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Sofia ist jederzeit eine Reise wert

Die Alexander-Newski-Kathedrale
Foto: Weneta Nikolowa
An einem grauen Wochentag durch die Sofioter Innenstadt bummelnd, fällt einem auf, dass sich die Stadt nicht besonders von anderen europäischen Metropolen unterscheidet. Auch hier zeichnen sich die Touristen inmitten der eilenden, in Gedanken versunkenen und nicht selten mürrischen Menge der Stadtbewohner wie bunte Kleckse ab. Im Gegensatz zum Rest haben es die Gäste der Hauptstadt nicht eilig und sind frischen Mutes unterwegs. Sich ihren Weg durch die mit Autos verstopften Straßen bannend, schweift ihr Blick neugierig über römische Bäder, mittelalterliche Kirchen, herrliche Parks und Mineralquellen. Aus ihren angeregten Gesprächen erhascht man Wortfetzen in griechischer, englischer, deutscher, spanischer und italienischer Sprache... Im letzten Jahr ist die Zahl der ausländischen Sofia-Touristen um 11 Prozent gestiegen, verweist die Statistik. Was eigentlich auch nicht weiter verwunderlich ist.



"Als wir in Sofia ankamen, wussten wir nicht, was uns erwartet. Uns empfing eine lebensfrohe Stadt mit vielen jungen, energiegeladenen Menschen, eine klassische und gleichzeitig moderne Stadt mit vielen Grünflächen." So lautet das Fazit der kanadischen Globetrotter Karo und Mat in ihrem Blog. Sie vergleichen die bulgarische Hauptstadt mit "einem duften Mädel in der Universität, das obwohl ungeschminkt unwahrscheinlich gut aussieht." Auch wenn Sofia des Glanzes einiger renommierter europäischer Hauptstädte entbehrt, hat die Stadt dem unvoreingenommenen Ausländer so einiges zu bieten. Das erste, was einen bereits bei der Landung auf dem Sofioter Flughafen beeindruckt, ist das nahe gelegenen Witoscha-Gebirge, in dessen Schoß sich mehrere Sofioter Stadtteile schmiegen.



"Ihr seid große Glückspilze mit euren Skipisten nur eine halbe Autostunde von der Sofioter Innenstadt entfernt. Das nächste Mal komme ich im Winter, um Ski zu fahren" verkündet der 50-jährige Pariser Bernard du Chaine. Häufig bezeichnen Ausländer unsere Hauptstadt als eine der grünsten und saubersten Städte, die sie bisher gesehen haben. Ihnen gefallen die Parks und städtischen Grünanlagen - etwas, woran wir Sofioter uns gewöhnt haben und worüber wir sogar klagen, das diese nur unzureichend seien. "In welcher europäischen Hauptstadt kann man durch die Straßen spazieren und dabei Pflaumen, Maulbeeren, Wildäpfel und im Frühjahr Kirschen pflücken?", fragt Bernard.



Die vielsprachigen Gruppen, die ausgerüstet mit GPS, Fotoapparaten, Videokameras etc. durch das Zentrum der Sofioter Hauptstadt schwärmen, sind längst zu einem untrennbaren Bestandteil des Stadtbildes geworden. Zweimal täglich nimmt vor dem Justizpalast die Sofia Free Tour - ein kostenloser Stadtrundgang seinen Anfang. In zwei Stunden besichtigen die Ausländer die emblematischsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

"Besonders beeindruckt sind die Gäste der Stadt von der Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart, von der Überlagerung verschiedener historischer- und Kulturschichten", erklärt die Stadtführerin Petja Mitewa und fügt hinzu: "Gewöhnlich sind die Leute sehr überrascht. Nach Sofia reisend, haben sie meistens keine Ahnung, was sie erwartet. Wenn wir ihnen jedoch unsere Sehenswürdigkeiten zeigen und ihnen etwas über die Stadt erzählen, sind sie meist über unsere mehrere Jahrhunderte alte Geschichte verblüfft, von welcher sie zuvor nichts gewusst haben. Sie sind von den römischen Überresten im Stadtzentrum begeistert als auch davon, dass im Herzen der Zweimillionenstadt Mineralquellen aus der Römerzeit sprudeln."



"Die Stadt ist voller Überraschungen" behauptet USA Today. Kürzlich kürten die Redakteure der US-Abgabe Sofia zur preisgünstigsten Hauptstadt Europas, was ein weiterer Joker für steigende Touristenzahlen ist. Der andere sind die modernen, funkelnagelneuen Stadthotels, die hervorragende Bedingungen zu lächerlichen Preisen bieten. Aber nicht nur aufgrund des preisgünstigen Angebots ist Sofia eine Reise wert. USA Today nennt eine Reihe von Sofioter Sehenswürdigkeiten, darunter die archäologischen Überreste aus dem Altertum in der Innenstadt, die beim Bau der Sofioter U-Bahn zutage gefördert wurden, die 1912 erbaute Alexander-Newski-Kathedrale, die laut USA Today 10.000 Personen Platz bietet, als auch das Amphitheater, das seinem großen Bruder in Rom nur wenig nachsteht.

Und nicht nur das. Auch das stürmische Nachtleben, die vielfältigen Klubs und Freizeiteinrichtungen ziehen Abenteurer magisch an. Hier begegnen Ausländer zuweilen auch einer völlig neuen Kultur. "In einigen Einrichtungen wird ein Mix aus serbischem und türkischem Pop und Rap gespielt, was hierzulande Chalga genannt wird", staunen die Redakteure von USA Today.



Seit einigen Jahren gibt es bequeme Billigflüge von Europa nach Sofia, was weitere Wochenendtouristen anlockt. Die Veranstalter der Sofia Free Tour wiederum berichten, dass Sofia in diesem Sommer eine weitere Attraktion zu bieten hatte - die friedlichen Bürgerproteste, die von den Ausländern häufig gefilmt werden. Dabei beeindrucken vor allem die freundlichen Gesichter und die gute Laune der Demonstranten. Und so mancher Gast aus Ländern, in denen ebenfalls demonstriert wird, mischt sich solidarisch unter die Protestierenden.

"Sofia gefällt mir, die Stadt ist lebendig, stets ist irgend etwas los", meint ein 40-jähriger Unternehmer aus Großbritannien. Diese Meinung wird auch von anderen Ausländern geteilt, die die Stadt mit ihren Kunstgalerien, Theatern, mit ihren verschiedenen Festivals und Open Air Happenings angenehm überrascht hat. Deshalb kommen viele immer wieder hierher zurück, an den Fuß des Witoscha-Gebirges, um ein weiteres aufregendes Wochenende zu verleben.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Weneta Nikolowa
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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