Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Der Fall South Stream: Bulgarien vs Brüssel

БНР Новини
Foto: Archiv

Dieser Tage flogen Erklärungen und Dispute zum Bau der Gaspipeline South Stream zwischen Sofia und Brüssel. Die Spannung eskalierte, nachdem das Europäische Parlament eine Resolution gegen den Pipelinebau verabschiedete. Es folgte eine Unterredung von Wirtschaftsminister Dragomir Stojnew und Energiekommissar Günther Oettinger, die von beiden unterschiedlich interpretiert wurde. Die Europäische Kommission wirft unserem Land die Verletzung der gemeinschaftlichen Gesetzgebung vor und kündigt Sanktionen an. Sofia seinerseits hält am Bau der South-Stream-Pipeline fest. Und so erhielt Sofia erstmals eine gelbe Karte aus Brüssel und die bulgarische Regierung stellt sich offen gegen die Europäische Kommission.

Der Zankapfel
Das bulgarische Parlament hat in erster Lesung Novellen zum Energiegesetz verabschiedet, laut welchen der 24 km durch die Hoheitsgewässer Bulgariens verlaufende Schwarzmeerabschnitt der South-Stream-Pipeline als Interkonnektor - also als Erdgas-Pipeline-Verbindung - aufgeführt wird und nicht als Erdgaspipeline. Damit soll der Rechtsstatus dieses Pipelineabschnitts geändert und dieser aus der europäischen Energie-Gesetzgebung ausgeschlossen werden. Die Kommission reagierte scharf, da einzig und allein Gazprom Zugang zum Terminal auf bulgarischem und demzufolge auf europäischem Territorium haben wird, was gegen das Dritte Energiepaket der Gemeinschaft verstößt.

South Stream war nie Priorität der Gemeinschaft
Das ist der Standpunkt der Kommission, die den Südlichen Erdgaskorridor in Anbindung an die Gasvorkommen aus dem Kaspischen Raum ausbauen will. Das EU-Recht betreffe auch die bulgarischen Hoheitsgewässer, erklärte man aus dem Team von Günther Oettinger und äußerte sich besorgt über die Gesetzesänderung in Bulgarien zugunsten von South Stream. Brüssel zeigte Bulgarien erneut die gelbe Karte und drohte mit Sanktionen bei Nichteinhaltung der gemeinschaftlichen Gesetzgebung. Zudem Sofia Gazprom Steuerpräferenzen für den Pipelinebau eingeräumt hat, was ebenfalls gegen gemeinschaftliches Recht verstößt.

South Stream wird gebaut
Das wiederum ist der bulgarische Standpunkt, den Wirtschaftsminister Dragomir Stojnew unmittelbar nach seiner Unterredung mit Energiekommissar Oettinger bekannt gab. Bulgarien verletze in keiner Weise EU-Recht, erklärte der bulgarische Ressortchef entschieden. South Stream sei sowohl für Bulgarien als auch für Europa von enormer Bedeutung, argumentierte der Minister und führte als Beispiel Italien und Österreich an, die ebenfalls um einen Trassenanschluss bemüht seien. Offensichtlich wird sich der Minister wohl kaum mit Brüssel aussöhnen, da er einerseits die Einhaltung der vom Europäischen Parlament verabschiedeten Resolution gegen den South-Stream-Bau zusicherte und gleichzeitig "den Start des Pipelinebaus auf bulgarischem Gebiet noch in diesem Jahr", ankündigte. Immerhin sei "Russland ein Strategiepartner Bulgariens", erklärte Minister Stojnew.

Die Antwort von Gazprom
Der Bau der South-Stream-Abschnitte in Bulgarien und Serben beginnt in diesem Sommer. Ab Mai werden die ersten Röhren verlegt. "Nur South Stream sei für Europa ein zusätzlicher Garant für Energiesicherheit", kommentierte Gazprom-Chef Alexej Miller. Im Herbst sollen die ersten Röhren auf dem Meeresgrund verlegt werden, das erste Gas soll Ende 2015 fließen.

Die Konfrontation mit Brüssel
Warum stellt sich die bulgarische Regierung offen gegen Brüssel, nachdem es seitens der Europäischen Kommission nie Andeutungen über einen möglichen Stopp des Pipelineprojekts gegeben hat? Im Gegenteil. Brüssel hatte darauf bestanden, dass Gazprom wie im Fall der Osteseepipeline Nord Stream um Ausnahmereglungen ersucht. Allerdings hat sich seit der Krise in der Ukraine der Wind gedreht. Moskau erhöht genervt den Druck auf Bulgarien und droht damit, die Trasse nach Rumänien oder in die Türkei zu verlegen. Bulgarien seinerseits will auf frisches Kapital für seine Volkswirtschaft nicht verzichten. Die Europäische Kommission wiederum versucht Moskau für Kiew zu bestrafen. Die Folge ist ein frontaler Zusammenstoß.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Staatsverschuldung Bulgariens belief sich 2023 auf 22,9 Prozent des BIP

Im Jahr 2023 betrug das Haushaltsdefizit 2 Prozent des BIP oder 3,7 Milliarden Lewa (1,9 Milliarden Euro). Das geht aus den endgültigen Daten des Nationalen Statistikamtes hervor. Dies ist ein deutlicher Rückgang des Haushaltsdefizits im..

veröffentlicht am 22.10.24 um 13:48
Rossen Karadimow

Technologieriese aus Taiwan will bei Plowdiw Werk für Chips und Halbleiter bauen

Ein taiwanesischer Technologieriese verhandelt über den Bau einer großen Produktionsbasis auf dem Gebiet der „Wirtschaftszone Trakia“ in der Nähe von Plowdiw.  Dies teilte der Minister für Innovation und Wachstum Rossen Karadimow mit, der sich..

veröffentlicht am 16.10.24 um 18:17
Georgi Tachow

Vertreter der Gemeinden besprechen im Kurort Albena Probleme der Kommunalverwaltung

Im Dezember werden wir den Gemeinden 1 Milliarde Lewa (500 Millionen Euro) für Investitionen im Rahmen des Strategieplans für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums 2023-2027 zur Verfügung stellen. Das gab Minister für..

veröffentlicht am 14.10.24 um 09:49