Ein echter Musiker folgt seiner Berufung. Sie wiederum drückt ihm ihren Stempel auf. Ein Beispiel dafür ist die junge Geigerin Jana Burowa.
Wie bei vielen anderen Musikern auch, wurde ihr die Musik in die Wiege gelegt, denn ihre Eltern waren Musiker. Es gab aber auch eine Zeit, in der sie sich scheinbar von ihrem Instrument, die Geige, entfernt hatte. Doch das Schicksal scheint manchmal vorgezeichnet zu sein und legt einem nicht nur Hürden in den Weg. So lernte sie 1998 den weltberühmten Pädagogen Yfrah Neaman kennen, der sie zu einem Studium an der „Guildhall School“ in London einlud.
„Ich fuhr mit gemischten Gefühlen nach London, denn ich musste in Bulgarien Freunde und Familie zurücklassen“, erinnert sich die Geigerin. „Doch in den vier Jahren meines Studiums war ich sehr glücklich, unter der Leitung des Professors zu arbeiten. Ich sah in ihm so etwas, wie einen Heiler – er wusste immer ein Mittel gegen alle musikalischen Probleme. Ich freue mich, dass ich noch das Glück hatte, bei ihm lernen zu können, denn er verstarb Anfang 2003. Mit der Zeit werde ich mir immer mehr darüber bewusst, wie viel er seinen Schülern gegeben hat. Das wertvollste, das ich von Yfrah Neaman gelernt habe ist, ehrlich gegenüber der Musik und dem Werk zu sein, d.h. kompromisslos zu interpretieren.“
Im Verlaufe von zwei Jahren konnte Jana Burowa auch bei einem anderen Violinexperten lernen, nämlich beim Geigenvirtuosen Wasko Wassilew. Von ihm lernte sie vor allem die Bühnenpräsenz, die für einen konzertierenden Künstler überaus wichtig ist. Was das Repertoire von Jana Burowa anbelangt, überwiegen die Komponisten des 20. Jahrhunderts.
„Ich liebe die zeitgenössische Kunst“, gesteht die Geigerin. „Natürlich schätze ich sehr, was die Altmeister geschaffen haben. Am 6. Juni gab ich im Nationalen Kulturpalast ein Kammerkonzert mit Werken von Beethoven und Brahms, bei dem auch Stücke von Benjamin Britten und Dobrinka Tabakowa erklangen. Die Entwicklung interessiert mich sehr. Die moderne Kunst inspiriert mich allein wegen der Tatsache, dass die Menschen weiterhin schöpferisch tätig sind.“
Jana Burowa versicherte, auch wenn sie einen anderen Weg im Leben eingeschlagen hätte, wäre die Musik ihr ständiger Begleiter geblieben, denn sie stecke tief in ihr. Derzeit unterrichtet sie an zwei Lehreinrichtungen in London, darunter der „Emanuel School“, in der sie Schüler bis 18 Jahre auf Musikaufnahmeprüfungen vorbereitet. Diese Arbeit sei sehr dynamisch, aber die empfindet sie als angenehm und motivierend.
Jana Burowa wirkt aber weiterhin auch als Interpretin. 2006 spielte sie eine CD mit Werken bulgarischer Komponisten des 20. Jahrhunderts ein. Was hat sie demnächst vor?
„Unlängst machte ich mit der italienischen Pianistin Fiammetta Tarli einige Aufnahmen von italienischen Stücken. Zusammen werden wir nun auch die zehn Violinsonaten von Beethoven aufnehmen“, erzählt die Geigerin. „In London wiederum werde ich mich an verschiedenen Kammerkonzerten beteiligen und danach auch ein Solokonzert geben. Am 16. Juli wiederum werde ich erneut in meiner Heimat sein, um auf dem Festival „Warnaer Sommer“ zu spielen. Ich warte schon mit Ungeduld darauf. Und danach will ich endlich Urlaub machen.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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