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Käsefastensonntag leitet strenge Fastenzeit vor Ostern ein

Das Anzünden und Überspringen eines großen Feuers ist ein wichtiger Teil des Brauchtums in der Käsefastenwoche.
Foto: BGNES
Für unsere Vorfahren war das „täglich Brot“ nicht einfach eine Notwendigkeit – die Nahrung spielte wie bei vielen aus grauen Vorzeiten stammenden Bräuchen und Ritualen eine bedeutende Rolle, so auch in der Religion. Fastenzeiten haben in der christlichen und insbesondere der orthodoxe Kirche einen festen Platz. Streng orthodoxe Christen können bis zu 200 Tage im Jahr fasten, doch das Fasten ist in der orthodoxen Kirche, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, kein Muss. Die Entscheidung darüber trifft jeder selbst in Absprache mit seinem Gemeindepriester. Die Kirche selbst empfiehlt sogar älteren und kranken Menschen, vom Fasten abzusehen. Die Fast ist schließlich keine Diät und soll lediglich zur Läuterung der Seele beitragen und nicht den Körper schädigen. Längere Fastenzeiten liegen vor allen bedeutenden Kirchenfesten – die längste jedoch vor dem größten – das ist in der orthodoxen Kirche Ostern.

Die erste Woche der Fastenzeit vor Ostern nennen die Bulgaren sirna nedelja (Abgeleitet von „sirene“ – Käse und „nedelja“ – Woche); bekant ist diese Woche auch als „sirniza“ oder „sirni pokadi“, weil der kirchliche Kanon in dieser Woche das Essen von Milch, Eiern und Käse noch erlaubt - am Sonntag davor ergeht das Verbot des Fleischverzehrs. Der Volkstradition nach sind in dieser Woche gewisse Tätigkeiten im Haushalt streng verboten – es wird nicht gestrickt und genäht, damit der Weizen nicht verletzt wird, es wird nicht gewaschen und weiße Wäsche darf nicht aufgehängt werden, damit kein Hagel im Sommer kommt. Der Sonntag wird „proschka“ (zu Deutsch: Vergebung) genannt, weil der Brauch, an diesem Tag eine Vergebung zu gewähren und zu erbitten in ganz Bulgarien verbreitet ist. Die jüngeren Leute bitten die älteren um Vergebung, so auch die Jungvermählten ihre Trauzeugen und ihre Eltern und Paten. Die Jungen verbeugen sich und küssen die Hand und sagen ,,Vergib mir". Die Älteren segnen sie: ,,Gott vergebe dir, es sei dir vergeben!" Danach wechseln die Rollen und die Älteren bitten ihrerseits um Vergebung willentlicher und unwillentlicher Sünden gegenüber den Nächsten. Alle setzen sich dann an die feierliche Tafel und beginnen versöhnt und gereinigt das letzte Festmahl vor der Osterfastenzeit.

© Foto: BGNES


Die Kinder warten mit Ungeduld auf das interessanteste Ereignis am Abend des Käsefastensonntags – das sogenannte „hamkane“ (zu Deutsch: ein Bissen essen, kosten). Ein Stück von der orientalischen Süßwarenspezialität „Halva“ (auch türkischer Honig genannt), wie auch Käse oder ein gekochtes Ei werden mit einem Woll- oder Hanffaden auf einen Spinnrocken gehängt, den die Großmutter hin- und herpendelt. Jeder versucht das Stückchen mit dem Mund zu erhaschen, ohne es mit den Händen zu berühren. Zum Schluss wird der Faden angezündet und an der Art seines Brennens wird die Gesundheit der Familienangehörigen und die Fruchtbarkeit der Äcker im angehenden Jahr gedeutet. Die Asche wird aufbewahrt und als Heilmittel gegen Augenerkrankungen bei den Haustieren gebraucht.

Das Anzünden und Überspringen eines großen Feuers ist ein wichtiger Teil des Brauchtums in der Käsefastenwoche. Wahrend der ganzen Periode sammeln die Bursche Zweige und Maisstroh und bauen daraus einen hohen Scheiterhaufen auf den Höhenzügen rings um das Dorf herum. Am Sonntagabend zünden sie die Feuer an. Speziell für diesen Abend fertigen die verliebten Burschen Holzpfeile und zünden sie an dem Feuer an. Jeder schießt seinen brennenden Pfeil vom Hügel herab in den Hof seiner Liebsten.
 

© Foto: BGNES


Am Abend, solange die Feuer und die brennenden Holzpfeile das ganze Dorf bescheinen, versammelt man sich am Anger zu einem großer Reigen - zum letzten Mal vor Ostern. Es wird temperamentvoll und munter getanzt und hoch gesprungen, damit die Saat groß wächst. Die Burschen und Kinder springen über das Feuer, was ihnen und ihren Familien Gesundheit bescheren soll. Entsprechend der alten indoeuropäischen Tradition wird die Reinigungskraft des Feuers auch von den Bulgaren als eine Voraussetzung für Fruchtbarkeit angesehen. 

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Wichra Baewa


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