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AIDS bekämpft man mit Wissen und nicht mit Angst

Foto: Archiv

Am 1. Dezember vermerken wir den Welt-AIDS-Tag. Zum ersten mal hat man in Bulgarien von HIV-Virus Mitte der 1980er Jahre gesprochen. Obwohl die Nachricht erschreckend genug war, hat man sie aber nicht als eine konkrete Gefahr wahrgenommen. Man hat Witze über AIDS gemacht und die Boulevardpresse befasste sich damit eher als eine Kuriosität. Die Behörden wussten auch nicht so genau, wie sie mit der "Pest des 20. Jahrhunderts" umgehen sollen. Sollten die infizierten Patienten isoliert werden, oder sollte man sie wieder in die Gesellschaft integrieren? Wie sieht es heute, 30 Jahre später aus?

Nach Meinung von Dr. Radosweta Stamenkowa, Exekutivdirektorin der Bulgarischen Assoziation für Familienplanung, haben die Bulgaren nach wie vor keine richtige Vorstellung von der AIDS-Gefahr und nehmen sie eher als etwas, was einem nicht passieren kann, wahr. Obwohl die Ausbreitung der AIDS-Fälle in Bulgarien unter dem EU-Durchschnitt liegt, steigt die Zahl der Neuinfizierten - 2006 waren es 83, 2010 - 163, seit Beginn des Jahres sind es 195. Ganz oben auf der Liste stehen Großstädte wie Sofia, Warna und Plowdiw. In unserer Gesellschaft mangelt es sowohl bei den Erwachsenen, als auch bei den Jugendlichen an sexueller Aufklärung, die nun verstärkt in den Schulen unterrichtet werden soll.

AIDS kann man nicht mit Angst, sondern mit Wissen bekämpfen, damit man nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Partner schützen kann. In diesem Sinne hat das Anti-AIDS und HIV-Präventionsprogramm des Globalfonds für den Kampf gegen AIDS, TBC und Malarie, das seit 2004 auch in Bulgarien aktiv ist, durch seinen Kampagnen am meisten dazu beigetragen. Dazu gehören auch die kostenlosen HIV-Tests und Beratungen, die von der Organisation angeboten werden und zur Registrierung von über die Hälfte der Neufälle beigetragen haben, meint Dr. Warlewa, Direktorin des Programms. Momentan gibt es in Bulgarien offiziell 2.025 HIV-positive Patienten, wobei am anfälligsten die Männer sind, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben und 43% der Neuinfizierten ausmachen.

"Der Anteil der neuen HIV-positiven Patienten, die Rauschgift spritzen, ist von 46% im Jahre 2008 auf 11% in diesem Jahr gesunken", kommentiert die Ärztin. "Bis vor drei Jahren waren mehr als die Hälfte der Neufälle junge Menschen im Alter bis 29 Jahren, nun sind es unter 30%. Allein im Sommer haben sich 37.000 Menschen kostenlos im Rahmen der Kampagne testen lassen. Ich denke aber, dass wir bei den Antidiskriminierungsmaßnahmen gegen HIV- und AIDS-Infizierte versagt haben".

In Bulgarien gibt es eine kostenlose Behandlung für AIDS-Patienten und zwar unabhängig davon, ob sie krankenversichert sind, oder nicht, meint Dr. Warlewa weiter. Momentan gibt es in den Regionen von Sofia, Plowdiw, Warna, Plewen und Stara Zagora Behandlungszentren für AIDS-Kranke. Im Jahr kostet die Behandlung eines Patienten zwischen 5.000 und 7.500 Euro, die vom Staat getragen werden. Fast 90% der Patienten, die vor sieben Jahren eine Therapie begonnen haben, sind heute noch am Leben und werden weiter behandelt. Unter ihnen gibt es auch welche, die bereits in den 1980er Jahre infiziert wurden. Was tut man in Bulgarien für die soziale Integration dieser Menschen?

"Wir unterstützen vier NGOs, die die Interessen von HIV-Patienten vertreten", berichtet weiter Dr. Warlewa. "Sie beraten die Familien der Betroffenen und ihre Umgebung. In diesem Jahr gab es ein Treffen zu diesem Thema auf Landesebene. 2015 wird die therapeutische und soziale Unterstützungsarbeit mit den Patienten fortgesetzt", so die Fachärztin abschließend. 

Übersetzung: Milkana Dehler


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