Der vergangene Monat war in Bulgarien vor allem von einem Tief der Arbeitslosenzahl gekennzeichnet. Alles in allem gebe es 350.000 erwerbslose Menschen, was 10,7 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausmacht. Und dennoch gibt es eine Tendenz, die besorgniserregend ist – die Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor recht hoch. Über 58.000 junge Menschen im Alter bis 29 Jahren haben keine Arbeit.
Abhilfe wird vom operationellen EU-Programm zur Entwicklung der menschlichen Ressourcen erwartet, das bis 2020 zur Erhöhung der Jugendbeschäftigung in Bulgarien 17 Millionen Euro geplant hat. Zehn Millionen Euro sollen vorerst aus dem Staatshaushalt genommen werden; später wolle die Europäische Kommission die Gelder ersetzen. Für rund 8.000 junge Arbeitslose sollen Aus- und Weiterbildungslehrgänge und vor allem Praktika organisiert werden. Gerade die sechsmonatigen Praktika haben sich als sehr nützlich erwiesen. Zum einen lernen die jungen Arbeitnehmer, das erworbene Wissen in der Praxis anzuwenden und zum anderen bietet so ein Praktikum die gute Chance, sein Können unter Beweis zu stellen, was zuweilen einen festen Arbeitsplatz bescheren kann.
„Laut dem Programm stellt der Arbeitgeber dem Praktikanten einen Betreuer zur Seite, der in der Firma arbeitet und dem jungen Arbeitnehmer die Besonderheiten und Feinheiten des Berufes erklärt. Die Betreuer selbst werden für diese Arbeit zusätzlich bezahlt“, erläutert Assen Agelow vom Nationalen Arbeitsamt.
Die Arbeitgeber haben den Vorteil, dass die Gelder hierfür aus dem Fonds kommen werden und sie nicht in die eigene Tasche greifen müssen. Eine Umfrage ergab, dass 3.700 Arbeitgeber gewillt seien, schon ab diesen September Praktika dieser Art anzubieten. Erstaunlicher Weise stellte sich jedoch heraus, dass nicht die Hauptstadt Sofia Spitzenreiter im Programm ist, sondern der Nordwesten des Landes, der zu den ärmsten Regionen nicht nur Bulgariens, sondern ganz Europas gehört. Das Angebot an Praktikantenstellen betrifft an erster Stelle Berufe des Dienstleistungsbereichs, wie Barkeeper, Kellner und Verkäufer. Erst an zweiter Stelle stehen Stellen in der Herstellungsindustrie, wie auch im Bauwesen und der Metallurgie. Nur bei zehn Prozent der Praktikantenstellen wird eine höhere Bildung vorausgesetzt.
Und dennoch gibt es auch Unzulänglichkeiten. Das hat sich bei vergangenen Programmen dieser Art gezeigt. Es hapert vor allem an der Information. Theodora Iliewa, Studentin an der Sofioter Universität, gestand, dass sie zwar von Programmen dieser Art gehört habe, Einzelheiten wisse sie jedoch nicht. Ansonsten würde sie sich gern daran beteiligen. Hier die Meinung einer weiteren Studentin: „Ich heiße Maria Iwanowa und bin im zweiten Studienjahr an der Universität für Architektur, Bauwesen und Geodäsie. Ich werde zur Bauingenieurin ausgebildet und möchte später als Projektmanagerin tätig sein. Derzeit gehe ich keiner Arbeit nach und habe mich auch nicht beim Arbeitsamt gemeldet. Das liegt vor allem daran, dass das ganze System viel zu träge ist und zudem fehlt es einfach an der nötigen Information.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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