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Pirin – das einzigartige Gebirge

Foto: imagesfrombulgaria.com
Am Tag des Weins in Bulgarien, an dem die Verliebten auch den Valentinstag feiern, haben Tausende jungen Menschen aus fünf Großstädten des Landes beschlossen, ihre Liebe zur Natur durch Proteste gegen die Bebauung der Schwarzmeerküste und die neugeplanten Skipisten im Naturpark Pirin zu äußern. Die Befürworter des Baus von neuen Skianlagen im Pirin-Gebirge argumentieren oft mit dem großen Unterschied zwischen den Anlagen in den Alpen und bei uns.

Während in den Alpen Tausende Kilometer Skianlagen existieren, gibt es in Pirin nur etwa 100 Kilometer Skiinfrastruktur. Kann man aber beide Gebirge miteinander vergleichen? Laut Wissenschaftler - nein. Obwohl Pirin zu der s.g. alpinen biogeografischen Region gehört, unterscheidet sich das bulgarische Gebirge wesentlich von der großen europäischen Bergkette, behauptet der Fachmann Asen Asenow. Zum einen sind sie von der Größe her unterschiedlich. Die Fläche vom Nationalpark Pirin beträgt nur etwa 40.000 Quadratkilometer, der wesentliche Teil der Alpen hingegen erstreckt sich auf fast 180.000 Quadratkilometer, was mit den dazugehörigen Hängen etwa 300.000 ausmacht. Außerdem sind die Gipfel in Pirin nicht so hoch. Die durchschnittliche Höhe hier ist ca. 1.033 Meter über den Meeresspiegel, in den Alpen hingegen sind es ganze 2.000 Meter. Außerdem gibt es in den Alpen 82 Gipfel mit einer Höhe von über 4.000 Meter. Daher können die Skianlagen dort höher gebaut werden und zwar ohne die Wälder zu zerstören. Im Pirin-Gebirge werden die Skipisten mitten durch den Wald gebaut. Laut Rosen Tzonew, Biovielfaltdozent an der Sofioter Universität Kliment Ohridski, ist Pirin eher eine einzigartige Mischung aus verschiedenen biogeografischen Einflüssen, als ein typisch alpines Gebirge.

"Das Pirin-Gebirge ist wegen seiner geographischen Lage einzigartig", sagt der Experte. "Es befindet sich an der Grenze zwischen dem Mittelmeer- und dem Kontinentalklima. Andererseits ist es relativ hoch für den Balkan - es kommt an dritter Stelle nach dem Rila-Gebirge und dem griechischen Olymp. Dies hat dazu geführt, dass hier mehrere seltene Tier- und Pflanzenarten nach der Eiszeit Zuflucht bekommen haben und bis heute noch erhalten sind. Ein Drittel aller Pflanzenarten in Bulgarien ist in Pirin-Gebirge zu finden. Auch die Biovielfalt ist sehr reihhaltig, es gibt Arten, die nur hier anzutreffen sind. 40 Prozent der Säugetiere und 50 Prozent der Vögel in Bulgarien sind hier zu Hause. Auch die Wälder im Pirin-Gebirge sind sehr vielfältig. All das hat dazu geführt, dass der Nationalpark Pirin in die UNESCO Liste der Weltnaturerbe aufgenommen wurde."

"Das Reservat "Bajowi dupki - Dschindschiritza", das sich im Pirin-Gebirge befindet, ist sehr reich an Endemiten", erklärt Asen Asenow weiter. "Hier befindet sich die größte Konzentration von besonderen Tier- und Pflanzenarten in Bulgarien. Daher soll jede künftige Entscheidung über den Bau von Skipisten dort sehr sorgfältig argumentiert werden. Jeder, der vorhat, die Ganzheit des Nationalparks Pirin anzugreifen, muss die ganze Verantwortung dafür tragen. Weil dieses Gebirge durch sein Reichtum ebenfalls Dividende bringen kann. Nun ist die Zeit der Umweltrevolution, bei der die Naturressourcen ebenfalls eine finanzielle Äußerung für das jeweilige Land haben können."

Das bedeutet, dass durch die Förderung des nachhaltigen Umwelttourismus wir vielleicht doch mehr gewinnen könnten, als durch den Ausbau der Skipisten im Pirin-Gebirge.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Maria Dimitrowa-Pichot


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