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Neues Uranfieber in Bulgarien

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Foto: wikipedia.org

Bulgarien war in Europa der viertgrößte Uranförderer und eines der acht Länder der Welt mit eigenen Rohstoffen für sein Atomkraftwerk. Für die erste sowjetische Atombombe wurde bulgarisches Uran verwendet. Warum erzählen wir all das im Präteritum? Weil dieser Wirtschaftszweig 1992 liquidiert wurde. Heute, 22 Jahre später, will die bulgarische Regierung erneut mit der Uranförderung beginnen, und zwar schon bis Jahresende. Die Gründe: zum einen aufgrund der Investitionsabsichten weltbekannter Unternehmen und zum anderen weil "die Atomenergie weltweit eine Renaissance erlebt und immer mehr Firmen Interesse an den bulgarischen Uranlagerstätten bekunden", beschwörte Energieminister Dragomir Stojnew vor Tagen die bulgarischen Abgeordneten. Und so steht die Uranförderung erneut an der Tagesordnung der Gesellschaft.

Auch vor acht Jahren versuchte der damalige Energieminister die Gesellschaft zu überzeugen, dass die Uranförderung bei uns ein lukratives Geschäft sei. Zu jener Zeit war die Atomenergie weltweit im Aufschwung, die Uranpreise stiegen und die Bergbauunternehmen suchten nach neuen Vorkommen. Damals wie heute sind das kanadische Cameco und die russische TWEL die Hauptakteure in Bulgarien. Geplant ist, dass die Kanadier den Rohstoff fördern und dann zur Verarbeitung an die Russen liefern, die den jetzigen und künftigen Atommeiler mit Kernbrennstoff versorgen. Zudem verspricht man sich davon niedrigere Strompreise aus dem zweiten geplanten Atomkraftwerk Belene als auch günstigeren Kernbrennstoff für den Kozlodui-Meiler bis 2020.

Wie reell ist dieser Restart, nachdem alle 48 Uranminen in Bulgarien seit 22 Jahren still liegen? Experten beziffern die Uranvorkommen in Bulgarien mit 20.000 Tonnen, womit der Kernbrennstoff-Bedarf des Atomkraftwerks Kozlodui in den nächsten 20 Jahren gedeckt werden könnte. Zur Neubelebung der Uranförderung müssen jedoch erst einmal ca. 1,5 Milliarden Euro investiert werden. Nicht zu vergessen die Mehrausgaben im Zuge von Aktionen der "Grünen".

In der griechischen Mythologie ist Uranos der Gott des Universums, weswegen sich Investitionen in ihn offensichtlich lohnen. Zumal die Bewerberliste für den Uranabbau in Bulgarien auf 32 bulgarische und ausländische Unternehmen angewachsen ist. Zweifellos würde die eigene Uranförderung unsere Atomenergie bedeutend unabhängiger und günstiger machen. Warum haben wir dann diese Sparte stillgelegt, wo wir doch über Atommeiler verfügen, die mit diesem Rohstoff versorgt werden? Und wir 25 Millionen Euro aus der Staatskasse und noch einmal so viel über verschiedene Programme zur Liquidierung der Minen und Rekultivierung der anliegenden Landschaften verausgabt haben?

Man schreibt das Jahr 1938. Als erste machen sich die Deutschen an die Uranförderung in Bulgarien, stellen ihr Vorhaben jedoch später ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Uranabbau auf Anraten der sowjetischen Regierung unter der Klausel "streng geheim" wieder aufgenommen. Die Förderung hat Strategiecharakter, exportiert wird nur in die Sowjetunion. Niemand weiß, wie viele Tonnen Rohstoff den Weg dorthin genommen haben und wie viele sowjetische Atombomben  mit bulgarischem Uran bestückt wurden. Alles wurde strengstens kontrolliert. Experten zufolge habe man für die erste sowjetische Atombombe bulgarischen Uran aus dem Dorf Buchowo bei Sofia verwendet. Das Vorkommen war einst von den Deutschen erschlossen worden. Der Rohstoff wurde in streng bewachten Containern in die Sowjetunion transportiert. Dafür erhielt Bulgarien Brennstoff für sein Atomkraftwerk. Und so bis 1992.

Bulgarien ist weltweit eines der wenigen Länder mit eigenem Meiler und eigenen Uranvorkommen. Uran wird lediglich in 25 Ländern abgebaut sowie in 30 Ländern genutzt. In Europa gibt es 143 Atomkraftwerke, von denen nur wenige mit eigenem Rohstoff bestückt werden. In Bulgarien, Belgien, Japan, Südkorea, Schweden, der Schweiz und Finnland sichert das Uran über 30 Prozent des Stroms, belegen Angaben der Internationalen Atomenergie Agentur.

Und so sollte man einen Restart der Uranförderung gut abwägen - und zwar das Risiko der Umweltverschmutzung gegen die Produktion von eigenem Brennstoff für den Meiler plus enorme Investitionen. In diesem Monat wollen die bulgarischen Wissenschaftler auf einem Sonderforum eine Antwort auf die Frage nach den Risiken und Chancen einer Neubelebung der Uranförderung nach 22 Jahren Pause finden.

Übersetzung: Christine Christov



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