Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Armer Nordwesten verbirgt ungeahnte Schätze

Der Nordosten Bulgariens umfasst einige der malerischsten Gegenden des Stara-Planina-Gebirges.
Foto: Weneta Nikolowa
Die ärmste Region der Europäischen Union - dieser klägliche Ruhm kommt dem Nordwesten Bulgariens zuteil. Auch wenn der Staat mithilfe europäischer Fördermittel die Wirtschaft gerade in dieser Region ankurbeln will, haben Arbeitslosigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit zu einer massenhaften Entvölkerung geführt. Andererseits beeindruckt die Region mit ihren herrlichen, von der modernen Welt unberührten Landschaften, mit ihren altehrwürdigen Klöstern am Fuße des Balkangebirges sowie mit dem Lebensstil der örtlichen Bevölkerung.

Der Nordosten Bulgariens umfasst einige der malerischsten Gegenden des Stara-Planina-Gebirges, die sehr zur Freude der Naturschützer noch nicht mit Hotelanlagen, Skikurorten, Sportzentren, Bingohallen u.a. zugebaut wurden. Der höchste Berg der Region, der 2.168 m hohe Midschur, erhebt sich im Umland von Tschiprowtzi und Berkowitza, die wiederum zu den meist besuchten Städten der Region zählen. Trotzdem können sich die hiesigen Ortschaften keines besonders gut entwickelten Tourismus rühmen. Die schwierige Wirtschaftslage hinterlässt Spuren. Und eigentlich ist die Region angefangen von der Natur wie für den Tourismus geschaffen. Durch die Bergmassive des Nordwest-Balkans bahnt sich der malerische Iskar-Fluss seinen Weg. Das Umland der Stadt Wratza wiederum überrascht mit vielfältigen Karstbildungen und wunderschönen Höhlen, allen voran die touristisch erschlossene Ledenika-Höhle. Übrigens ist die rund 100 km lange Iskar-Schlucht die längste Schlucht Bulgariens. Durch die Schlucht verlaufen eine Straße sowie eine Bahnverbindung.


© Foto: Weneta Nikolowa

Die Iskar-Schlucht

Im Sinne von nachhaltigem Tourismus haben sich mehrere Gemeinden zusammengeschlossen und das Projekt "Ein Wochenende im Nordosten" auf den Weg gebracht. "Unsere Projektpartner sind die Gemeinden Tischiprowtzi, Ruschentzi und Tschuprene. Gemeinsam wollen wir der Destination Nordwestbulgarien mit Schwerpunkt Kultur auf die Beine verhelfen", erklärt Nelli Wassilewa von der Gemeinde Montana. Seit geraumer Zeit haben auch Ausländer aus den Nachbarstaaten wie Serbien, Mazedonien, Griechenland und Rumänien die kokette Region neu für sich entdeckt. Was erwartet den Touristen an einem Wochenende im bulgarischen Nordwesten?


© Foto: Weneta Nikolowa

Folklore-Fest in Montana

"Man kann eine Reise in die Vergangenheit unternehmen, etwa mit einem Ausflug zur antiken Montana-Festung - erklärt Nelli Wassilewa. - Übrigens ist die Festung Montanensium Namensgeber unserer Stadt Montana. Errichtet wurde die Festung vom germanischen Stamm der Sugambrer, der sich zur Römerzeit hier niederließ. Ebenfalls zu empfehlen ist unser Geschichtsmuseum mit zahlreichen emblematischen Exponaten. Genannt sei der Goldschatz von Jakimowo aus dem 1. Jahrhundert mit seinen einzigartigen 50 Gold- und Silberschmuckstücken für Damen. Ein wahres Erlebnis ist zudem die Stadt Tschiprowtzi, die vor dem Hintergrund der herrlichen Westbalkanlandschaft einen Einblick in das Goldschmiedegewerbe zur Zeit der bulgarischen Wiedergeburt vermittelt. Ganz zu schweigen von den berühmten Teppichen aus Tschiprowtzi. Die einzigartigen Teppiche werden aus Naturfarben und reiner Wolle gefertigt. Auch enthält jedes spezifische Muster und Ornament eine Botschaft."

Übrigens ist Tschiprowtzi, einst eine belebte Bergarbeitersiedlung, eine interessante Destination für Geschichtsliebhaber. Im 14. Jahrhundert ließen sich hier sächsische Bergleute nieder, die man "Lateiner" nannte. Sie sorgten für eine zunehmende Ausbreitung des Katholizismus in der Stadt, was nicht zuletzt auch auf die verstärkte Tätigkeit der Franziskanermönche zurückzuführen ist. Lange Zeit war Tschiprowtzi Sitz der Bulgarischen Katholischen Ordensprovinz, der u.a. auch Ortschaften aus dem heutigen Ungarn und Rumänien angehörten. Heute zeugen lediglich die Überreste der 1371 erbauten Maria-Himmelfahrtskirche von der katholischen Vergangenheit der Stadt.

Dafür kann man hier die orthodoxe Kirche "Christi Himmelfahrt" besichtigen. Ganz in der Nähe befindet sich zudem das Kloster "Hl. Johann Rilksi" aus dem 10. Jahrhundert, eines der ältesten Klöster Bulgariens. "Dieser Ort ist sehr energiegeladen. Vielleicht weil hier die Gebeine der Gefallenen im Tschiprowtzi-Aufstand gegen die osmanischen Unterdrücker aufbewahrt werden. Auch gibt es in der Umgebung zahlreiche der hier typischen Kultstätten", erzählt Nelli Wassilewa. Im gleichen Atemzug verweist sie auf die vielen alten Kirchen und Klöster als ausgezeichnete Voraussetzung für Religionstourismus.


© Foto: Weneta Nikolowa

Das Klisura-Kloster

Auf der touristischen Reiseroute dürfen auf keinen Fall die bizarren Felsgebilde von Belogradtschik sowie die nahegelegene Magura-Höhle mit ihren vorgeschichtlichen Zeichnungen, das Balneologie-Städtchen Warschetz mit seinen ausgezeichneten Gesundheits- und Wellness-Zentren sowie dem zweitgrößten Park Bulgariens als auch der Ogosta-Stausee bei Montana fehlen, wo man Wassersport betreiben und Rad fahren kann. Übernachten kann man in örtlichen Gästehäusern oder kleinen Familienhotels. Was haben örtliche Hoteliers ihren Gästen zu bieten?

"Ein authentisches Umfeld und unvergleichliche Erlebnisse - schwärmt Nelli Wassilewa. - Nicht zu vergessen die schmackhaften und frisch zubreiteten Traditionsgerichte. Auch kann man sich hier in die Kunst des Kräutersammelns einweihen lassen, Ziegen melken, Mais hacken oder gemeinsam mit den Wirtsleuten die Ernte einbringen, was vor allem bei Ausländern ankommt."


© Foto: Weneta Nikolowa

Belogradtschik

Das einzigartige Kolorit dieser jungfräulichen Region überzeugt jedoch auch ohne die lückenlose Kenntnis aller Sehenswürdigkeiten. Anlehnend an die 100 Tourismusstätten des Landes hat eine Gruppe örtlicher Enthusiasten die interessantesten Stätten dieser von der Natur begünstigten Region systematisiert und das Verzeichnis der 100 Tourismusstätten Nordwestbulgariens ins Netz gestellt.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Lonely Planet: Bansko gehört zu den Top-Reisezielen im Jahr 2025

Der beliebte Reiseführer „Lonely Planet“ zählt hat den bulgarischen Ferienort Bansko im Pirin-Gebirge in seinem „Best in Travel 2025“-Guide zu den besten Reisezielen des nächsten Jahres, berichtete die BTA.  Die Plattform beschreibt Bansko als..

veröffentlicht am 25.10.24 um 09:15

Reiseblogger laden mit einer Ausstellung dazu ein, die schönsten Ecken Bulgariens zu entdecken

„Bulgarien - magnetisch und schön“ - unter diesem Titel präsentieren bulgarische Reiseblogger einige der fotogensten Orte des Landes. Die Ausstellung mit den einzigartigen Bildern der Reisenden wurde am 24. September am Eingang des Meer es gartens..

veröffentlicht am 28.09.24 um 11:10

Im thrakischen Komplex Begliktasch beginnen die ersten groß angelegten archäologischen Untersuchungen

Das thrakische Heiligtum Begliktasch liegt 5 km von der Stadt Primorsko entfernt und ist nur eine von den vielen interessanten Sehenswürdigkeiten in der Gegend. In der Umgebung sind auch zahlreiche gut erhaltene Dolmen zu sehen, die mit den..

veröffentlicht am 02.09.24 um 09:15