Die Bulgaren besitzen ein Sechstel des durchschnittlichen Reichtums der Europäer und zehnmal weniger als die reichsten EU-Bürger wie die Deutschen und die Holländer. Somit sind wir erneut Schlusslicht in Europa. Man soll aber nicht vergessen, dass wir hier vom „Club der Reichen“ sprechen. Was den finanziellen Reichtum betrifft, sind wir den Rumänen nah, hinken aber den Mitteleuropäern sehr viel hinterher. In Bezug auf die Banken befinden wir uns auf dem anderen Extrem – die Bulgaren bevorzugen ihr Geld zu sparen und es einer Bank anzuvertrauen. Die Wohnungen in Bulgarien sind EU-weit am billigsten, daher ergeben sich die Unterschiede auch von den Preisen der Eigentumsimmobilien. Und im Gegensatz zu anderen Europäern mögen die Bulgaren große Summen Bargeld zu Hause aufzubewahren.
Der Reichtum der Bulgaren, sowohl finanziell als auch in Immobilien, beträgt bereits 98 Milliarden Euro. Das hat eine Studie von Industry Watch ergeben. Die Zahl ist groß, weil sich über zwei Drittel der Summe aus den Immobilien der Haushalte ergeben. Der finanzielle Reichtum belief sich Ende September auf 27 Milliarden Euro. Nach den endgültigen Angaben der Bulgarischen Nationalbank soll der Betrag auf 28 Milliarden wachsen. Der Hauptanteil ist in Banken deponiert, weil in Krisenzeiten man daran glaubt, dass die Banken sicher sind und man sogar eine Rendite daraus bekommen kann. Unerwartet groß sind die Bankanlagen der Bulgaren geworden, aber das sind die Ersparnisse für schlechte Zeiten, wie man hier zu sagen pflegt. Weil die Menschen nicht so optimistisch über die Zukunft sind und lieber die Gürtel enger schnallen.
10 Milliarden haben die Bulgaren in Form von Bargeld, zeigt die Studie ferner. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, besonders in Mittel- und Westeuropa, sind wir in dieser Sparte führend.
„Das ist zum Teil mit der Bankenkrise von 1997 zu erklären“, erklärt Krassen Jotow von Industry Watch. „Es gibt viele Bulgaren, die den Banken nicht trauen und es bevorzugen, ihr Geld bei sich zu haben. Auch die elektronischen Zahlungen mit einer Karte sind bei uns nicht sehr populär wie zum Beispiel in Polen, Ungarn und Tschechien, wo die Menschen diese Zahlungsart bevorzugen.“
Die Bulgaren besitzen Immobilien in Wert von 71 Milliarden Euro. Seit 2008 sind die Wohnungen um 40 Prozent billiger geworden, was den Wert der Eigentumsimmobilen gesenkt hat. Bulgarien ist an zweiter Stelle nach Island EU-weit was die Senkung der Immobilienpreise betrifft.
„Der große Unterschied kommt aber von dem finanziellen Reichtum, weil die Menschen bei uns zu wenig Ersparnisse haben“, erklärt Krassen Jotow weiter. „In den anderen EU-Staaten investiert man mehr in Rentenanlagen, hier hingegen legt man das Geld auf ein Bankkonto.“
Mit den Rumänen sind wir fast auf der gleichen Ebene, aber wir haben viermal weniger Geld als die Tschechen und die Polen zum Beispiel.
„Der Unterschied kommt aus den niedrigeren Einkommen der Bulgaren“, erklärt weiter Krassen Jotow. „Die anderen Länder mit Ausnahme von Rumänien haben keine so große Inflation gehabt. Bei uns haben viele Menschen ihre Ersparnisse verloren, was sich auch auf ihren finanziellen Reichtum ausgewirkt hat“.
Auch im Bereich der Immobilien sind wir hinter den anderen osteuropäischen Staaten, weil sie hier um 20 bis 30 Prozent billiger sind.
„Vielleicht ist das einzig Positive an der ganzen Sache die Tatsache, dass die meisten Menschen in Bulgarien eigene Wohnungen haben“, berichtet weiter Krassen Jotow. Die meisten Wohnungen in Bulgarien sind bereits bezahlt, in Deutschland zum Beispiel besitzen nur etwa 40 Prozent der Menschen eigene Wohnungen.“
Übersetzung: Milkana Dehler
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