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1.200 Jahre seit dem Tode von Khan Krum

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Khan Krum
Foto: wikipedia.org

Am heutigen Tage werden es genau 1.200 Jahre seit dem Tode des bulgarischen Herrschers Khan Krum. Er gehörte zu den bedeutendsten Männern Bulgariens – er vergrößerte und stärkte nicht nur das Reich, sondern etablierte es als drittstärkste Macht Europas, was ihm den Beinahmen „der Schreckliche“ einbrachte. Khan Krum erhielt diesen Beinahmen aber auch wegen seiner äußerst strengen Gesetze und ging mit seinem Gesetzeswerk in die bulgarische Geschichte ein.

Seine Herrschaft über das Erste Bulgarenreich begann im Jahre 802 oder 803. Die Quellen sind sich auch über seine Herkunft nicht einig. Die Geschichtswissenschaftler gehen heute davon aus, dass Krum einem urbulgarischen Geschlecht entstammt, das in Panonien beheimatet war; heute gehört dieses Gebiet zu Ungarn, im Frühmittelalter zählte es zum Siedlungsgebiet der Bulgaren. Krum gründete eine eigene Herrscherdynastie, zu der geschichteschreibende Persönlichkeiten gehörten, wie Fürst Boris I., der das Christentum zur Staatsreligion in Bulgarien erhob und sein Sohn, Simeon der Große, der Bulgarien zu einer ungeahnten kulturellen Blüte führte und ein „goldenes Zeitalter“ einläutete.

Zu Beginn seiner Herrschaft kämpfte Khan Krum gegen die Awaren, denen das Fränkische Reich zuvor schwere Niederlagen versetzt hatte. Er eroberte Transsilvanien und große Teile des heutigen Ungarn bis zur Theiß und befreite damit seine Landsleute, die unter awarischer Herrschaft standen. Ein Teil der Awaren wurden sogar zu seinen Verbündeten und beteiligten sich später an seinen Feldzügen gegen das Byzantinische Reich. Im Jahre 807 rüstete der byzantinische Kaiser Nikephoros I. zu einem Feldzug gegen die Bulgaren, die zu einer immer größeren Gefahr für sein Reich wurden. Er kam aber nicht weit, denn ihn erreichte eine Botschaft über eine Palastverschwörung zu seinem Sturz. Krum nahm seinerseits den Angriff als Anlas für einen Krieg und erkämpfte sich die Vereinigung der damaligen zwei bulgarischen Teilreiche auf dem Balkan, die durch das Gebiet um die Via Militaris getrennt waren. Im Spätherbst 808 schlug er ein großes byzantinisches Heer und gliederte weitere Gebiete des Balkans seinem Reich an, darunter 809 Serdika, das heutige Sofia. Zwei Jahre später holte Nikephoros zum Gegenschlag aus, überquerte mit einer großen Streitmacht das Balkangebirge und verwüstete die damalige bulgarische Reichshauptstadt Pliska. Der Fall der Hauptstadt bedeutete aber nicht der Fall des ganzen Reiches. Der byzantinische Kaiser wusste nach seinem Sieg nicht, wie er seinen weiteren Feldzug in Bulgarien gestalten sollte und wo überhaupt der Feind auf ihn lauerte. Daher entschloss er sich zu einem Rückzug, zumal auch seine Truppen durch die langen und schweren Kämpfe gelitten und nach Hause wollten. Krum hatte zwischenzeitlich seine Kräfte mobilisiert, Verbündete gewonnen und sogar die Frauen zum Militär beordert. Dennoch bot er Nikephoros einen Friedensvertrag an, den jedoch der siegessichere Byzantiner ablehnte. Schließlich glaubte er das Bulgarenreich besiegt und hatte bereits neue Gebietsverwalter eingesetzt, so dass ihn auf der Heimreise hochrangige Beamte und Aristokraten, darunter auch sein Sohn und Thronfolger begleiteten. Am 26. Juli 811 kam es zur historischen Schlacht am Warbitza-Pass, ca. 100 km südlich der bulgarischen Hauptstadt Pliska. Krum hatte dort auf den Gegner gewartet und bereitete Nikephoros eine der schwersten Niederlagen in der byzantinischen Geschichte. Der Kaiser selbst wurde getötet und sein Sohn lebensgefährlich verletzt. Laut den Überlieferungen ließ Krum aus dem Schädel seines Gegners einen silberbeschlagenen Trinkbecher anfertigen und genoss daraus den Siegestrunk.

Der Krieg zwischen Bulgarien und Byzanz schleppte sich in den Folgejahren dahin. Krum gelangen Siege auch über den Nachfolger Michael I. Rhangabe, und er gelangte bis vor die Tore Konstantinopels. Mit dem nächsten Herrscher auf dem byzantinischen Thron, Leon V. Armenios, begannen Verhandlungen, die jedoch scheiterten, weil der organisierte Mordanschlag auf Krum fehl schlug. Krum setzte den Krieg nun mit noch größerer Energie fort und plante für das Jahr 814 einen vernichtenden Schlag gegen die Reichshauptstadt Konstantinopel. Der bulgarische Herrscher starb aber unverhofft am 13. April gleichen Jahres. Die Todesursache ist bis heute ungeklärt, vermutet wird ein Blutsturz, Herzschlag oder Schlaganfall. In den byzantinischen Chroniken wurde natürlich frohlockt und so allerhand zusammengedichtet. So solle er „von unsichtbarer Hand niedergemetzelt“ worden sein, „bestraft wegen seiner Grausamkeit“...

Während seiner kurzen Herrschaft (keine 12 Jahre) hat Khan Krum beachtliches geleistet. Er dehnte das Reich aus und verwandelt Bulgarien in eine europäische Großmacht des Frühmittelalters. Doch auch im Reich selbst führte er wichtige Reformen durch. Bis dahin wurden die jeweiligen Landesteile von örtlichen Aristokraten, sprich Stammesfürsten, geleitet. Krum schaffte das kurzer Hand ab und zentralisierte den Staat, indem er selbst die Gebietsverwalter benannte. In diesem Zusammenhang ersetzte er die Stammesrechte durch ein einheitliches Rechtssystem. Krum gilt damit als einer der bedeutendsten Gesetzesgeber in der frühen bulgarischen Geschichte, der auch als erster die Gesetze schriftlich niederschreiben ließ . Es ist überliefert, dass er awarische Gefangene befragt habe, warum ihr einst so mächtiges Reich untergegangen sei. Als Antwort bekam er: „Verleumdung, Bestechlichkeit, Dienstähle, übermäßiger Weingenuss und moralsicher Verfall“. Das scheint ihn stark beeindruckt zu haben, denn die von ihm geschaffenen Gesetze gingen hart gegen solcherlei Vergehen vor, um Bulgarien vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Einerseits wurde das private Eigentum in höchstem Grade geschützt, gleichzeitig aber die Armut bekämpft, um Diebstähle aus Not von vornherein zu verhindern. Seine Gesetze galten für alle, unabhängig von Rang und Namen, wie auch von der ethnischen Zugehörigkeit. Damit förderte er die Überwindung der Grenzen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen und trug maßgeblich zur Konsolidierung und Zentralisierung des Bulgarenreiches bei. Spätere Chronisten sprachen von seiner „Weißheit und Weitsicht, derer er sich rühmte“, Er sei aber auch „der kriegerischste unter allen bulgarischen Herrschern gewesen.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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