Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Feng-Shui-Tipps für Politiker: Lewskis Portrait lieber an die gegenüberliegende Wand hängen

БНР Новини
Mai 2013: Staatspräsident Plewneliew (r.) reicht Sozialistenchef Stanischew (l.) das Mandat für Regierungsbildung vor Lewskis Augen ein. Schade, dass sie sich an seine politischen Botschaften nur am 19. Februar erinnern.
Foto: Archiv

Diese Woche jährte sich der Todestag des am meisten geliebten Bulgaren. Wassil Lewski wurde am 19. Februar 1873 von den türkischen Herrschern in Sofia gehängt. Der Freiheitsapostel, wie Lewski genannt wird, ist die einzige unumstrittene historische Figur in der gesamten über 13 Jahrtausende währenden Geschichte Bulgariens. Deshalb schmücken sich auch die Politiker so gern mit ihm.

An diesem 19. Februar gab es seit dem frühen Morgen dichte Polizeiabsperrungen rund ums Sofioter Denkmal von Wassil Lewski, wo jedes Jahr auch eine offizielle, amtliche Zeremonie stattfindet. Die Absperrungen dienten wohl der schützenden Abtrennung zwischen Politikern und Bürgern. Als ob eine Wahlkampfveranstaltung oder ein Regierungsprotest stattfinden soll. Es kommt in Bulgarien ohnehin sehr selten vor, dass wir uns als eine Nation vereint fühlen. Lewskis Todestag ist so ein Tag. Und das wurde auch dieses Jahr verkannt. Es versammelte sich wieder die politische Elite, die in langweiligen Ansprachen mit herausgepickten Zitaten von Lewski um sich geworfen hat. Ohne den Sinn von Lewskis Ideen auch annährend zu verinnerlichen, geschweige denn im Dasein als Politiker dieses Landes umzusetzen.

Jeder Bulgare trägt Lewski in seinem Herzen. Die Gefühle, die jeder von uns hat, sind mit einer religiösen Anbetung vergleichbar. Deshalb gedenkt jeder auf seine Art. Und jeder Versuch, eine Massenzeremonie aus Lewskis Jahrestag zu machen, lässt die berechtigten Zweifel aufkommen, man zielt auf eine schaulustige und deshalb abscheuliche Veranstaltung ab. Jeder Bulgare empfindet Lewski so persönlich, dass er ihn mit niemandem teilen möchte. Und so liefern wir paradoxerweise den Beweis, dass wir Lewski nicht verstanden haben. Denn er strebte den Zusammenschluss und das Heranwachsen einer Gemeinschaft im damals unterworfenen Bulgarien an. Und nicht das introvertierte Erleben, das aber die geistesarmen bulgarischen Nachwendepolitiker geradezu provozieren. Doch, sie schmücken sich gern mit Lewski.

Ich frage mich manchmal, ob es irgendwie möglich wäre, zu verbieten, dass Lewskis Portrait in Öl in jedem Büro eines auch noch so unbedeutenden Politikers hängt. Wenn das nicht geht, so zumindest sollte man es hinkriegen, dass Lewskis tiefblauen Augen nicht hinter dem Rücken des mickrigen Schreibtischmenschen auf ihn hinabschauen, sondern er ihn von der gegenüberliegenden Wand direkt anschaut.


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Das veränderte Grundgesetz und die komplizierte Situation für den geschäftsführenden Premierminister

Bulgarien ist auf dem Weg zu den sechsten vorgezogenen Parlamentswahlen innerhalb von drei Jahre n nachdem alle drei Aufträge für die Bildung einer Regierung unerfüllt an den Präsidenten zurückgegeben wurden. Mit den Ende letzten Jahres..

veröffentlicht am 01.04.24 um 15:10

Blickpunkt Balkan

Serbien ist mit der Empfehlung, Kosovo als PACE-Mitglied aufzunehmen, un zufrieden Der Ausschuss für politische Angelegenheiten und Demokratie der Parlamentarischen Versammlung des Europarates gibt eine positive Stellungnahme zum Antrag des..

veröffentlicht am 29.03.24 um 12:10

Blickpunkt Balkan

Dačić dankt Russland für die Unterstützung der territorialen Integrität Serbiens Die bilateralen Beziehungen zwischen Serbien und Russland befinden sich trotz zahlreicher Herausforderungen auf einem hohen Niveau. Dies wurde bei einem..

veröffentlicht am 22.03.24 um 13:52