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Der Trojan-Balkan ist voller Überraschungen

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Foto: Wenetta Nikolowa

Der Begriff "schöne Natur" ist längst zu einem Klischee geworden, welches die Wirkung von Orten wie beispielsweise dem Trojan-Balkan nur schwer beschreiben kann. Zu Sommerbeginn ist hier alles in saftiges Grün getaucht und die überall verstreuten Hotels und Gästehäuser beginnen sich allmählich zu füllen. Tschiflik, Schipkowo, Beklemeto, Beli Osam, Oreschak und viele andere sympathische Ferienorte im Schoße der Berge rüsten sich für eine erfolgreiche Sommersaison.


Der düstere Junihimmel und die ungewöhnlich starken Regenfälle konnten dem Start der aktiven Saison in der Balkania-Region nichts anhaben. Die Belegungszahlen verdeutlichen, dass Naturfreunde für ihren Wochenendausflug oder ihren wenn auch verregneten Urlaub gerade den Trojan-Balkan wählen. Die Inhaber des Öko-Dorfes Azareja beispielsweise können sich keineswegs über mangelnde Kundschaft beklagen. In den sechs runden Holzhäuschen mit ihren kegelförmigen Dächern herrscht zu jeder Zeit Leben. Die nach allen Regeln der Feng-Shui-Kunst gebauten Häuschen ähneln altbulgarischen Jurten. Die Inhaber vermitteln ihren Gästen, wie man den Stress hinter sich lässt und seinen Tonus steigert, wie man sich gesund ernährt und sich des Lebens freut. Das beinhaltet natürlich auch den Umgang mit der Natur des Trojan-Balkans als Quelle positiver Energie... aber auch als unentbehrlicher Medikus. Wenn man erst einmal die Pfade des Stara-Planina-Gebirges erklimmt, sind Müdigkeit, Wehwehchen und düstere Gedanken wie weggeblasen! So mancher Pfad führt zu unerwartet schönen Orten, etwa zum ca. 20 km von Trojan entfernten Dorf Gumoschtnik.  Die am Vidima-Fluss gelegene Ortschaft ist vor allem mit seinen acht Titanic-Opfern bekannt. Ihr bescheidenes Denkmal erhebt sich auf dem Hof der Nikolauskirche. Das vor 175 Jahren errichtete Gebäude zeichnet sich mit seinen gewaltigen Ausmaßen sowie mit seiner einzigartigen, märchenhaft schönen Ikonenwand aus - ein wahres Meisterwerk der Schnitzkunst. Ebenfalls sehenswert ist die restaurierte Klosterschule. In der Vergangenheit zählte Gumoschtnik über 1.500 Einwohner. Die Kinder aus dem Landkreis wurden nach den fortschrittlichsten wissenschaftlichen Methoden jener Zeit unterrichtet. Heute besichtigen wir neugierig die engen Holzschulbänke mit dem Sandkasten, den Schieferstiften und Tintenfässern, mit den Schiefertafeln zum Schreiben und Rechnen und vielen anderen Dingen, die in der Ära des Internets seltsam anmuten.

 

Darüber hinaus gibt es vielfältige Möglichkeiten für aktive Erholung und Abenteuer. Obwohl das Wetter in den vergangenen Wochen nicht so ganz mitgespielt hat, läuft der Seilpark "Kateritschka" (zu Deutsch Eichhörnen) im Kurgebiet Beklemeto auf Hochtoren. "Unser ältester Kletterer ist eine 75-jährige Dame, die heldenhaft alle Hindernisse meisterte, welche keinesfalls einfach sind", erzählt der Inhaber des Freizeitparks Milko Tschakarski, der früher bei der Armee war.


"Unser Seilpark ist eine Kombination aus verschiednen Seilen, Lianen, Leitern, Balken, Kletterseilen etc. Kurz gesagt, Freizeitspaß für Groß und Klein. Der Park wurde vor sechs Jahren angelegt, wird jedoch alljährlich um neue Elemente erweitert. Im Vorjahr haben wir unsere Anlage um einen Kinderpark erweitert. In diesem Jahr stand eine Generalüberholung an. Auch haben wir 2-3 Elemente für besondere Extremfans eingebaut."

Darüber hinaus ist die Gegend, vor allem die Hotels in den Dörfern Tschiflik und Schipkowo, als Bäder- und Wellness-Destination bekannt. Gäste aus dem In- und Ausland erholen sich in den örtlichen Wellness-Zentren und Mineralfreibädern - und das nicht nur im Sommer! Wenn alles hier in eine flauschige Schneedecke gehüllt ist, genießen Alt und Jung inmitten der aufsteigenden Dämpfe das Mineralbad im Freien. Seit einigen Jahren ist die Kommune vor allem um den Tourismus bemüht und hat eine ganze Reihe europäischer Projekte auf den Weg gebracht. Die Bürgermeisterin von Trojan Donka Mihajlowa hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Gebirgsgemeinde als Modell für nachhaltigen Tourismus zu etablieren.


"Wir wollen die Via Traiana rekonstruieren", erzählt Donka Mihajlowa. "Dabei handelt es sich um eine römische Heerstraße, die die Donau mit der Ägäis verband und den Balkan in unserer Region überquerte. Eine der best erhaltenen Stätten aus jener Zeit sind die Überreste der römischen Stadt Sostra aus dem 2. Jahrhundert. Im Einzugsgebiet unserer Gemeinde gibt es sechs solche Objekte, die in einer Themenroute erfasst werden sollen. Interessant ist die Tatsache, dass es dort, wo einst die Via Traiana verlief, eine sehr alte Straße gibt - die Straße der Mineralquellen. Einst ließ Kaiser Trajan seine Straßen entlang solcher Heilquellen bauen."

Wir könnten endlos weiterplaudern - über die Schönheit des Trojan-Balkans, über seine Dörfchen aus der Zeit der Wiedergeburt, über seine alten Handwerke, seinen süffigen Pflaumenschnaps, über seine leckeren Banitzi, seine zahlreichen Festivals und Attraktionen. In der Gegend Ajduschko Sborischte beim Dorf Balkanetz können sie sich beispielsweise in Pfeil und Bogen versuchen, ausreiten oder sich auf Voranmeldung von Heiducken entführen lassen. Kurz gesagt - der Trojan-Balkan ist voller Überraschungen.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Wenetta Nikolowa




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