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Die Familie in den Wertvorstellungen der Bulgaren

Stojan Georgiew und seine Ehefrau Sneschi, Mitbegründer der Webseite www.semeistvo.bg und Eltern von drei Kindern.
Foto: semeistvo.bg
Die Vereinten Nationalen haben den heutigen 15. Mai zum Weltfamilientag erklärt. Für uns ein Anlass zu überlegen, wie viel uns die Familie wert ist.

"Die Familie gehört traditionell zu den wichtigsten Werten der Bulgaren", sagt einleitend Stojan Georgiew, Leiter der Nichtregierungsorganisation "Gesellschaft und Werte", gegründet 2007 mit der Idee, die Familienwerte zu popularisieren. "In Krisenzeiten, wie wir sie heute erleben, ist es umso wichtiger, die Stütze der Familie zu haben. In meiner Praxis als Eheberater habe ich allerlei Situationen erlebt und weiß aus Erfahrung, dass eine Ehe viel länger besteht, als eine uneheliche Beziehung. Das ist insbesondere für die Kinder sehr wichtig", behauptet Stojan Georgiew. "Die Ehepartner sind mit dem Leben generell zufriedener, als die Partner in einer Beziehung, die nicht geheiratet haben. Deshalb unterstützen wir in unserer Organisation Paare, die mit dem Ehe-Gedanken liebäugeln, den entscheidenden Schritt zu tun", sagt der Leiter der Organisation "Gesellschaft und Werte".

Die Organisation veranstaltet verschiedene Events im ganzen Land. "Am wichtigsten sind jedoch die persönlichen Gespräche mit Partnern, die sich nicht trauen, zu heiraten und Kinder zu haben", behauptet Stojan Georgiew, selbst verheiratet und Vater von drei Kindern. In diesem Jahr fand die "Woche der Ehe" zum zweiten Mal in Bulgarien statt.

"Während der Woche der Ehe diskutieren wir über die Bedeutung der Institution Ehe für unsere Gesellschaft und für die persönliche Entwicklung der Menschen", berichtet Stojan Georgiew. "Dieses Jahr hatten wir einen wichtigen Schwerpunkt – für die Ehe und Familie müsste man mindestens genauso viel Zeit und Kraft investieren, wie im Beruf. Das mag banal klingen, wird aber von vielen vergessen. Deshalb starteten wir eine Initiative, die "Date in der Ehe" genannt haben. Die Idee ist, dass man sich einmal in der Woche Zeit für den Partner nimmt und zusammen ausgeht", sagt Stojan Georgiew.

Welche Probleme haben die Ehepartner in Bulgarien und sind sie bereit, sich in einer Eheberatung helfen zu lassen?

"Die meisten Probleme sind auf schlechte Kommunikation zurückzuführen", behauptet Stojan Georgiew. "Meistens handelt es sich um eine Entgegensetzung von starken Charakteren, aber auch um fehlende Familienerfahrung und unterschiedliche Erwartungen. Bekanntlich ziehen sich Gegensätze an, aber nicht immer. Das Zusammenleben von Mann und Frau ist eine große Herausforderung. Mit der Zeit stellt sich im Eheleben ein gewisser Alltagstrott ein, der den Spaß abtötet. Es gibt aber auch viele rein pragmatische Gründe, die eine Ehe gefährden. Genannt seien die Finanzen. Viele Paare streiten sich ums Geld, geben es aber nicht offen zu. Das häufigste Problem jedoch bleibt die Untreue", behauptet der Eheberater. "Jedes dritte Paar, das zu mir kommt, hat dieses Problem. Die Untreue muss nicht unbedingt zum sexuellen Kontakt führen. Viele Ehepartner fühlen sich auch emotional betrogen und das reicht aus, um die Ehe in Frage zu stellen. Es freut mich, dass die Bulgaren immer offener über familiäre Probleme sprechen. Das war nicht immer so. In den letzten Jahren trauen sich immer mehr Menschen, zur Eheberatung zu gehen und ihre Probleme offen und laut auszusprechen. Das ist gut, denn je früher man ein Problem erkennt, umso größer sind die Chancen, es zu lösen", sagte abschließend Stojan Georgiew von der Vereinigung "Gesellschaft und Werte" am heutigen Weltfamilientag.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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