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Bulgarien will im Juni mit Bau seines Nabucco-Gaspipeline-Abschnitts beginnen

Foto: Archiv
Im Juni 2013 will Bulgarien mit dem Bau des Nabucco-Pipeline-Abschnitts auf bulgarischem Landesgebiet beginnen. Darüber informierte Ministerpräsident Bojko Borissow während der ersten diesjährigen Tagung der Nabucco-Gesellschafter in Sofia. Der Zusammenkunft wohnten Regierungsdelegationen aus Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Türkei als auch Vertreter der Investoren, der EU-Kommission sowie internationaler Finanzinstitutionen bei. Der Vertreter der Kommission sagte für das Projekt die weitere Unterstützung Brüssels zu. Auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung glaubt an eine erfolgreiche Zukunft des Nabucco-Projekts und will dieses weiter unterstützen. Die Vertreter der Weltbank kommentierten ihrerseits, das Projekt werde neue Gasmärkte schaffen, allerdings sehe man nach Einsicht aller Dokumente von einer weiteren Finanzierung ab.

Während des Forums wurde mit dem internationalen Gasproduzenten-Konsortium Shah Deniz II eine Erklärung über eine mögliche 50-Prozent-Beteiligung am Nabucco-Projekt unterzeichnet. Das, so die Experten, erhöhe die Erfolgsaussichten für den Pipelinebau. Denn - das Konsortium erschließt in Aserbaidschan ein riesiges gleichnamiges Gasfeld und würde mit seinem Projekteinstieg de facto die Befüllung der Röhre sichern. Shah Deniz II wird bis Juni entscheiden, ob Nabucco den Zuschlag für den Transport von Gas aus Aserbaidschan erhält. Verbleibende Nabucco-Anteilseigner sind die Bulgarische Energieholding, die türkische Botas, die rumänische Transgaz, die ungarische MOL und die österreichische OMV.

Die Erdgasleitung Nabucco West soll von der bulgarisch-türkischen Grenze über Rumänien und Ungarn zur österreichischen Erdgasdrehscheibe bei Baumgarten verlaufen. Neben dem Südlichen Gaskorridor habe die Kommission das Nabucco-Projekt zur Priorität erklärt, kommentierte Regierungschef Bojko Borissow auf der Zusammenkunft in Sofia. Darüber hinaus, so Borisow, sei das Projekt eine Alternative, eine Möglichkeit zur Diversifizierung der Gaslieferungen aus den Regionen Aserbaidschans sowie zur Gasförderung im Kaspischen Raum.

"Bulgarien ist einer der Motoren für die Realisierung des Nabucco-Projekts - erklärte Ministerpräsident Bojko Borissow auf dem Forum. - Unsere Dokumente stehen. Mitte Juni werden wir mit dem Pipeline-Bau auf bulgarischem Gebiet beginnen. Das Nabucco-Projekt wird früher oder später anlaufen. Das ist ein entscheidender Ansatz. In Europa gebraucht man häufig das Wörtchen "Fortschritt". Je häufiger es jedoch verwendet wird, desto geringer sind die praktischen Erfolgsaussichten. Wir geben Geld für Zusammenkünfte und Verwaltungskosten aus. Selbst einige Großunternehmen zweifeln an der Ernsthaftigkeit des Vorhabens. Wir jedoch wollen, dass das Projekt umgesetzt wird."

In den kommenden sechs Monaten hat Bulgarien den Vorsitz des politischen Nabucco-Gremiums inne. Wirtschafts-, Energie- und Tourismusminister Deljan Dobrew betonte, unser Land werde sich auf politischer Ebene für rasche Entscheidungen seitens der Anteilseigner einsetzen. Ferner erläuterte der Ressortchef, was es mit dem bulgarischen Abschnitt auf sich hat:

"Hierbei geht es um die Umsetzung der ersten Stufe des Südlichen Gaskorridors durch den Bau einer Erdgas-Pipeline-Verbindung zwischen Bulgarien und der Türkei, die die Gastransportsysteme beider Länder koppeln wird - erklärt Minister Dobrew. - Auf bulgarischem Gebiet erfordert das die Verlegung einer 75 km langen Röhre. Auch Österreich steht fest hinter dem Projekt. Die türkische Seite ist ebenfalls einverstanden, da die Realisierung des Projektes den Bau eines 150 km langen türkischen Gasleitungsabschnitts bis an die bulgarisch-türkische Grenze voraussetzt."

Mihail Andonow, Geschäftsführer der Bulgarischen Energieholding, bestätigte, dass man mit den restlichen Nabucco-Gesellschaftern bereits über den Bau der Gaspipeline-Verbindung mit der Türkei gesprochen habe. Für den Bau des Interkonnektors werden 300 bis 350 Millionen Euro veranschlagt. Die in Bulgarien verlegten Röhren werden mit Fertigstellung des Projekts Teil der Nabucco-Pipeline. Über die Nabucco-Pipeline sollen die EU-Staaten an Russland vorbei mit Erdgas versorgt werden. Damit will sich Europa unabhängiger von russischem Erdgas machen. Das Hauptproblem des Projektes ist die Befüllung der Röhre und damit die Herkunft des Gases. Neben Aserbaidschan sind Gasfelder in Georgien und im Irak im Gespräch.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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