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Wir treten auf Mineralwasser und laufen durstig

Foto: BGNES

Warum ist es so? Weil wir nur ein Viertel des Mineralwassers nutzen und den Rest in das Meer und in den Flüssen fließen lassen. Jede Sekunde entspringen 5600 Liter kristallklares Mineralwasser aus den bulgarischen Böden, und der Bulgare trinkt zweimal weniger als der Durchrittseuropäer. Von dem 240 Mineralwasserquellen in Bulgarien werden lediglich 30 Prozent zum Trinken genutzt. Mit dem Rest werden Schwimmbäder und SPA-Zentren versorgt. Die heilende Wirkung des Mineralwassers auf unserem Gebiet ist zwar bereits den Römern bekannt gewesen, die fleißig hier Bäder gebaut haben. Aber warum nutzt man diese wertvolle Ressource nicht als Trinkquelle?

Weniger als ein Glas am Tag. Soviel Mineralwasser trinkt der Bulgare, was ihm weit hinter den Spaniern, den Italienern, Deutschen, Belgiern und Griechen positioniert, die führend in Europa sind. Mehr Mineralwasser konsumieren bei uns die Frauen, als die Männer. Es gibt natürlich auch Gesundheitsfreaks, die kein Wasser aus dem Wasserhahn, sondern nur aus der Plastikflasche trinken. Dazu kommt auch noch die Tatsache, dass das Mineralwasser bei uns im Vergleich zu Europa relativ günstig ist. In der Union wurden 25 bulgarische Mineralwasserarten registriert.

Leider werden nur 6 Prozent des Mineralwassers, das man auch noch trinken kann, bei uns in Falschen abgefüllt. Eines der Probleme liegt daran, dass die Quellen und die Qualität des Wassers noch nicht ausreichend erforscht wurden. 23 Konzessionen für das Abfüllen des Wassers in Flaschen wurden in Bulgarien vergeben. Dabei gibt es ganze 102 staatliche Mineralwasser-Vorkommen, die bereits erschlossen wurden. Ein Großteil davon werden überhaupt nicht genutzt. Auch für die Ausfuhr von Mineralwasser in Bulgarien gibt es Schwierigkeiten. Man gewöhnt sich normalerweise an den Geschmack des Wassers, das man seit seiner Kindheit kennt und es ist schwer, sich dann später für etwas neues zu entscheiden. Damit man überhaupt das Wasser wechselt, muss man von einer sehr guten Werbung dazu zunächst überzeugt werden.

Obwohl das Wasser hier von sehr guter Qualität ist und es täglich gebraucht werden kann, behauptet man seit Jahren, dass es zu teuer ist. Das ist deswegen so, weil 90 Prozent des Preises nicht von dem Arbeitsaufwand selbst, sondern von der Verpackung kommt. Die Wettbewerber aus dem Westen erlangen einen Marktvorteil durch leichtere Flaschen und Verschlüsse. Auch die Transportkosten bei einer Distanz von über 500 Kilometer erhöhen die Selbstkosten. Deswegen versuchen die bulgarischen Hersteller die benachbarten Märkte wie Griechenland, Rumänien, Montenegro und Albanien zu erreichen. Im Nahen Osten sind die europäischen Giganten längst Marktführer und für den chinesischen Markt, der an zweiter Stelle nach der Türkei für Bulgarien steht, sind kleinen Verpackungen, aber in großen Mengen entscheidend.

Die Unternehmen, die Mineralwasser bei uns abfüllen sind 15 an der Zahl, drei von ihnen gehören europäischen Konzernen. Sie dürfen nur lediglich vier Prozent der Vorkommen nutzen und haben dabei nur die Hälfte davon in Flaschen abgefüllt. Genau das hat zu Änderungen im Wassergesetz geführt. Diese sehen mehr als einen Konzessionär pro Quelle. Somit wird der Markt auch nicht monopolisiert und wird neuen Teilnehmern den Zugang ermöglichen. Die Unternehmen haben gleich dagegen protestiert. Sie füllen nicht die gesamte erlaubte Menge ab, weil sie nicht so viele Abnehmer für ihre Produktion haben, behaupten sie. Außerdem trägt das Produkt den Namen der Wasserquelle, wenn es mehrere Hersteller gibt, werden sich die Flaschen nur durch die Gestaltung der Etiketten unterscheiden. Somit werden die neuen Hersteller nicht viel Geld in Marketing investieren müssen, was zum Nachteil der Unternehmen sein wird, die bislang dieses Wasser vermarktet haben.

Ganz im Gegenteil - die Branchenvertreter wollen vom Staat Werbung für ihre Produkte im Ausland. Dann werden sie mehr Kunden haben und die Quellen werden besser genutzt. Zu Beginn der 1990er Jahre war das Wassergeschäft in Bulgarien Gold wert. Nun ist es sehr hart geworden, denn die Konkurrenz stark ist und es sehr viel kostet, die eigene Marke im Ausland zu etablieren. Trotzdem erreicht das bulgarische Mineralwasser Kunden in den USA, Zypern, China, Moldawien und Libyen.

Übersetzung: Milkana Dehler



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