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Bulgarisches Landleben - zu Gast in Patalenitza

Foto: Nikola Kolew
Einer Legende nach befindet sich eines der Heiligtümer des antiken Heilgottes Äskulap in Südbulgarien, in Patalenitza nahe der Stadt Pazardschik. 1955 wird das Dorf Batkun dem Nachbarort Patalenitza angeschlossen und so entsteht ein für bulgarische Verhältnisse recht großes Dorf mit 1284 Einwohnern. Darüber hinaus kann der Ort auf eine langjährige und interessante Geschichte verweisen. Im Frühjahr gleicht Patalenitza inmitten einer Ebene am Fuße des geheimnisumwobenen Rhodopengebirges einem Vogelnest, gebettet in mildes Grün und das Weiß der blühenden Bäume.

Nach Ansicht von Nikola Kolew, dem Direktor der örtlichen Schule "Konstantin Welitschkow", wirke sich die unmittelbare Nähe des Dorfes zur 15 km entfernt gelegenen Bezirksstadt Pazardschik zweifelsohne auf den Alltag der Menschen aus. Ein Teil der Dorfbewohner arbeitet in der nahe gelegenen Stadt, andere sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Letztere bestellen kleine Flecken Land, um sich so ein Einkommen zu sichern.


© Foto: Nikola Kolew

"Die Geschichte von Patalenitza ist reich an Altertümern, die bereits in den Epochen der Thraker und Römer von einem interessanten Alltag zeugen - erzählt Nikola Kolew. - Ich würde sogar behaupten, dass das Einzugsgebiet des einstigen Dorfes Batkun weitaus geschichtsträchtiger ist. Der Ort war wie eine römische Stadt angelegt und hatte einen Apollon-Tempel. Im Mittelalter war Batkun die größte befestigte Stadt dieser Gegend. Nach der Gründung von Pazardschik im Jahre 1845 verlor Batkum allmählich seinen Ruhm. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Ort nur noch ein kleines bulgarisches Dorf. Die Herkunft der Namen beider Dörfer ist bis heute umstritten. Man vermutet u.a., dass Patalenitza dem Wort "Pat" entlehnt ist, was zu Deutsch Straße, Weg bedeutet. Andere wiederum verbinden den Namen mit der mittelalterlichen Kirche "Hl. Pantelejmon". Der Name des Dorfes Batkum ist vermutlich protobulgarischer Herkunft und bedeutet soviel wie Sumpf oder morastiger Ort."

© Foto: bg.wikipedia.org

Die Kirche "Hl. Demetrios"

Die historischen Sehenswürdigkeiten seien zahlreich, erzählt Nikola Kolew weiter und verweist auf die Kirche "Hl. Demetrios" aus dem 12. Jahrhundert, die heute ein Kulturdenkmal ist. Ihre Fresken mit ausgeprägtem Renaissance-Charakter werden derzeit restauriert. Das Gotteshaus ist noch nicht für Besucher geöffnet. Ganz neugierige Touristen dürfen aber schon einmal ein Blick in die Kirche werfen. In der Umgebung von Patanlenitza befindet sich ferner das Peter- und Pauls-Kloster, dessen Hof ein 500 Jahre alter Rebstock ziert. Auch hat man von hier aus eine atemberaubende Aussicht auf die Ebene. Ganz in der Nähe befindet sich das Äskulap-Heiligtum aus dem 1.-4. Jahrhundert. Die Überreste sind jedoch nur schwer auszumachen, besonders im Sommer, wenn alles im Grün versinkt. Auch von der im Mittelalter imposanten Festung Batkunion ist nur noch eine Wehrmauer übrig. Das Nachbardorf Debraschtitza wartet mit thrakischen Hügelgräbern sowie Überresten von Kirchen und Festungsmauern auf. Von hier aus gelangt man zudem zu den malerischen Gebirgsferienorten Sveti Konstantin und Zigow Tschark. 6 km von Debraschtitza entfernt, lockt das Dorf Warwara mit seinen Heilwassern.


© Foto: Nikola Kolew

Dennoch haben es die Dorfbewohner von Patalenitza nicht einfach. "Auch unser Dorf ist von der Arbeitslosigkeit betroffen, jedoch rettet uns gewissermaßen die nahe gelegenen Bezirksstadt - meint Schuldirektor Nikola Kolew. - 14 Prozent der Bevölkerung von Patalenitza hat keinen Job. Die Arbeitsmöglichkeiten in unserem Dorf sind auf die Schule und Geschäfte beschränkt. Mehr gibt es nicht. Mehrere Dorfbewohner haben sich im Ausland verdingt. Die Haupterwerbsquellen sind Landwirtschaft und Viehzucht. In unserem Dorf werden sehr viele Ziegen und Schafe gehalten. Auf jedem Hof wiehern Pferde, schreien Esel. Wie fast in jedem bulgarischen Dorf werden Weizen und Mais angebaut, jedoch eher für den Eigenbedarf. Auf den größten Anbauflächen wächst Tabak, aber auch der Tabakanbau ist in letzter Zeit stark geschrumpft."


© Foto: Nikola Kolew

Die Bewohner von Patalenitza, die im Ausland ihren Lebensunterhalt verdienen, verdingen sich vor allem in Spanien und Großbritannien. Auch in weiter Ferne, so Schuldirektor Nikola Kolew, hielten seine Landsleute an den bulgarischen Feiern und Bräuchen fest, vor allem am Georgstag, dem größten Fest des Dorfes. Neben Auswanderern gibt es aber auch Einwanderer, wie beispielsweise eine Familie aus Großbritannien, die sich ein Haus gekauft hat und hierher umgezogen ist.

Zur Belebung des Dorfes könnte der Tourismus beitragen, meint Nikola Kolew. "Patalenitza ist eine sehr attraktive Tourismusdestination, auch wegen des günstigen Klimas. Das Dorf vereint die Vorteile des Tieflandes und der Berge. Aufgrund seiner Lage ist das Dorf wie für Land- und Hochgebirgstourismus geschaffen. Leider gibt es bei uns noch keine Wanderwege und Gebirgsrouten, die wir jedoch in absehbarer Zeit anlegen wollen. Auch gibt es in unserem Dorf ein Hotel, wo man übernachten kann. Ein weiteres Familienhotel ist in Arbeit."

Die Voraussetzungen für den Tourismus sind ausgesprochen günstig, die Menschen vor Ort sind sehr freundlich. Jeder, der nach Patalenitza kommt, werde mit offenen Armen empfangen, wirbt Schuldirektor Kolew abschließend.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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