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Krise in der Ukraine sorgt für Standby am Immobilienmarkt

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Foto: BGNES

Die Top-Investoren in der bulgarischen Immobilienbranche sind die Russen. 90 Prozent der Immobiliengeschäfte an der Schwarzmeerküste werden mit russischen Käufern abgeschlossen. In den letzten Jahren haben rund 350.000 russische Staatsbürger Eigentum in Bulgarien erworben. Im Zuge der Krise in der Ukraine schalten russische und ukrainische Großinvestoren erst einmal auf Standby. Dabei zeichnen sich zwei Trends ab. Die Abwertung des Rubels wird die russischen Geschäftsleute dazu veranlassen, einen sicheren Hafen für ihr Geld zu suchen und es in Immobilien in Bulgarien anzulegen. Andererseits vermelden die Makler seit mehreren Wochen einen drastischen Rückgang der russischen und ukrainischen Kunden. Und so liegt der Millionenmarkt in Erwartung der künftigen Ereignisse auf der Krim vorerst auf Eis.

Ein russischer Unternehmer mit einem Projekt für den Bau einer Apartmentanlage an der Schwarzmeerküste hat sein Vorhaben erst einmal ausgesetzt. Auch eine ukrainische Firma, einer der größten Investoren in Bulgarien, hat die Baupläne für Ferienanlagen bei Burgas sowie einen Wolkenkratzer in Sofia erst einmal auf Eis gelegt. Experten zufolge werde der Kapitalabzug aus Russland weiter anhalten. Immer mehr Russen werden nach Anlagemöglichkeiten im Ausland suchen. Zumal die Aktien vieler russischer Unternehmen an der Börse eingebüßt haben, präzisiert Dobromir Ganew, stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Immobilien-Vereinigung.

"Wenn das Finanzsystem bedroht ist, suchen die Menschen nach einem sicheren Hafen für ihr Geld und zwar durch Investitionen in Immobilien", fügt Dobromir Ganew hinzu. "Das dürfte für russische Staatsbürger mit Investitionsabsichten in Bulgarien wie ein Katalysator wirken. Andererseits veranlassen eventuelle Sanktionen gegen Russland die Großinvestoren abzuwarten. Auch Privatpersonen erwerben Immobilien an der Schwarzmeerküste. Allerdings gibt es auch Großunternehmer aus Russland, die Kapital bevorzugt in Bauobjekte und deren Verkauf anlegen. Und einige Russen haben es aufgrund der Abwertung des Rubels mit ihren Immobilienkäufen sehr eilig."

Auch seitens ukrainischer Bürger gebe es eine verstärkte Nachfrage nach Immobilien in Bulgarien, konstatieren Immobilienmakler. Derzeit bevorzugen sie jedoch, bis die Krise vorbei ist, für einige Monate eine Wohnung zu mieten. Burgas und die nahe gelegenen Seebäder sind unter Russen besonders beliebt. Dort ist bereits jeder Fünfte russischsprachig. "Auch gibt es bereits Ersuchen zur Einrichtung russischer Schulen in Burgas und Umgebung, da die südliche Schwarzmeerküste von den Russen bevorzugt wird", erzählt Dobromir Ganew weiter. Makler berichten, dass eine russische Dame im Herzen von Burgas eine Maisonette für 200.000 Euro gekauft habe. In Pomorie gibt bereits ein ganzes russisches Wohnviertel namens "Klein-Moskau", da dort einer der größten russischen Diasporen in Bulgarien lebt. Allein in einem Jahr haben sich dort 2.800 Russen eine Immobilie gekauft. Auch in der Gegend um den Wintersportkurort Bansko dominieren die Russen. Für ein Haus in einer Luxus-Golfanlage zahlen russische Investoren 330-400.000 Euro.

"Die Russen kaufen sich Immobilien an der Schwarzmeerküste für einen längeren Aufenthalt. Die Engländer dagegen erwerben Immobilien mit Spekulationsabsichten", unterscheidet Dobromir Ganew die Kunden. "Ansonsten sind unter den Käufern alle Gruppen vertreten - Rentner, Mittelklasse, Beamte, Jugendliche. Entsprechend unterschiedlich ist auch die konkrete Nachfrage, die sich ganz nach dem Geldbeutel richtet."

Auch erwerben die Russen Immobilien zwecks Business. "Ein Teil von ihnen verbleibt länger in Bulgarien und baut ein eigene Firma auf", fügt Dobromir Ganew hinzu. D.h. die russischen Kunden haben für unseren Immobilienmarkt, besonders an der Schwarzmeerküste, eine enorme Bedeutung. Offiziellen Angaben nach haben allein im Vorjahr knapp 10.000 russische Staatsbürger Besitz in Bulgarien erworben, besonders in den Regionen Burgas und Warna. Das sind weniger als im Jahr davor. Dennoch ist das Interesse stabil geblieben.

Übersetzung: Christine Christov



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