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Der Preis der Arbeit – eine jederzeit aktuelle Frage

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Foto: EPA/BGNES

Der Preis der Arbeit - diese Frage ist jederzeit aktuell, besonders in Bulgarien. Für die Arbeitgeber sind die niedrigen Löhne und Gehälter bei uns eine Folge der niedrigen Arbeitsproduktivität. Die Gewerkschaften widerlegen derartige Behauptungen mit Fakten, die belegen, dass Arbeitsproduktivität und Löhne bei uns in keinem ausgeglichenen Verhältnis stehen. Im bulgarischen Arbeitsgesetzbuch sei nicht konkret geregelt, wie der Nominallohn berechnet wird. Gleiches gelte für Normen und Branchentarife, behauptet der Dachverband der unabhängigen Gewerkschaften KNSB. Auch könne man nicht genau sagen, wie genau in Bulgarien die Löhne und Gehälter berechnet werden, da im Arbeitsgesetzbuch dazu nur allgemeine Reglungen zu finden seien, meint KNSB-Chef Plamen Dimitrow. Seiner Ansicht nach sei unklar, wie hoch der Grundbetrag ist und wie anderweitige Zuschläge und Boni berechnet werden. Darüber entscheiden die Inhaber und Manager der Unternehmen und dass ohne Absprachen mit Arbeitnehmern und Gewerkschaften.

Ein klares Reglement zur Berechnung des Mindestlohnes, des Grundbetrags, eine klare Definition für Bruttogehalt etc. im Arbeitsgesetzbuch fordert der Gewerkschaftsdachverband KNSB.  Mindestens 80% des Bruttogehalts des Arbeitnehmers müssten aus dem Grundbetrag kommen. Der Rest könne dann arbeitnehmerspezifisch berechnet werden, etwa auf der Grundlage Engagement, Arbeitsleistung, Beitrag zum Firmengewinn etc. Es sei an der Zeit für Transparenz bei der Berechnung des Arbeitsentgelts. Erst dann werde ersichtlich, ob die Arbeit der Arbeitnehmer fair bewertet wird. Und, ob eine Firma in der Tat keine Möglichkeit hat, die Gehälter ihrer Angestellten zu erhöhen. Bisher seien es hauptsächlich ausländische Firmen, die Löhne und Gehälter nach einem transparenten Modell berechnen, verweist Plamen Dimitrow.

Rund eine halbe Million Bulgaren sind in kleinen Firmen mit max. 10-50 Personen Personal beschäftigt. Nur wenige Arbeitnehmer wissen jedoch, wie es um ihre Firma bestellt ist, wie viel Geld der Inhaber für sich in Anspruch nimmt und ob die hergestellte Ware tatsächlich dem von der Firmenleitung angegeben Wert entspricht. Und dementsprechend, ob ihre Arbeitsleistung gerecht honoriert wird. Die Einführung eines entsprechenden Reglements im Arbeitsgesetzbuch werde mit Sicherheit zu einem Anstieg der Löhne und Gehälter führen, so der Gewerkschaftsdachverband. So sei etwa in den letzten Jahren die Arbeitsproduktivität in vielen Sparten der Schwer- und verarbeitenden Industrie im zweistelligen Bereich gewachsen, wogegen die Gehälter gleichgeblieben seien, verweist KNSB-Chef Plamen Dimitrow. Eine Neufassung des Arbeitsgesetzbuches würde diese Löhne und Gehälter automatisch um 100-150 Lewa nach oben korrigieren.

Und die Meinung der Arbeitgeber? Von der Bulgarischen Wirtschaftskammer ist man der Auffassung, dass derartige Begrenzungen im Arbeitsgesetzbuch sinnlos seien, da diese Dinge ausgehandelt würden. Übrigens wurde auf der Tagung des Nationalrates für trilaterale Zusammenarbeit (bei dem Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften an einen Tisch kommen) seitens der Arbeitgeberorganisationen Vorschläge zur Neureglung der Arbeitsgesetzgebung unterbreitet, die der Gewerkschaftsdachverband KNSB schlichtweg als unakzeptabel ablehnte, da damit die Rechte der Arbeitnehmer weitestgehend beschnitten würden. Bleibt abzuwarten, ob die Vorschläge der Gewerkschaften durchkommen werden.

Übersetzung: Christine Christov



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