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24. Mai - ein Fest der "Zeichen, die sprechen"

Foto: BGNES

"Das Werk der heiligen Kyrill und Method rettend, hat sich Bulgarien nicht nur die Dankbarkeit und Achtung der slawischen Völker verdient, sondern der ganzen Welt. Und das wird so sein, bis die Menschheit die Begriffe Fortschritt, Kultur und Menschlichkeit mit ihren wahren Inhalten ausfüllt...", schreibt der bekannte französische Sprachwissenschaftler und Bulgarisch-Experte, Prof. Roger Bernard.

Auch heute, zwanzig Jahrhunderte nach der Schaffung des slawischen Schrifttums, feiern wir "die Zeichen, die sprechen", so die buchstäbliche Übersetzung der Buchstabenschrift "Glagolitza". Im 9. Jahrhundert schafft der heilige Kyrill mithilfe seines Bruders Method dieses neue Alphabet, welches dazu dienen soll, Gottes Wort ins Slawische zu übersetzen. 863 werden die beiden Brüder auf Bitte des Herzogs von Großmähren Rostislaw vom oströmischen Kaiser Michael III. auf christliche Mission entsandt. Sie sollen die Westslawen zum Christentum bekehren und den Gottesdienst in Großmähren organisieren. Bald werden Staats- und Kirchendokumente und Bücher in der neuen Sprache verfasst und der Gottesdienst neben den damals gängigen Kirchensprachen Hebräisch, Griechisch und Latein auch in slawischer Sprache abgehalten. 885 verbietet Papst Stephan VI. mit einer Bulle die Abhaltung von Gottesdiensten in slawischer Sprache. Ein Jahr später sind die Schüler von Kyrill und Method gezwungen, nach Bulgarien zu fliehen, wo ihr Werk auf fruchtbaren Boden fällt. Zwei Literaturschulen werden gegründet - und zwar die Schulen von Pliska-Preslaw und Ochrid. Hier werden Geistliche ausgebildet, Kirchentexte übersetzt und neue Werke geschrieben. So wird Bulgarien zur Wiege des slawischen Schrifttums und der Kultur.

СнимкаAlljährlich am 24. Mai - dem Festtag des slawischen Schrifttums und der bulgarischen Aufklärung und Kultur - haben diese geschichtlichen Fakten und Ereignisse für jeden Bulgaren eine ganz besondere Bedeutung. Auch die Chefin der Nationalbibliothek "Hl. hl. Kyrill und Method" Prof. Borjana Hristowa ist von der einigenden Kraft unserer Sprache und Kultur überzeugt:

"Am 24. Mai kommen Tausende Menschen hierher, um vor dem Denkmal der heiligen Kyrill und Method Blumen niederzulegen und danach die Ausstellungen in unserer Bibliothek zu besichtigen. Das ist für mich Ausdruck dessen, dass das Gedenken an die beiden Brüder und die Bedeutung ihres Schaffens tief in unserem nationalen Gedächtnis und Wesen verwurzelt ist. Ich habe untersucht, wie man im Mittelalter und während der bulgarischen Wiedergeburt das Andenken an die beiden Brüder wahrte. Nach der Eroberung Bulgariens durch die Osmanen wurde ihr Werk erstmals 1852 wieder offiziell geehrt und verwandelte sich in der Folgezeit zu einem wahren Volksfeiertag. Nach der Befreiung Bulgariens (1878) wird der 24. Mai zu einem der größten Landesfeiertage. In der Wiedergeburtszeit wählten unsere Groß- und Urgroßväter namentlich diese Heiligen als Symbole aus, um Bulgarien in der Welt zu präsentieren. Und das, obwohl eine Reihe anderer Völker die gleichen Absichten hatte. Unsere Vorfahren haben sich sozusagen im Kampf um diese Symbole durchgesetzt, worauf wir sehr stolz sein können. Es gibt keine anderen Figuren, die uns auf diese Weise vereinen."

Seit nunmehr 16 Jahren steht Prof. Borjana Hristowa dem größten Archiv der bulgarischen Bildung und Literatur vor. Ihre Mutter ist die bekannte Pädagogin und Autorin von Lehrbüchern für bulgarische Sprache und Literatur Rosalina Nowatschkowa. Und so begeistert sie sich bereits seit dem frühen Kindesalter für die Literatur. Im Alter von 5 Jahren liest sie bereits alles, was ihr in die Hände kommt. Heute bezeichnet sie sich als "Berufsleser" und ist davon überzeugt, dass die Bibliothek nicht nur ein Raum mit Büchern, sondern eine Lebensweise ist. "In Bibliotheken herumzustöbern, zu lernen und sich zu vervollkommnen, , um das, was man macht, besser zu machen, ist für mich eine gewaltige Errungenschaft des Menschen. Die Bibliothek ist ein Raum, der einem hilft, zu sich selbst und seinen Talenten zu finden und diese weiterzuentwickeln und zu vervielfachen", verweist Prof. Hristowa.

Ihr größter Wunsch ist die Erweiterung des Bibliotheksgebäudes, das den Namen der heiligen Brüder trägt, die von Pabst Johannes Paul II zu Schutzherren Europas erklärt wurden. Die heiligen Kyrill und Method zählen zu den schönsten Gesichtern Bulgariens vor der Welt, schwärmt die Professorin. "Der große Verdienst dieser beiden Brüder, besonders des heiligen Kyrill, beschränkt sich nicht nur auf die Schaffung des glagolitischen Alphabets. Zumal dieses recht schnell vom kyrillischen Alphabet abgelöst wird, das Ende des 9. Jahrhunderts von Kliment von Ohrid vermutlich in der neuen bulgarischen Reichshauptstadt Preslaw geschaffen wurde. Besonders bedeutsam ist, dass sie eine ausgesprochen reichhaltige Schriftsprache hervorgebracht haben, in der alle philosophischen Konzepte des Wortes Gottes vermittelt werden können und die die Grundlage für einen sehr hohen Literaturstil ist, der im Mittelalter zum Vorbild wurde. Der große Verdienst des heiligen Kyrill besteht in seinem genialen philologischen Schaffen."

Übersetzung: Christine Christov



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