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Deutsche Investitionen schrumpfen, Handelsaustausch klettert auf neuen Rekord

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Der deutsche Botschafter in Bulgarien S.E. Detlef Lingemann überreichte der stellvertretenden Geschäftsführerin von KAN Uchtehsport Bulgaria Denitsa Kanazireva den Preis der Deutschen Wirtschaft in der Kategorie „Kleines und mittelständisches Unternehmen“. KAN Uchtehsport Bulgaria stellt Schulmöbel und Sportartikel her.

Als Vertreter der größten Wirtschaft in Europa gilt die Meinung der deutschen Investoren in Bulgarien als richtungsweisend für die Einschätzung des Geschäftsklimas im Land. Die Deutsch-bulgarische Industrie- und Handelskammer ist ihr Sprachrohr in Bulgarien. Anlass, mit dem Hauptgeschäftsführer der Kammer Dr. Mitko Wassilew zu sprechen, gab uns auch die Zeremonie in der Sofioter Oper, als die Jahrespreise der deutschen Wirtschaft für 2014 vergeben worden sind. Zum elften Mal in Folge wurden Unternehmen in drei Kategorien ausgezeichnet, die zur Ankurbelung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen beigetragen haben.

Unlängst hatten die ausländischen Investoren neben Vertretern der führenden bulgarischen Unternehmen die Möglichkeit, bei einem Treffen mit der Regierung aus erster Hand zu erfahren, was das neue Kabinett in Sofia plant und was im neuen Jahr zu erwarten ist. Welche Themen standen auf der Tagesordnung und was darf man aus so einem Treffen erwarten?

"Wir begrüßen solche Treffen, um zu erfahren, welche Pläne die Regierung hat", sagt einleitend Dr. Mitko Wassilew. "Von einem solchen Treffen darf man allerdings keine all zu großen Ergebnisse erwarten. Dennoch ist es wichtig, dass sich Wirtschaft und Politik an einen Tisch setzen und diskutieren, insbesondere in der schwierigen Situation, in welcher sich Bulgarien momentan befindet. Das Land befindet sich zwar in keiner Isolation, aber wir haben noch zahlreiche Hausaufgaben, die noch zu machen sind. Und es gibt eine Reihe von Problemen, die uns belasten – die Pleite der viertgrößten Bank KTB, die Justiz und andere Reformen, die dringend durchgeführt werden müssen", so Dr. Wassilew.

Der stellvertretende Wirtschaftsminister Lyuben Petrov überreichte dem Bulpros-Consulting-Geschäftsführer Ivaylo Slavov den Preis der Deutschen Wirtschaft in der Kategorie „Großunternehmen“. Bulpros Consulting ist im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie aktiv.

Bei der traditionellen Konjunkturumfrage, die die AHK Bulgarien jedes Jahr unter ihren rund 500 Mitglieder durchführt, gab es letztes Jahr zum ersten Mal deutliche Kritik an Bulgarien als Investitionsstandort. Als Schwachstellen wurden erneut die wohlbekannten Problembereiche genannt: schwache Verwaltung, Korruption, rechtliche Unsicherheit, fehlende Transparenz bei der Durchführung von öffentlichen Ausschreibungen usw. Wie wirkt sich die fast zweijährige politische und wirtschaftliche Stagnation in Bulgarien auf das Investitionsklima aus?

"Nicht gut", lautet die knappe Antwort von Dr. Mitko Wassilew. "Die Angaben der Bulgarischen Nationalbank weisen erneut einen Rückgang der deutschen Investitionen in Bulgarien aus. Aber man darf auch nicht nur das Negative betonen, denn Bulgarien hat durchaus auch Vorteile als Investitionsstandort: das Steuersystem, die geografische Lage, die Zugehörigkeit zur großen europäischen Familie der EU und NATO, und auch die billige Arbeitskraft, was uns, Bulgaren, zwar missfällt, für die ausländischen Investoren aber sehr attraktiv ist. Die Medaille hat immer zwei Seiten und es ist wichtig, die Vorteile zu erkennen, die Probleme anzupacken und gemeinsam nach vorn zu blicken", sagt Kammerchef Dr. Mitko Wassilew.

Mit der Aufnahme Bulgariens in die Europäische Union scheint, der Investitionsboom allmählich abgeflaut zu sein. Die Euphorie ist vorbei, wobei diese Entwicklung durchaus zu erwarten war – als Mitglied der EU ist der bulgarische Markt reguliert und vorausschaubar. Und trotz des sich abzeichnenden Investitionsrückgangs aus Deutschland verzeichnet der Handel wieder einen Rekord. Wie geht das?

"Selbst wir in der AHK Bulgarien sind überrascht", gesteht Dr. Mitko Wassilew. "Die Angaben bis Oktober 2014 zeigen, dass der Handel im Vergleich zum Vorjahr wieder zugelegt hat. 2013 lag er bei 5,3 Milliarden Euro, für 2014 erwarten wir bis 5,6 Milliarden Euro. Ein so starkes Wachstum hatten wir bisher nicht, obwohl sich die positive Handelsbilanz von 2013 wohl nicht wiederholen wird, als die bulgarischen Exporte nach Deutschland höher als die Importe lagen. Deutschland ist Exportweltmeister und nur wenige Länder in der Welt haben eine positive Bilanz. Trotzdem sehen wir hier eine positive Tendenz und wir hoffen, dass die Reserven Bulgariens damit nicht erschöpft sind. Die guten Nachrichten dürfen nicht unerwähnt bleiben", sagte abschließend Dr. Mitko Wassilew.

Fotos: AHK Bulgarien



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