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Hier und da und endlich zu Hause

MyWay heißt eine Initiative des Heimkehrerklubs, die eine Art Kompass für all diejenigen darstellt, die in Bulgarien weiter studieren oder einen neuen Job finden wollen.
Foto: Privatarchiv
Jung, dynamisch, erfolgreich – so bezeichnet man viele Bulgaren, die seit der Wende beschlossen haben, ihr Glück im Ausland zu versuchen. Viele von ihnen sind für immer im Westen geblieben. Aber es gibt auch solche, die nach dem Studium in die Heimat zurückkehren. Viele der Rückkehrer haben sich 2008 im Verein „Tuk Tam“, zu deutsch: „Hier und da“ zusammengetan.

Die Tuk-Tam-Mitglieder teilen den Gedanken, mit der eigenen Berufs- und Lebenserfahrung anderen zu helfen. Sie zeichnen sich durch beneidenswerten Enthusiasmus aus, neue Ideen vorzustellen und durchzusetzen. Dabei helfen die sozialen Netzwerke, und insbesondere Facebook, wo die Gruppe inzwischen mehr als 2.300 Mitglieder hat. Ob alle in die Heimat zurückgekehrt sind, ist schwer nachzuweisen. Aber die Tendenz gibt es. Warum, versucht uns der Vorsitzende des Vereins „Tuk tam“ Bojko Blagoew zu erläutern.

Die Gründe sind sehr unterschiedlich“, sagt Bojko Blagoew. „Bei der Entscheidung, nach Bulgarien zurückzukehren, spielen immer auch persönliche Gründe mit. Immer öfter kommt es vor, dass sich einem in Bulgarien bessere Berufschancen eröffnen. Andere wiederum machen sich selbstständig. Wir scherzen oft, dass die zahlreichen Probleme Bulgariens eigentlich Marktnischen sind. Für viele ist das Land eine Herausforderung. Auf jeden Fall ist es ein Thema, das uns im Klub beschäftigt, denn jedes neue Mitglied muss sich zwangsweise als aller erstes die Frage anhören, warum er zurück nach Bulgarien gekommen ist“, erzählt Bojko Blagoew.

Er selbst war relativ kurze Zeit im Ausland. 2009 absolvierte er ein Praktikum im Europaparlament in Brüssel. Danach folgte die Magisterarbeit im europäischen Recht in den Niederlanden. Doch, die Familie und die Freunde fehlten ihm und so beschloss er, nach Bulgarien zurückzukehren. Das Networking hat ihm viele Chancen eröffnet – Bojko Blagoew ist nicht nur Vorsitzender von „Tuk tam“, sondern auch Mitbegründer von Sofia Free Tour – einer alternativen und kostenfreien Sightseeing-Tour durch die bulgarische Hauptstadt Sofia, die inzwischen auch in Plowdiw und Warna angeboten wird.

Mit der Frage nach dem Grund für die Heimkehr beschäftigt sich auch eine Diskussion auf der Internetseite des Klubs. Dort lesen wir sehr häufig Antworten, wie die von Wessela Tomowa: „Ich bin zurückgekehrt, weil ich hier zu Hause bin.“ Sie studierte in den Niederlanden, ist jedoch überzeugt, dass Bulgarien seine junge Menschen braucht. Davon ist auch Nadeschda Sawowa überzeugt. Nach ihrem Studium in den USA will sie nun ihrer Heimat etwas zurückgeben. Und für Simona Harizanowa, die in Deutschland Soziologie studiert hat, ist Bulgarien die größte Herausforderung ihres Lebens. „Jede Schwierigkeit, die ich in Bulgarien meistern muss, fordert mich heraus. Und genau deshalb bleibe ich auch hier“, hat sie auf Facebook geschrieben.


© Foto: Privatarchiv

Das Ziel des Heimkehrerklubs wird oft missverstanden, man wolle die Emigranten animieren, nach Bulgarien zurückzukehren. Laut dem Vorsitzenden Bojko Blagoew will „Tuk tam“ lediglich helfen, eine informierte Wahl zu treffen. Der Klub unterstützt die Heimkehrer an ihren ersten Tagen zurück in der Heimat. Dafür haben sie sogar eine spezielle „Führung für Neuankömmlinge“ entworfen. Darin findet jeder, der nach langen Auslandsjahren wieder in Bulgarien ist, nützliche Ratschläge über die Legalisierung von Diplomen, Krankenversicherungsbeiträge und Jobangebote. MyWay heißt eine andere Initiative des Heimkehrerklubs – das Projekt ist eine Art Kompass für alle, die in Bulgarien weiter studieren oder einen neuen Job finden wollen. Alljährliches Highlight ist jedoch das Forum „Karriere in Bulgarien – warum nicht?“, das seit der Klubgründung 2008 stattfindet. Es ist das erste Forum dieser Art, das sich an Auslandsbulgaren orientiert, und stellt eine Art Kontaktbörse dar, wenn Arbeitgeber und Heimkehrer zusammentreffen.

Letztes Jahr haben in erster Linie Arbeitgeber aus der IT-Branche, dem Finanzsektor und dem Dienstleistungsbereich teilgenommen“, berichtet der Vorsitzende des Klubs „Tuk tam“. „Immer mehr Unternehmen suchen Mitarbeiter aus den Reihen der im Ausland studierten Bulgaren. Die fünfte Ausgabe des Forums hatte mehr als 1.100 Teilnehmer – ein absoluter Rekord bisher. Sehr wichtig für uns ist, dass sie auch sehr zufrieden geblieben sind“, berichtet Bojko Blagoew.

Der Heimkehrerklub hat inzwischen eigene „Botschafter“ im Ausland – in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und den USA, wo auch die meisten bulgarischen Studenten sind. Dort werden inzwischen auch Kontaktbörsen organisiert.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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