 6. Dezember ist Nikolaustag – einer der größten kirchlichen Feiertage im Winter. Der heilige Nikolaus stammt aus Lykien und war Erzbischof von Myra, das ebenfalls in Lykien liegt. Dieses Gebiet befindet sich an der Südküste Kleinasiens und gehört heute zur Türkei. Der Heilige verstarb am 6. Dezember 342 und wurde in Myra beigesetzt. Sein Ruhm als Wundertäter zu Lebzeiten hielt auch nach seinem Ableben an und seinen Gebeinen wurden etliche weitere Wunder zugeschrieben. Am 9. Mai des Jahres 1087 wurden seine Gebeine von gedungnen Seeräubern gestohlen und nach Bari in Italien überführt, wo sie heute noch ruhen. Die Verehrung dieses Heiligen ist bis heute sehr groß.

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Der heilige Nikolaus gehört zu den populärsten Heiligen in Bulgarien. Schließlich ist Nikolaj einer der gebräuchlichsten Männernamen in Bulgarien - ihn tragen immerhin mehr als 30.000 Männer und nach der Häufigkeit steht er an siebenter Stelle. Am 6. Dezember feiern aber nicht nur sie, sondern fast alle Bulgaren, denn zu Ehren des Heiligen wird der Tradition nach Fisch gegessen. Die Bulgaren sind keine großen Fischesser und daher lässt sich kaum jemand diesen Tag im Jahr entgehen. Es gibt sogar viele Bulgaren, die überhaupt einzig nur am 6. Dezember Fisch essen.

Viele Legenden und bulgarische Volkslieder erzählen über den Hl. Nikolaus. Während der türkischen Fremdherrschaft hatte er eine besondere Bedeutung für die Bulgaren. In der Vorstellung des Volkes verbindet man den Hl. Nikolaus mit dem Meer und den Flüssen. Er gilt als Schutzherr der Fischer und Seeleute, als Gebieter über Wasser und Meeresstürme. Am Nikolaustag feiern auch alle, denen auf Wasser etwas zugestoßen ist.

Der 6. Dezember ist auch ein Familienfeiertag. Zu Abendessen wird Fisch zubereitet, und zwar nach speziellem Rezept: es wird Karpfen in Teighülle gebacken, der als Opfergabe gilt. Der Karpfen wird mit Reis, Wallnüssen und Rosinen gefüllt, dann mit dem Teig umwickelt und gebacken. Dazu isst man das s.g. Nikolausbrot. Das Fischgericht und das Brot werden beweihräuchert und erst dann verzehrt. Zum Fisch gibt es auch sonstige Gerichte, die für die Fastenzeit typisch sind, wie Bohnensuppe oder Reisrouladen aus Weinlaub. Früher glaubte man, dass man ausgerechnet Karpfen zubereiten muss, weil nur dieser Fisch das Zeichen Gottes trägt – gemeint ist die kreuzartige Gräte am Kopf. Außerdem soll ein Karpfen dem Heiligen geholfen haben, die Seestürme unter seine Gewalt zu bringen.

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Gefüllter Karpfen

Am Nikolaustag wird heutzutage jede Sorte Fisch gegessen. Alten Bräuchen nach darf man jedoch die Gräten nicht wegwerfen - sie müssen entweder verbrannt oder in die Erde vergraben oder in den Fluss oder ins Meer geworfen werden. Der Tradition nach wird an diesem Tag keine Hausarbeit verrichtet. Der Hl. Nikolaus sei nämlich nicht nur Schutzherr der Fischer und des Meeres, sondern auch des rituellen Festessens.

Der Hl. Nikolaus gehört zu den beliebtesten Heiligen in der bulgarischen Volkskunst. In einem Lied wird erzählt, dass die ältesten Heiligen – 5 Brüder, die Welt unter sich aufgeteilt haben, um stets für Ordnung und Gleichgewicht zu sorgen. Nikolaus erhielt die Aufgabe, auf das Meer und die Winde aufzupassen. Außerdem hatte er die Gabe, der Erde Fruchtbarkeit zu bescheren. Die alten Bauern in Bulgarien haben auch andere Riten am Nikolaustag, mit denen eine gute Ernte im kommenden Jahr heraufbeschwört wurde. Bevor sie das Nikolausbrot an die Familienmitglieder verteilten, hielten sie das Brot hoch über dem Kopf der ältesten Frau im Hause, damit der Weizen so hoch wächst. Der Nikolaustag läutete die langerwarteten Feiertage zu Weihnachten und Neujahr ein. Sie waren der Höhepunkt der Winterfeiertage.

In einem anderen Volkslied, das an der bulgarischen Schwarzmeerküste populär ist, wird erzählt, dass der Hl. Nikolaus beim Festessen Fisch verzehrt und Wein trinkt. Er hat eine große Familie, viele Kinder und Enkelkinder. Nikolaus ist der einzige Heilige, der in der bulgarischen Folklore als ein gewöhnlicher Mensch dargestellt wird. Deshalb ist er den Bulgaren so nah und so beliebt. Sobald ein Reigen getanzt wird, schließe sich Nikolaus an. Er sei bei Familienfesten ein gerngesehener Gast.

Es sind aber auch viele Lieder bekannt, die über die Wunderkraft des Heiligen erzählen. Darin entdeckt man neben den christlichen Weltvorstellungen und alte Volksglauben. Sollte er inmitten des Meeres einschlafen, schiene die Sonne nicht mehr, es wehte kein Wind, es regnete nicht und die Erde bliebe trocken. Die Mutter Gottes musste dann den Hl. Nikolaus wecken.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Albena Besowska


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