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Die Traditionen im Geigenbau sind noch wach

Foto: Privat

Unlängst feierte der angesehene bulgarische Geigenbauer Apostol Kaloferow seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar wurde mit einem Konzert geehrt, das in- und ausländische Musiker auf Instrumenten gaben, die aus der Hand des Meisters stammen.

Apostol Kaloferow hat das Handwerk bei seinem Vater gelernt, der ein international anerkannter Geigenbauer war und viele Auszeichnungen für seine Instrumente erhalten hatte. Er hat maßgeblich den bulgarischen Instrumentenbau beeinflusst.

Meine Kindheit stand in engem Verhältnis zum Beruf meines Vaters“, erzählt uns Apostol Kaloferow. „Als keiner Bube spielte ich im Hof vor der Werkstadt und hörte die Kunden meines Vaters sagen: „Das ist der Sohn von Iwan. Sicher wird er auch ein Geigenbauer“… Ich beendete die Fachschule für Holzbearbeitung und Innenarchitektur mit Hauptfach „Holzschnitzkunst“. Später absolvierte ich auch die Kunstakademie. Das half mir sehr in meinem Beruf als Geigenbauer.“

Die Wahl des Werkstoffs ist laut dem Meister von erstrangiger Bedeutung für den Klang des Instruments. Er verriet uns, dass seit dem 18. Jahrhundert, der Zeit der bedeutenden Geigenbauer, wie Stradivari, für die Anfertigung des Korpus dem Ahornholz der Vorzug gegeben wird. Die Decke wiederum, die hauptsächlich als Resonanzboden dient, besteht aus Fichtenholz. Die Hölzer für den Instrumentenbau, die auf der Balkanhalbinsel gewonnen werden, zeichnen sich ihrerseits durch eine hohe Qualität aus, was den Klima- und Bodenverhältnissen zuzuschreiben ist. Apostol Kaloferow meint, dass die besten Hölzer in einer Höhe von 1.000 Meter über dem Meeresspiegel anzutreffen sind, wo die Vegetationsperiode lediglich drei bis vier Monate im Jahr andauert. Die Bäume müssen wiederum in einem dichten Wald stehen und mindestens 100 Jahre alt werden, bevor das Holz die nötige Reife, sprich Festigkeit erreicht hat. Über sein Handwerk erzählt weiter der Meister: „Es heißt nicht zufällig „Geigenbau“, weil eine Geige ein wahres Bauwerk ist – ein kleines Architekturwunder, in dessen Zentrum ein Resonanzkasten ist, der den Prinzipien der Architektur folgt, wobei der Bogen das wichtigste Element ist“, erzählt Apostol Kaloferow. „Die Wölbungen von Decke und Boden erinnern an alte Römerbrücken. Man stelle sich nur vor, dass dieses kleine zierliche Gebilde, das zwischen 200 und 300 Gramm wiegt, eine Last von rund 28 Kilogramm aufnehmen muss. Ein Instrument hat ein langes Leben – es wird von mehreren Generationen benutzt. Daher muss es mit besonderer Sorgfalt und Liebe gefertigt werden.

Vor vielen Jahren ging Apostol Kaloferow in die Lehre des französischen Geigenbauers Jean Bauer. Kaloferow erinnert sich: „Für mich war es eine große Ehre, bei einem weltweit anerkannten Geigenbauer zu lernen. Ich traf ihn auf dem internationalen „Königin Elisabeth Wettbewerb“ in Lüttich, Belgien. Er war Vorsitzender der Jury; ich erhielt die Silbermedaille; die Goldmedaille wurde keinem zuerkannt. Bauer lud mich zu einem Praktikum ein. Bei ihm lernte ich die althergebrachte Art und Weise des Geigenbaus, während mir mein Vater den zeitgenössischen Geigenbau beigebracht hatte. Ich konnte nun beide Tendenzen im Geigenbau kombinieren und das brachte mir einen Erfolg ein, der bis heute andauert.“

Apostol Kaloferow hat bisher über 250 Instrumente angefertigt. Der größte Teil von ihnen wurde in Frankreich gekauft. Auf seinen Instrumenten spielen auch einheimische Geigenvirtuosen, wie Georgi Badew und Angel Stankow. Der Sohn von Apostol Kaloferow, Iwan, hat seinerseits an der Internationalen Geigenbauschule „Antonio Stradivari“ in Cremona gelernt. Er meinte, dass er glücklich sei, den Beruf des Geigenbauers geerbt zu haben und nun die Traditionen fortführen kann.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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