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Das Wasser in der bulgarischen Volksmythologie

Das Wasser nimmt als eines der Grundelemente eine zentrale Stelle in der Mythologie aller Völker ein. Dem Wasser sagt man reinigende und heilende Kräfte nach. Für die Bulgaren ist es auch ein Symbol der Reinheit, aber das Wasser gilt in der Volksmythologie auch als Vermittler zwischen dem Irdischen und dem Jenseits. Im Januar findet das wichtigste Volksfest statt, das dem Wasser gewidmet sind – das Erscheinungsfest am 6. Januar. Mit dem Wasser haben auch andere Feiertage im Folklorekalender der Bulgaren zu tun. Darunter auch der Omastag am 21. Januar.

Der letzte Feiertag im winterlichen Festzyklus, der der reinigen Kraft des Wassers gewidmet ist, ehrt die alten Geburtshelferinnen. Früher nannte man sie trotz ihren jungen Jahren liebevoll „Omas“. Deshalb heißt auch der 21. Januar bei uns Omastag. Nachdem am Jordans- und Ivanstag alle Dorfbewohner mit dem geweihten Wasser gewaschen wurden, kamen am Omastag die Kinder an die Reihe. Die Geburtshelferinnen besuchten alle Familien, wo im vergangenen Jahr ein Baby auf die Welt gekommen war. Das Baby badete man in geweihtem Wasser, und die Geburtshelferin wünschte dem Kind ein langes, gesundes und glückliches Leben. Anschließend feierten die Mütter eine „Damenparty“.

Aus alten Überlieferungen wissen wir heute, dass das Wasser nicht nur die Reinheit symbolisiert, sondern angeblich auch die magische Kraft besitzt, Magien zu zerstören. Nachts würden die Wasserfeen in der Nähe von Flüssen und Bächen baden gehen, begleitet von Bösewichten und Gespenstern. Früher glaubten die Menschen, dass das Wasser der Wassermühlen besonders magisch sei. Es zerstöre nicht nur schwarze Magie, sondern kuriere auch Todeskrankheiten aus. Besonders wertvoll seien dabei Wassermühlen, wo sich der Wasserkreislauf entgegen des Uhrzeigersinns dreht.

In Volksliedern aus verschiedenen Teilen Bulgariens, die dem Wasser gewidmet sind, wird die gleiche magische Geschichte erzählt. Wenn Mann oder Frau unsterblich, aber unglücklich verliebt war, sollte sie oder er etwas Wasser aus einer Wassermühle schöpfen und bei erster Gelegenheit den oder die Auserkorene mit diesem Wasser beträufeln. Dann werde er oder sie sich auch unsterblich verlieben. Es soll auch vorgekommen sein, dass das Wasser aus der Wassermühle gegen Kinderlosigkeit geholfen habe. Man musste nur sein weißes Leinenhemd in diesem Wasser waschen. Ob man diesen Geschichten glaubt oder nicht, sei dahin gestellt. Wir finden jedoch, dass es schon interessant ist, sich diese alten Geschichten näher anzuschauen. So erfährt man einiges mehr darüber, wie unsere Vorfahren gelebt und was sie geglaubt haben.

Übersetzung: Vessela Vladkovs



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