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Wird Bulgarien die Kernenergie ausbauen?

Das gescheiterte AKW-Projekt Belene wurde zum Zankapfel, der die Volksbefragung initiierte.
Foto: BGNES
Die erste Volksbefragung in der demokratischen Geschichte des Landes nach 1989 war der Kernenergie gewidmet. Gestern haben mehr als 60 Prozent der Menschen, die zu den Wahlurnen gegangen sind, ihre Stimme für den Bau eines neuen AKWs bei Belene abgegeben. Angesichts der Wahlbeteiligung von rund 20 Prozent oder ca. 1,5 Millionen Menschen, machen aber die Atombefürworter lediglich 12 Prozent der wahlberechtigten Bulgaren aus.

Bulgarien ist einer der 30 Staaten der Erde, die Atomkraftwerke betreiben. Kernkraftwerke gibt es in 14 EU-Staaten, wobei Frankreich an erster Stelle ist. Leider verlief die Debatte über den Bau des neuen AKWs an der Donau bei uns nicht auf Experten- sondern auf politischer Ebene. Die politischen Parteien nutzten die Gelegenheit, um im Wahljahr Kräfte zu messen. Daher hat diese Volksbefragung eher den Interessen der regierenden GERB und der oppositionellen BSP Partei gedient.

Das Projekt Belene hat eine fast 25jährige Geschichte, es startete zwei Mal, zuletzt im Jahre 2002 und wurde von der jetzigen Regierung dann eingefroren. Dennoch kostete das noch nicht existierende AKW dem Staat bereits 700 Millionen Euro. Die regierende GERB-Partei ist davon überzeugt, das das Projekt, das mehr als 10 Milliarden Euro kosten soll, ungünstig für Bulgarien ist. Dazu kommen die Jahreszinsen, die sich auf etwa 500.000 Euro belaufen werden, was für unsere Wirtschaft untragbar ist.

Die Regierung ist aber nicht gegen die Kernenergie per se. Sie will sogar die Kapazitäten des bereits existierenden AKWs bei Kosloduj weiter ausbauen. Die Initiatoren der Volksbefragung über den Bau des neuen Atommeilers kamen aus den Reihen der oppositionellen Partei der bulgarischen Sozialisten BSP. Sie behaupten, dass dieser Bau lebenswichtig für Bulgarien sei und dass der Wert des Vorhabens 6,3 Milliarden Euro sei. Sie argumentieren damit, dass die Kernenergie am günstigsten sei und Bulgarien unter Energiemangel leiden würde.

Was geschah bei der Volksbefragung am Sonntag? Erwartungsgemäß gab es eine schwache Wahlbeteiligung. Somit bleibt die Entscheidung über den Bau des neuen AKWs beim Parlament. Nach Angaben der Soziologen haben die jungen Bulgaren gleichmäßig dafür und dagegen gestimmt. Bei den älteren Menschen ist eine eindeutige Tendenz für den Bau des neuen AKWs zu verzeichnen.

80 Prozent der Bulgaren sind nicht zur Wahl gegangen, was zu bedeuten hat, dass sie dagegen sind“, erklärte gestern Innenminister Zwetan Zwetanow.

Fast 1,5 Millionen Bürger haben ihre Position bei der ersten Volksbefragung der neueren Geschichte des Landes erklärt“, sagte der Partei-Chef von BSP Sergej Stanischew. „Die Unterstützung der bulgarischen Bürger für den Bau des neuen AKWs ist dabei eindeutig.“

Der Direktor des AKWs Kosloduj Walentin Nikolow ist der Meinung, dass von nun an in solchen Angelegenheiten auch die Stimme des Volkes gehört wird.

Energie- und Wirtschaftsminister Deljan Dobrew argumentierte, dass viel profitabler aus wirtschaftlicher Sicht der Ausbau des bereits existierenden AKWs in Kosloduj sein wird. „Wir verfügen über eine Kapazität von mehr als 11.800 Megawatt, der größte Verbrauch belief sich bislang auf 6.300 Megawatt. Wir exportieren mehr als 1.300 Megawatt und die Nachfrage ist nicht steigend“, so Dobrew weiter.

Und abschließend die Meinung von Premierminister Bojko Borissow: „Unsere Partei ist konsequent bei ihren Entscheidungen. Wir haben uns bereits eindeutig für den Bau des siebten Reaktorblocks in Kosloduj erklärt. Bulgarien gehört zu den Atomländern und wird zum bereits existierenden Meiler in Kosloduj einen neuen Reaktorblock bauen.“

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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