„Die Welt ist ein Betriebssystem, dessen Fehler wir beseitigen müssen“, hatte irgendwann mal Bill Gates gesagt. Eines der Probleme des „europäischen Betriebssystems“ ist, dass es im Jahre 2020 an fast einer Million IT-Spezialisten fehlen wird. Der Bedarf steigt rapid, das Interesse an einem Informatikstudium sinkt aber stetig und das schon seit 2006. Wie kann dieses Problem gelöst werden?
Dieser Aufgabe hat sich die Europäische Kommission angenommen und die Initiative „Grand Coalition für Digital Jobs“ ins Leben gerufen. Bulgarien, das ebenfalls über den Mangel an IT-Spezialisten klagt, beteiligt sich daran, indem es die „Digitale nationale Assoziation“ (abgekürzt DNA in Anlehnung an die Abkürzung für Desoxyribonukleinsäure) gegründet hat. „Es ist in der Tat eine Frage der DNA und genauer gesagt, wie wir diesen Kode in das Land einbringen, um die Wirtschaft und die Menschen konkurrenzfähiger zu machen“, sagte uns Gergana Passy, Gründerin der Vereinigung. Die digitale Welt birgt natürlich auch Gefahren und ruft damit Ängste hervor, denn es verändern sich zwangsläufig auch Leben und Arbeit. Die Zukunft hat aber bereits begonnen und sie ist digital.
Wir leben in einer digitalen Wirtschaft. Bulgarien seinerseits rühmt sich seiner guten IT-Spezialisten, die zu den jüngsten in der Welt gehören. „Das ist für mich sehr wichtig, weil es unser Land unter die fortgeschrittensten in der Welt einreiht“, sagt nicht ohne Stolz Gergana Passy. „Natürlich sind die Landwirtschaft und der Tourismus ebenso sehr wichtig, denn alle Dinge sind untereinander verknüpft, doch die Ausbildung ist am wichtigsten. Wichtig ist, was jeder einzelne von uns kann. Es ist nicht nur für Bulgarien wichtig – ganz Europa ist über das Problem besorgt. Europaweit gibt es sechs Millionen arbeitslose junge Menschen und gleichzeitig wird es um das Jahr 2020 rund 900.000 unbesetzte Arbeitsstellen geben, die noch dazu hoch bezahlt sind. Die digitale Wirtschaft verlangt von jedem von uns gewisse digitale Fähigkeiten, unabhängig des Tätigkeitsbereichs. Laut Statistik besitzen mehr als 40 Prozent der bulgarischen Bevölkerung nicht einmal Grundkenntnisse in der Informatik. Im Jahre 2020 wird jedoch jeder, gleichgültig ob er Lehrer, Arzt oder Journalist ist, wissen müssen, wie man in den sozialen Netzen arbeitet, wie professionelle Software funktioniert, wie interaktiv gelehrt wird, um wirklich das Beste von sich geben zu können. Daher haben wir unsere Koalition gegründet.“
Hat Bulgarien die Chance, seinen alten Ruhm als „Techniknation“ wiederzuerlangen?
„Ich bin davon überzeugt“, sagt Gergana Passy. „Ich möchte Finnland als Beispiel bringen. Wir müssen nicht unbedingt ein reiches Land sein und Großes vollbringen. Finnland war eines der ärmsten Länder, mit sehr schlechten Bildungswesen, Wirtschaftsbedingungen und Landwirtschaft, ganz einfach auch wegen dem rauen Klima. Heute zählt es zu den entwickeltsten Ländern in der Welt, weil es als Grundlage für seine Entwicklung Innovationen und Bildung gewählt hat. Es ist wichtig, uns die Fragen zu stellen, ob wir innovativ denken, ob wir den Unternehmergeist in unseren Kinder anregen und ihnen eine geeignete Bildung geben und ob wir sie danach im Land halten können. Derzeit gibt es in Bulgarien einzigartige Jungunternehmer. Einzigartig, weil sie im Alter zwischen 15 und 25 Jahren sind. Es gibt genauso auch erfahrene Geschäftsleute, die bereit sind, Risiken einzugehen. Den meisten von uns haftet aber die Angst vor Misserfolgen an. In Wirklichkeit haben aber alle erfolgreichen Menschen viele Misserfolge hinter sich“, sagte abschließend Gergana Passy, Gründerin der „Digitalen nationalen Assoziation“.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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