Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Reindustrialisierung: Sinnvolle Idee, sinnloses Gerede

Das Chemiewerk in Wratza heute
Foto: BGNES

Recht beunruhigend ist die Lässigkeit der Regierungsmehrheit, mit welcher sie die populistischen Vorstöße ihres kleinheimlichen Partners im Parlament, der nationalistischen Ataka, "übersehen". Die EU-feindliche Partei belagert seit geraumer Zeit das Rednerpult im Plenarsaal und in diversen Ausschüssen mit aus der Luft gegriffenen Ideen über die "wachgeküsste Industriemacht Bulgariens". Demnach sollen längst bankrotte ehemals staatliche Betriebe künstlich beatmet werden und so Arbeitsplätze schaffen. Die Verträge mit den drei ausländischen Stromversorgern in Bulgarien sollten aufgelöst werden, damit wieder der bulgarische Staat den bulgarischen Strom an die bulgarischen Privathaushalte liefert. Und die Goldgewinnung solle aus der Hand der westlichen Kapitalisten gerissen werden und Geld in die bulgarische Staatskasse spülen.

Selbst halbwegs kompetenten Wirtschaftsexperten stehen die Haare zu Berge von dieser ökonomischen Kür der Nationalisten, denn all diese Vorschläge widersprechen jeder marktwirtschaftlichen Logik. Dennoch wurden sie von beiden Regierungsparteien lässig überhört. Statt solchem sinnlosen Geschwafel im Parlament einen Riegel vorzuschieben, wurden z.B. die Wiederbelebungsversuche am einstigen Stahlwerk Kremikowtzi bei Sofia einfach auf die lange Bank geschoben und damit nicht ganz ausgeschlossen. Kremikowtzi ist ein Sinnbild für den Größenwahn des kommunistischen Regimes – ein riesiges Werk vor den Toren der Hauptstadt, das für seine Produktion Erz aus der damaligen Sowjetunion importieren musste. Aber auch andere marode Betriebe, wie etwa das Chemiewerk in Wratza, sollen "Ataka" zufolge ihre Tore wieder öffnen und Arbeiter einstellen.

Wie reagiert die Regierungskoalition darauf? Gar nicht. Aber vielleicht hat dieses Verhalten doch einen Sinn. Die Regierung Orescharski kündigte an, dass Bulgarien re-industrialisiert werden soll. Der Ministerpräsident hat es zudem auf einem grandiosen Medientreffen am Montag bestätigt. Öffentliche Gelder in marode Betriebe werden aber nicht fließen, betonte er mehrfach. Mehrfach wurde er gefragt, wie denn diese Re-Industrialisierung aussehen und vor allem finanziert werden soll. Darauf gab es bisher aber keine Antwort.



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Bulgarien will von der EU die Einstellung ukrainischer Eierimporte fordern

Bulgarien wird auf der bevorstehenden Tagung des EU-Agrarrates am 23. September in Brüssel einen Stopp der Eierimporte aus der Ukraine beantragen. Das kündigte der bulgarische Minister für Landwirtschaft und Ernährung Georgi Tachow an, der an..

veröffentlicht am 20.09.24 um 12:35

Jährlicher Warenaustausch zwischen Bulgarien und Deutschland beträgt 12 Milliarden Euro

Präsident Rumen Radew und die deutsche Botschafterin in Sofia, Irene Plank, besprachen die wirtschaftliche und investitionsbezogene Zusammenarbeit zwischen Bulgarien und Deutschland. Sie erörterten auch die Herausforderungen für die..

veröffentlicht am 19.09.24 um 12:47
Wirtschaftsminister Petko Nikolow in „LB Bulgaricum“

Staatlicher Milchkonzern modernisiert sein Werk in Widin

Im September begann die Modernisierung der Produktionsstätte des staatlichen Milchkonzerns „LB Bulgaricum“ in Widin. Zunächst sollen die Kühlräume in den Produktionshallen renoviert und die Zufahrtswege zu den Werkstätten sowie der Parkplatz..

veröffentlicht am 15.09.24 um 11:40