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Welche Ängste hegen die Bulgaren in der Ukraine?

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Die Bulgaren, wie auch die Vertreter anderer ethnischer Gemeinschaften in der Ukraine,haben am meisten Angst vor der Fortsetzung der Konfrontation und wollen Frieden in ihrem Land.
Foto: EPA/BGNES

"Hoffentlich gibt er keinen Militärschlag, der eine Teilung des Staates bedeuten würde." "Politische Manipulationen und gegenseitige Aufwiegelung". Die Worte stammen von Swetlana Dragnewa, der stellvertretenden Vorsitzenden der Assoziation der Bulgaren in der Ukraine und dem Bulgaren Anton Kisse, einem Abgeordneten im ukrainischen Parlament.

Die Lage sei ernst und gespannt und betreffe nicht nur die bulgarische Gemeinschaft sondern alle Bürger in der Ukraine, sagt Swetlana Dragnewa in einem Interview für Radio Bulgarien. Die Bulgaren in der Ukraine hoffen auf die Besonnenheit der Politiker und der Großmächte. "Denn allen ist klar, dass das eine ernsthafte geopolitische Auseinandersetzung ist", fasst Swetlana zusammen. Für sie sind die Ereignisse auf dem Majdan der Ausdruck sozialer Unzufriedenheit. Allerdings gäbe es auch eine Einmischung von äußeren politischen Kräften.

"Die bulgarische Gemeinschaft ist von den dramatischen Ereignissen Gott sei dank nicht betroffen - es gab keine Opfer", erzählt Swetlana. "Dort, wo die meisten Bulgaren leben, in Odessa im Sapaoroscher Bezirk ist es bedeutend ruhiger. Der größte Wunsch der bulgarischen Gemeinschaft ist der Erhalt der territorialen Einheit. Eine Zersplitterung der Ukraine könnte dazu führen, dass sich die Bulgaren in verschiedenen Staaten wiederfinden."

Swetlana erzählt, dass die gegenwärtige Lage lediglich auf der Krim angespannter sei, "jedoch nicht gegen die friedliche Bevölkerung." Trotz Waffengeklirr machen sich die Bulgaren dort bislang keine Sorgen. In Bessarabien hat man jedoch auch andere Ängste.

"Dor hat eine Art Mobilisierung begonnen", erklärt Swetlana. "Es werden Listen mit den Namen der wehrtauglichen Männer bis zu einem bestimmten Alter erstellt. Auch aus den Dörfern in Bessarabien rief man uns an und erzählte uns, dass auch dort entsprechende Listen erstellt werden. Allerdings haben sich die Dinge etwas beruhigt. Militärische Handlungen würden die Mobilmachung der männlichen Bevölkerung und damit Krieg bedeuten, der niemandem nützt."

In der Ukraine leben zwischen 250.000 und 300.000 Bulgaren, die zu den bestorganisierten Diasporen unserer Landsleute im Ausland zählen. Nach der Tagung des Sicherheitsrates beim Ministerrat verwies Vizepremier und Innenminister Zwetlin Jowtschew bei einer militärischen Auseinandersetzung auf die Gefahr eines verstärkten Migrationsdrucks, da die bulgarische Bevölkerung in der Ukraine ihr Heil in Bulgarien suchen könnte. Jowtschew warnte auch vor fremdenfeindlichen Stimmungen, die die bulgarische Minderheit bedrohen könnten.

Anton Kisse kommentierte in einem Interview für Radio Bulgarien, dass er vor Ort gewesen sei und niemand den Wunsch geäußert habe, nach Bulgarien auszuwandern. "Wenn sich der Bulgare sein Nest baut, will er an diesem Ort bleiben", fasste der Abgeordnete, der zudem der Assoziation der Bulgaren in der Ukraine vorsteht, metaphorisch die Einstellungen der bulgarischen Gemeinschaft in der Ukraine zusammen.

Außenminister Christian Wigenin traf gestern in Kiew mit dem Übergangspräsidenten der Ukraine Alexander Turtschinow zusammen. Besprochen wurden u.a. auch die Rechte der bulgarischen Minderheit im Land. Bulgarien unterbreitete den Vorschlag, die Kinder der Gefallenen in den Sommerferien in Bulgarien aufzunehmen. Anton Kisse, der der Unterredung beiwohnte, zeigte sich beeindruckt von der "Offenheit und einem Gespräch wie zwischen alten Freunden", von der "wohlwollenden und ruhigen Atmosphäre." Der Vorschlag von Minister Wigenin über den Sommerurlaub von Kindern Gefallener an der bulgarischen Schwarzmeerküste, "unabhängig davon, auf welcher Seite der Barrikaden ihre Eltern gefallen sind", habe ebenfalls eine sehr positive Wirkung gehabt, kommentiert Anton Kisse. Heute trifft die Diaspora in Odessa mit Außenminister Wigenin zusammen, um über Probleme der bulgarischen Minderheit zu sprechen.

Der Vorsitzende der Assoziation der Bulgaren in der Ukraine Anton Kisse spürt in Krisenmomenten definitiv die Unterstützung Bulgariens. "Viele Politiker, Bekannte und selbst einfache Bürger rufen uns an, fragen wie es uns geht und wie sie uns helfen können." Welches sind die größten Ängste der Bulgaren in der Ukraine?

"Die Angst vor dem heutigen Tag, vor dem gegenseitigen Aufwiegeln - das muss aufhören, um unnötige Menschenopfer zu vermeiden. Die Bulgaren hier haben Angst vor Blutvergießen" sagt Anton Kisse. "In Kiew und anderen Städten werden die Menschen durch die Nachrichtenflut beider Seiten eingeschüchtert. Die einen zeigen in den Medien das eine, die anderen Anderes. Die politischen Manipulationen widern die Menschen zunehmend an. Ein weiteres Problem ist der Zusammenbruch der Wirtschaft. Der Dollar, der Euro, die Landeswährung springen hoch und runter, die Unsicherheit ist groß. Trotz Krisensituation besteht jedoch keine direkte Gefahr für die Bulgaren in der Ukraine und die Verletzung ihrer Rechte."

Übersetzung: Christine Christov



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