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Elena Dimitrowa: Das Gute muss sich gegen das Böse erheben

Foto: Privat

Elena Dimitrowa ist für ihre Dokumentarfilme und Bücher bekannt, die wichtigen Ereignissen und Persönlichkeiten aus der bulgarischen Geschichte gewidmet sind, darunter dem Leben und Werk der Brüder Kyrill und Method, den Bogomilen und der Geschichte des Christentums in bulgarischen Landen. Unlängst wurde ein Buch ganz anderer Natur von ihr veröffentlicht – „Die Kraft des Guten“, das Lebensgeschichten und Reflexionen rund um die menschliche Güte enthält. Dieses Buch nahmen wir zum Anlass, uns mit Elena Dimitrowa über dieses Thema zu unterhalten, da heutzutage Berichte über Blutvergießen, Brutalitäten und Verletzungen der Menschenrechte die Titelseiten der Printmedien und die Nachrichtenblöcke füllen und ein Gefühl der Ausweglosigkeit erzeugen.

Was ist eigentlich das Gute? Es hat viele Facetten. Das, was für den einen gut ist, ist für den anderen böse. Nehmen wir zum Beispiel einen Diktator. Der Weg zur Hölle ist ja bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Ändert sich eigentlich das Verständnis vom Guten in den verschiedenen Geschichtsepochen oder in den Vorstellungen unterschiedlicher Völker? Nein! Das Gute ist universell, ist Elena Dimitrowa überzeugt.

Die Quintessenz lautet: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, so tut auch ihr ihnen“, wie es im Evangelium des Lucas heißt. Das gilt für alle Menschen“, meint Elena Dimitrowa. „Ich habe eine Botschaft des Heiligen Iwan Rilski, dem Schutzheiligen und Patron des bulgarischen Volkes, in mein Buch aufgenommen. Darin legt er seinen Schülern nahe, sich im Namen des Guten der Abhängigkeit von Geld und Gegenständen zu entledigen, denn diese Abhängigkeit bringt die Menschen auf krumme Gedanken und verleitet zum Bösen.“

Wenn man seinen Mitmenschen Gutes tut, baut man auch am eigenen Glück, ist Elena Dimitrowa überzeugt, die ganz viel in Bulgarien und der Welt herumgekommen ist. Einen bleibenden Eindruck haben bei ihr die Tuaregen hinterlassen, die im algerischen Teil der Sahara leben. Bei ihnen haben Güte und Liebe allerhöchste Priorität. „Dort ist auch Antoine de Saint-Exupéry mit seinem Flugzeug gelandet und ich habe das Gefühl, dass sich im Gemüt des Kleinen Prinzen Charakterzüge der Einheimischen spiegeln. Materielle Werte sind ihnen egal. Wichtig für sie sind die Liebe zur Mutter, die Liebe zwischen Mann und Frau, die Freundschaft“, erzählt Elena Dimitrowa.

Ganz egal wo ich überall auf der Welt auch gewesen bin, ich liebe Bulgarien von ganzem Herzen. Im Bereich des Spirituellen hat es eine ganz besondere Ausstrahlung. Die schönsten Gedanken über das Gute, die meine Seele am tiefsten berührt haben, habe ich während meiner Dienstreisen in Bulgarien aufgeschrieben, oftmals in kleinen Dörfern und Städten. Sie kamen oft aus dem Mund älterer Menschen, die Weisheit erlangt hatten und die unverfälschte Freude kannten, bei der Ernte oder der Geburt eines neuen Wesens dabei zu sein. Interessant ist, wie das Volk uns durch unterschiedliche Volks- und Aberglauben vor dem Bösen zu bewahren versucht. Die Bulgaren lieben und schätzen beispielsweise die Störche. Ich bin in einem Dorf unweit von Stara Sagora aufgewachsen, wo meine Eltern Lehrer waren. Damals hieß es dort: „Wer einen Storch tötet, dessen Mutter wird sterben“. Durch diese Angst wusste das Volk jene Tiere zu schützen, die nützlich sind. Auch hier finden wir die Weisheit der Bulgaren, ihre Auffassung vom Guten, die über all die Jahrhunderte an die kommenden Generationen vermacht wurde. Jeden Tag erfahren wir aus den Nachrichten über Morde, als wäre dies etwas ganz Alltägliches. Das ist aber das Böse in Person und so bin ich der Ansicht, dass es an der Zeit ist, dass sich die Kraft des Guten gegen dieses Böse erhebt. Egal welcher Religion oder welcher Partei wir angehören – wir alle sind nur Menschen auf dieser Erde.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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