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Die Sorge um die Bulgaren in der Ukraine zwischen Realität und Populismus

Foto: Archiv

Wegen der geographischen Nähe zu Bulgarien, beschäftigt der Ukraine-Konflikt die Öffentlichkeit hier und nicht nur deswegen. Dort lebt mit einigen Hundert Tausend die größte bulgarische Minderheit weltweit, daher ist das Mitgefühl für die Landsleute groß, dafür aber nicht immer sehr rational.

Der Bulgare neigt dazu, dem Staat die Schuld dafür zu geben, dass er unseren Landsleuten in der Ukraine nicht genügend Aufmerksamkeit widmet. Das wird natürlich von einigen Oppositionsparteien ausgenutzt. Eine der nationalistischen Parteien hat zum Beispiel einen Vorschlag im Parlament über eine Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes deponiert, laut welcher die Bedingungen für die Einbürgerung gelockert werden müssen. Das betrifft vor allem die Bulgaren in der Ukraine, die ansonsten zur Zeit einer Einberufung unterlegen. Nach offiziellen Angaben gibt es momentan aber kein Interesse seitens der ukrainischen Bulgaren, die bulgarische Staatsangehörigkeit aus welchem Grund auch immer zu erwerben. Die Assoziation unserer Landsleute dort hat berichtet, dass bislang lediglich etwa 6.000 Personen sich danach erkundigt haben. Hinzu kommt der Umstand, dass Bulgarien aus finanziellen Gründen bereits Probleme hat, mit der Flüchtlingswelle aus dem Nahen Osten fertig zu werden.

Der öffentliche Druck, ein beschleunigtes Verfahren für die von der Einberufung bedrohten Bulgaren in der Ukraine einzuführen, bringt die Regierung in einer ungünstigen Lage. Das Problem wurde bei verschiedenen Gelegenheiten, insbesondere bei der jüngsten Sitzung des EU-Rates behandelt und soll demnächst auch direkt mit der Ukraine besprochen werden. Dort gibt es aber die doppelte Staatsangehörigkeit nicht, daher werden die ethnischen Bulgaren nur als ukrainische Bürger gesehen. Ansprüche von Sofia über eine Sonderbehandlung der ethnischen Bulgaren während eines Krieges gab es auch zur Zeiten des Jugoslawienkonflikts. Sie blieben allerdings ungeachtet. Die aktuellen Forderungen der Regierung zeigen, dass wir sogar aus der jüngsten Geschichte nichts gelernt haben. Andererseits stellen wir keine Ansprüche auf die Mobilisierung der Bulgaren durch die Separatisten, was die Frage darüber stellt, ob Sofia unsere Landsleute in der Ukraine gleich behandelt.

Zumindest hat die Regierung einige Schritte im Rahmen des möglichen unternommen. Die diplomatischen Vertretungen in der Ukraine wurden darauf angewiesen, im Eilverfahren Visa für die ethnischen Bulgaren in der Ukraine auszustellen. Das Rote Kreuz hat humanitäre Hilfe für die Menschen in den Kriegsgebieten organisiert. Am besten wird Bulgarien unseren Landsleuten helfen, in dem es kontinuierlich den Friedensprozess unterstützt. Die Ergebnisse der Friedensverhandlungen in Minsk geben eine auch wenn nur vage Hoffnung darauf.

Übersetzung: Milkana Dehler



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