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Ausstellung über das Bulgarische autokephale Erzbistum von Ochrid

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Erzbischofsmitra aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Venedig, Italien. Gold, Silber, Edelsteine, farbige Emaille, Filigran, Granulation.
Foto: Nationales Geschichtsmuseum

In diesem Jahr wird in Bulgarien das 1000. Todesjahr des bulgarischen Zaren Samuil begangen, der zu den bedeutendsten Herrschern unseres Landes gehörte. Jahre hindurch widersetze er sich mit allen Kräften den Übergriffen des Nachbarn Byzanz bis er schließlich unterlag. Nach einer Schlacht im Jahre 1014 ließ der byzantinische Kaiser Basileios II. alle gefangenen bulgarischen Soldaten (zwischen 14 und 15.000 an der Zahl) blenden. Nur jedem Hundertsten ließ er ein Auge, damit er die Kameraden nach Hause führen konnte. Diese Tat brachte diesem byzantinischen Kaiser den Beinamen “Bulgarentöter” ein – Zar Samuil erlitt beim Anblick seiner geblendeten Soldaten einen Herzschlag, dem er wenige Tage danach erlag. Keine vier Jahre später fiel Bulgarien unter byzantinische Herrschaft, die erst 1185 abgeschüttelt werden konnte.

Teil der Ehrungen anlässlich des Jahrestages ist eine Ausstellung, in der die Geschichte des Bulgarischen autokephalen Erzbistums von Ochrid dokumentiert wird, das von 1018 bis 1767 existierte. Die Exposition wurde in den Räumlichkeiten des Nationalen Geschichtsmuseums in Sofia eingerichtet. Näheres erfuhren wir vom Museumsdirektor Prof. Boschidar Dimitrow:

Das Bulgarische autokephale Erzbistum von Ochrid wurde vom byzantinischen Kaiser Basileios II. geschaffen, das an die Stelle des Bulgarischen Patriarchats trat“, erzählt der Geschichtswissenschaftler. „Ein Erzbistum steht in der Kirchenhierarchie niedriger als ein Patriarchat. Gleichzeitig damit wurde es als autokephal, d.h. mit einem eigenständigen Oberhaupt, erklärt, wobei jedoch dieses Oberhaupt vom Kaiser persönlich benannt wurde. Später, als die Gebiete des Erzbistums in das Osmanische Reich einverleibt wurden, geschah die Ernennung des Erzbischofs mit Einwilligung des Sultans. Das Erzbistum von Ochrid blieb damit unabhängig vom Konstantinopler Patriarchat und sein Oberhaupt trug den Titel „Erzbischof von Ochrid und ganz Bulgariens“. Dieses Erzbistum hat unter allen bulgarischen Kircheninstitutionen den längsten Bestand gehabt. Das Patriarchat von Preswal hat es weniger als 100 Jahre gegeben, das von Tarnowo keine 200 Jahre, während das Erzbistum von Ochrid ganze 749 Jahre – bis 1767. Unter den Erzbischöfen waren namhafte Persönlichkeiten – Schriftgelehrte und Theologen, wie beispielsweise Theophilakt von Bulgarien. Das Erzbistum selbst hat in den Zeiten der osmanischen Fremdherrschaft maßgeblich zum Erhalt des christlichen Glaubens unter der bulgarischen Bevölkerung beigetragen. Es war auch eine Stütze der nationalen Identität der Bulgaren.“

Die Ausstellung zeigt 65 Gegenstände, die in direktem Zusammenhang mit dem Erzbistum von Ochrid stehen.

Glücklicherweise sind die Schätze des Erzbistums erhalten geblieben; gemeint sind Ikonen, Handschriften und Kirchengerät“, erzählt weiter Boschidar Dimitrow. „Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wandte sich der namhafte bulgarische Historiker Bogdan Filow, damals Direktor des Nationalmuseums, an den Oberkommandierenden der bulgarischen Streitkräfte General Schekow. Angesichts der schlechten Erfahrungen in den vorangegangenen zwei Balkankriegen, in denen auch die Wissenschaftler zum Kriegsdienst mobilisiert wurden und viele von ihnen auf den Schlachtfeldern ihr Leben lassen mussten, bat Filow, dass sie nunmehr als ein gesondertes Wissenschaftler-Korps in die befreiten ethnisch bulgarischen Gebiete entsandt werden sollen.“

General Schendow bildete tatsächlich ein solches Korps, das die bulgarische Region Mazedonien wirtschaftlich, demographisch und kulturell erforschte. Es wurde daraufhin der Vorschlag unterbreitet, die beweglichen Kulturgüter einzusammeln und sicherzustellen, damit sie im Zuge der Kriegshandlungen nicht vernichtet werden. All diese Objekte wurden daraufhin ins damalige Nationalmuseum nach Sofia gebracht, dessen Nachfolge das Nationale Geschichtsmuseum angetreten hat.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Nationales Geschichtsmuseum



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