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Fischbestände im Schwarzen Meer weniger verschmutzt als im Mittelmeer

Foto: Archiv
Meeresfrüchte und besonders Fisch gehören seit jeher zur bewusst gesunden Nahrung. Sie sind zugleich auch ein wichtiger Indikator für die Verschmutzung der Gewässer, weil sie große Mengen Giftstoffe einnehmen. Wie ist es um die Fische im Schwarzen Meer bestellt?

Das Schwarze Meer akkumuliert große Mengen Giftstoffe, die sich im Fettgewebe ablagern. Chemiker an der medizinischen Universität in Warna haben unlängst die Ergebnisse einer achtjährigen Untersuchung vorgestellt. Sie wurde entsprechend der Stockholm-Konvention aus dem Jahre 2001 durchgeführt. Im Mittelpunkt der Konvention stehen giftige und zugleich langlebige organische Schadstoffe. Dazu gehören Schädlingsbekämpfungsmittel wie DDT und Lindan, Industriechemikalien oder Nebenprodukte, die bei der industriellen Fertigung oder bei Verbrennungsprozessen entstehen, beispielsweise Dioxine. Die Leiterin der Studie Dr. Mona Stantschewa erläutert die Ziele und Ergebnisse der Untersuchung.

"Gegenstand der Untersuchung waren zehn der am häufigsten verzehrten Fischarten", sagt Dr. Stantschewa einleitend. "Untersucht wurden die sog. nachhaltigen organischen Schadstoffe. Wir haben uns auf zehn dieser Schadstoffe konzentriert, darunter auf die sehr giftigen Quecksilber, Blei, Kadmium, Arsen u.a. Diese organischen Schadstoffe lagern sich im Fettgewebe oder in Organen von Lebewesen ab und können dort toxische Wirkungen entfalten. Sie greifen beispielsweise in den Hormonhaushalt ein, lösen Krebs aus, verändern das Erbgut oder schwächen das Immunsystem. Im Rahmen unserer Untersuchung haben wir die Werte im Fischbestand des Schwarzen Meeres mit den Grenzwerten der EU verglichen, aber auch mit den Untersuchungsergebnissen der türkischen Kollegen aus dem Marmarameer und dem Mittelmeer, sowie mit Daten aus den USA. Es stellte sich heraus, dass die Fischbestände im Schwarzen Meer von der industriellen Verschmutzung bei weitem nicht so bestoffen sind, wie im Mittelmeerraum", behauptet Dr. Stantschewa.

Diese Tatsache ist wenig bekannt. Aber unabhängig davon ist der Fischverzehr in Bulgarien relativ gering. Deshalb führte das Chemikerteam von Dr. Stantschewa eine weitere Untersuchung durch, um die Qualität der Meeresfrüchte als Nahrung auszuwerten. Aus diesem Grund wurden in erster Linie Fischarten untersucht, die am häufigsten verzehrt werden.

"Wir haben Fischproben aus allen Teilen der bulgarischen Schwarzmeerküste genommen", sagt Dr. Mona Stantschewa weiter. "Da die bulgarische Küste nicht sehr lang ist, haben wir keine all zu großen Abweichungen in den Proben festgestellt. Besonders aufmerksam und neugierig waren wir auf dem nördlichen Abschnitt, denn dort fließt die Donau ins Schwarze Meer ein. Wir haben die aktuellen Angaben mit den Untersuchungsergebnissen von vor 12 Jahren verglichen und festgestellt, dass die Werte mehrerer Schadstoffe heute niedriger sind, als im Jahr 2000. Das betrifft in erster Linie die toxischen Metalle Quecksilber, Blei, Kadmium und Arsen", sagt Dr. Stantschewa, und fährt fort: "Leider gibt es keine eingehenden Untersuchungen vor 2000. Der Vergleich im Zeitrahmen von 12 Jahren ergab, dass die Verschmutzung des Schwarzen Meeres offensichtlich zurückgegangen ist, obwohl das Schwarze Meer ein Binnenmeer ist. Das führen wir darauf zurück, dass große Industrieanlagen entlang der Donau entweder geschlossen wurden oder ihre Produktion umweltverträglich gemacht haben", sagt Dr. Stantschewa.

Die nächste Aufgabe der Chemikerin an der medizinischen Universität in Warna ist die eingehende Untersuchung der Donaufische. Anschließend sollen die Werte mit den Untersuchungsergebnissen im Schwarzen Meer verglichen werden.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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