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Die Befreiung Sofias vor 135 Jahren

Sofioter begrüßen General Gurko, Gravüre aus dem Jahr 1878.
Foto: www.stara-sofia.com
Die bulgarische Hauptstadt Sofia feiert am 4. Januar ihre Befreiung von der osmanischen Fremdherrschaft im russisch-türkischen Krieg von 1877-78. An diesem Tag traten vor 135 Jahren Teile der westlichen Gruppe der russischen Armee, geführt von General Gurko, feierlich in die künftige bulgarische Hauptstadt ein. Die Stadt, die auf einer wichtigen Strasse von Mitteleuropa nach Istanbul liegt, hat eine mehrere Tausend Jahre lange Geschichte und war eines der Ziele der russischen Armee auf ihrem Weg in den Süden.

Am 17. Dezember tagte im nordbulgarischen Dorf Pordim der Militärrat der russischen Armee unter der Leitung von Zar Alexander II. Der Verteidigungsminister General Milutin schlug ein für die türkische Armee unerwartetes Passieren der Gebirgspässe und schnelle Bewegung der russischen Truppen nach Thrakien vor. Der russische Kaiser hatte seine Zweifel, wurde jedoch von den Militärs überzeugt.

Die westliche Abteilung von General Gurko, die durch drei Divisionen verstärkt wurde und somit eine Gesamtstärke von 71.400 Mann mit 318 Kanonen hatte, sollte das Stara-Planina-Gebirge über den Araba-Konak-Pass überqueren, die Truppen von Schakir-Pascha schlagen und nach der Eroberung von Sofia über das Tal des Mariza-Flusses nach Plowdiw gelangen.

© Foto: www.stara-sofia.com

Die Truppen von General Gurko marschieren in Sofia ein, Gravüre aus italienischer Zeitung.

Die Kampfhandlungen zur Eroberung von Sofia waren von einer wichtigen strategischen Bedeutung für das weitere Vorankommen der russischen Truppen in Thrakien, da die Stadt wichtig für die Versorgung der türkischen Armee mit Munition und Nahrung war. In die Sofioter Ebene strebten die Generäle Gurko und Rauch mit 20.000 Mann der westlichen Abteilung. Sie hatten 15.000 türkische Truppen als ihren Gegner. Sie wurden von Osman Nuri Pascha kommandiert und besetzten den Raum um Sofia und die dortigen Befestigungen. Die Kämpfe um die Stadt begannen am 31. Dezember beim nahe gelegenen Dorf Gorni Bogrow. Nachdem sie die Dörfer Dolni Bogrow und Botunez in Brand setzten, griffen die türkischen Truppen die Kolonne von General Weljaminow an. Seine Soldaten schlugen den Angriff ab und gingen am 1. Januar zum Gegenangriff über. Der Kanonendonner war in Sofia deutlich zu hören. Als die geschlagenen Truppen von Osman Nuri Pascha mit vielen Verletzten zurück kehrten, wurde klar, dass die Befreiung kurz bevorsteht.

Die Soldaten von General Rauch überquerten den Iskar-Fluss über die Brücke beim Dorf Wraschdebna und die türkischen Truppen, die ihnen gegenüber standen, wurden einem starken Artilleriefeuer unterworfen und anschließend vom Preobraschenski Garderegiment angegriffen. Die türkischen Soldaten setzten die Brücke in Brand, aber das Feuer wurde schnell gelöscht und die Generäle Gurko, Rauch und Weljaminow konnten ihren siegreichen Zug fortsetzen. Die Dörfer Kubratowo, Birimirzi und Orlandowzi wurden von den Russen am 3. Januar eingenommen und damit wurde den Türken der Rückzugsweg nach Südosten in Richtung Plowdiw abgeschnitten. Es entstand eine Situation, bei der die osmanischen Truppen eingekreist werden könnten. Osman Pascha befahl den unverzüglichen Rückzug nach Pernik, um diese Gefahr zu vermeiden. Er ließ knapp 6.000 kranke und verwundete Soldaten in Sofia zurück.

Osman Pascha befahl die Stadt in Brand zu setzen und die Munitionsdepots zu sprengen. Der türkische Kommandierende informierte lediglich die Konsule der europäischen Staaten in der Stadt über seine Entscheidung. Dank des energischen Eingreifens des italienischen Konsuls Vitorio Positano und seines französischen Kollegen Leander Lege wurde Sofia vom Niederbrennen gerettet. Der italienische Diplomat organisierte eine Freiwilligentruppe zur Bekämpfung der Plünderer, nachdem die osmanischen Truppen die Stadt verlassen hatten. General Gurko wurde feierlich von den erfreuten Bürgern begrüßt und in der Kirche "Hl. Nedelja" wurde ein Dankgottesdienst zelebriert. 15 Monate später erklärte die Verfassungsgebende bulgarische Volksversammlung Sofia zur Hauptstadt des wiederentstandenen bulgarischen Staates.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Dr. Radoslaw Spassow


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