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Sandanski: Die Stadt von Spartakus

Irgendwo hier, im Tal des Struma-Flusses soll Spartakus vom Stamm der Medi geboren worden sein.
Foto: Weneta Nikolowa
Für uns Bulgaren steht die Stadt Sandanski für den warmen Süden mit seiner für den Rest des Landes untypischen Mittelmeervegetation sowie auch für Mineralquellen am Fuß des Pirin-Gebirges. Für viele ist das malerische Städtchen in 100 km Entfernung von den freundlichen Stränden der Ägäis Ausgangspunkt zu den griechischen Sommerurlaubsorten. Andere schätzen seine wunderbaren Hotels und Heilquellen, die Gesundheit und Schönheit in den unzähligen örtlichen SPA-Zentren zugute kommen. Es gibt aber auch Menschen, die hierher kommen, um in die tausendjährige Vergangenheit von Sandanski einzutauchen, der auch als die Stadt von Spartakus bekannt ist.

Nicht von ungefähr ist das Bronzedenkmal von Spartakus am Eingang des Stadtparks zum Wahrzeichen des Urlaubsortes geworden. Den Namen des legendären Gladiators trägt das größte Stadtteil, das Stadion der Stadt, der örtliche Klub für östlichen Kampfsport, sowie eine ganze Reihe von Gaststätten, Konditoreien und Hotels. Einige Eltern haben keine Bedenken ihren Neugeborenen den Namen des furchtlosen Thrakiers zu geben. So ist Spartakus zu einer Art touristischem Logo der Stadt geworden und die Bewohner von Sandanski sind stolz, sich seine Nachfahren zu nennen. Die historischen Quellen berechtigen sie dazu.

In den ersten schriftlichen Quellen über diese Region heißt es, dass das Tal des Strimon- oder Struma-Flusses, an dem die heutige Stadt Sandanski liegt, vom thrakischen Stamm der Medi bewohnt wurde. Im 2. Jahrhundert v. u. Z. kam das fragliche Gebiet unter römische Herrschaft. Irgendwo hier, entlang des Flusses soll Spartakus vom Stamm der Medi geboren worden sein. Das vermerkt auch der antike griechische Historiker Plutarch im I. Jahrhundert. Diese Theorie wurde in den 70er Jahren des XX. Jahrhunderts auch vom deutschen Fachmann für antike Geschichte Prof. Konrat Ziegler bestätigt. „Als er Texte aus der römischen Geschichte übersetzte, deutete der Professor einen verlorenen Text, laut dem Spartakus dem thrakischen Stamm der Medi angehöre. Wir besitzen aber keine sichere örtliche Quelle, die bestätigen würde, wo genau sein Geburtsort liegt“, berichtet der Direktor des Archäologischen Museums in Sandanski Wladimir Petkow.

Man nimmt an, dass Spartakus von den römischen Legionen bei ihrem Vorankommen in diesem Teil des Balkans gefangen genommen wurde. Später wurde der thrakische Kämpfer auf einem Sklavenmarkt verkauft und auf die italienische Halbinsel gebracht. Seine ungewöhnliche Kraft und Schönheit fielen dem Eigentümer einer der größten Gladiatorenschulen Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus auf. Die weitere Geschichte von Spartakus ist uns bekannt. Die Legende vom Führer eines der größten Sklavenaufstände in der menschlichen Geschichte hat Jahrhunderte lang Dichter, Bildhauer, Maler und Schriftsteller inspiriert und heute - Regisseure und Reiseveranstalter.

Gemeinsam mit örtlichen Fremdenverkehrsunternehmern hat die Gemeindeverwaltung der Stadt Sandanski ein Projekt ausgearbeitet, um die antike Geschichte der Stadt zu popularisieren und insbesondere die kulturhistorischen Reiserouten in der Region. Es soll der Sklavenmarkt wiederhergestellt werden, auf dem Spartakus verkauft worden ist. Er befand sich im Nachbardorf Sklawe. Der Name des Ortes stammt vom lateinischen Wort sclavus – Sklave.

Aus der Geschichte wissen wir, und es gibt auch Artefakte, die es bestätigen, dass im Dorf Sklawe an den Neptuntagen um die Tagundnachtgleiche im Juni ein Sklavenmarkt stattfand“, berichtet der stellvertretende Bürgermeister von Sandanski Mladen Timtschew. „Bemerkenswert ist, dass zur gleichen Zeit im Dorf Sklawe bis heute ein traditioneller Markt stattfindet, bei dem hauptsächlich Tiere gehandelt werden. Wir werden den einstigen Markt mit einer interessanten Animation rekonstruieren. Wir rechnen damit, das Theatertruppen die Atmosphäre mit entsprechenden Kostümen wiederentstehen werden. Wir rechnen mit unseren Konsultanten – Historikern und Archäologen, damit alles eine authentische Form bekommt.“

Zur touristischen Tour gehören neben dem antiken Markt auch andere Orte, die mit den Zeiten verbunden sind, als die Gladiatorenkämpfe in diesem Teil des alten Kontinents modern waren. Die Theater waren bei den Menschen in der Antike sehr populär. Die sehr gut erhaltenen Überreste eines wunderbaren antiken Theaters befinden sich im Herzen der heutigen Stadt Sandanski. Dort fanden vermutlich Gladiatorenkämpfe statt. Zur Unterhaltung des Publikums ließ man auf die Arena auch wilde Tiere los.

Wir verfügen sogar über Fragmente von der sog. Gladiatoren-Affiche, auf der für die Gladiatorenspiele geworben wurde“, berichtet der Direktor des Archäologischen Museums Wladimir Petkow. „Nachdem der Balkan zum Römischen Reich kam, wurden die Gladiatorenspiele zum Teil des Alltags der antiken Städte entlang des Struma-Flusses. Die Männer begannen sich bei den Gladiatorenschulen einzuschreiben, um ausgebildet zu werden und danach sich an diesen Attraktionen zu beteiligen, zu den ein zahlreiches Publikum kam. Wir möchten die einstigen Gladiatorenspiele rekonstruieren, damit unsere Gäste in diese Zeit eintauchen können.“


© Foto: Weneta Nikolowa

Die Bischofsbasilika

In der Gemeinde von Sandanski erwartet man mit dem Projekt der Rekonstruktion des einstigen Sklavenmarktes mehr Gäste in die Region zu bekommen. Die griechischen Reiseveranstalter haben bereits das Dorf Sklawe in ihr Programm für 2013 aufgenommen. Die Reisenden sollen daneben auch andere antike und früh christliche Sehenswürdigkeiten sehen können. Dazu gehört der archäologische Park im Herzen der Stadt mit den Überresten der Bischofsbasilika aus dem 5.-6. Jahrhundert, frühchristliche Mosaike, Wandmalereien, Überreste von Gebäuden und Strassen.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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